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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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alles, was mit Mike Abbotson zu tun hatte. Beide zusammen, in eine Leben-auf-Tod-Situation verstrickt, dazu noch mit Mund-zu-Mund-Beatmung, die einer dem anderen gegeben hatte, gerann zu einem Klumpen Blut in den Gewässern, in denen die Medienhaie schwammen. Jedes Mal, wenn Godiva anrief, entschuldigte sie sich bei Kate, dass ihr Public Relations-Manager alles ausgeplaudert hatte. Kate verstand das. Aber sie hatte auch, im Gegensatz zu Godiva oder ihrem Vater, die Medienhaie immer für unwichtig gehalten, für etwas, das nichts mit ihr zu tun hatte. Hatte die Ungewissheit über den Zustand ihres Vaters dieses Gefühl der Unwichtigkeit bei ihr noch verstärkt, so steigerten sich die Medienhaie darüber in eine geradezu hysterische Fresssucht und Kate hatte allmählich Angst, laut Luft zu holen, weil sie befürchtete, es könne bemerkt und interpretiert werden. Das Entkommen aus einer Seitentür des Klinikkomplexes war ihr einzig unbemerkter Fluchtweg vor den Journalisten gewesen. Sie hatte keine andere Wahl, als Matts Vorschlag zuzustimmen und alle ihre Transporte in die Hände des Sicherheitsteams ihres Vaters zu legen. Obwohl diese drei verschiedene Autos als Ablenkungsmanöver benutzten, war ihnen nur geringer Erfolg beschieden. Kates Firma, die S.A.A., wurde mit Telefonanrufen überschwemmt, an den Eingängen lagerten Medienhaie, um jeden zu interviewen, der Kate kannte, sodass niemand in der Firma mehr richtig arbeiten konnte. Und auch Jeff und Joel wurden gejagt – wegen ihrer Rolle als »Lustobjekte«, wie die Medienhaie sie nannten (wie sie auch Kates Wohnung als »Liebesnest« bezeichneten, wo sie skandalöserweise mit zwei Liebhabern zusammenlebte).
    In der Zwischenzeit drängte Matt ständig auf eine Generalvollmacht für das ganze Wirtschaftsimperium. Der Vorstand von Abbotson Interactive Design, Inc., stand vor der wichtigen Entscheidung, ob die Künstliche Intelligenz, die sie als Pflichtverteidiger auf den Markt bringen wollten, als Hologramm auftreten, in einem Robotgehäuse mit vager humanoider Form agieren oder einfach in einer flachen Computereinheit stecken sollte. Dies war nicht nur eine Kostenfrage (denn je niedriger die Kosten pro Einheit waren, desto eher würden die staatlichen Organe Druck auf die Gerichte ausüben, der Neuerung zuzustimmen), sondern auch die Frage, welches Image den besten Eindruck auf die Richter und Geschworenen machen würde. Obwohl Kates Vater die Beschlüsse des Vorstands meistens gut hieß, lag die Entscheidung letzen Endes doch allein bei ihm, und seine Unterschrift (oder die Kates als seiner juristischen Vertretung) war bei allen wichtigen Entscheidungen notwendig. Da Kate kein Bedürfnis hatte, der Präsentation der Modelle beizuwohnen oder die Vorstandssitzung zu besuchen, in der die Entscheidung fallen sollte, drang Matt in sie, ihm wenigstens für diesen Fall eine Vollmacht zu geben.
    Um das überhitzte öffentliche Interesse etwas von der S.A.A. und den beiden J’s abzulenken, entschied sich Kate, übers Gebirge zum Haus ihres Vaters zu fahren, dort die Disk fertig anzuschauen, sich Zugang zum Gewölbe zu verschaffen, und – falls ihr Vater nicht plötzlich aus dem Koma erwachte – über Nacht zu bleiben. Trotz seines Komforts besaß das Haus die Sicherheitsvorteile einer militärischen Basis. Das zumindest garantierte ihr zur Abwechslung Privatsphäre und Ruhe.
    Mitten in der Nacht, um halb vier, machte es sich Kate mit Kissen und Schlafsack hinten im geräumigen Kleinbus ihres Vaters bequem, und es gelang ihr, zu entkommen, ohne dass die Journalisten etwas bemerkten. Während der Fahrer mit dem Sicherheitsteam vorn schwatzte, lag Kate warm eingewickelt hinten und grübelte. Am Abend hatte sie den Fehler gemacht, im Fernsehen eine Sondersendung über ihren Vater anzuschauen – was sie so durcheinander gebracht hatte, dass sie hinterher keinen Schlaf fand. Man hatte eine Fotografie aufgetrieben, die Kate als Fünfjährige mit ihren Eltern zusammen zeigte (aus welcher Quelle stammte sie? Von Kates Mutter bestimmt nicht). Das war aber noch nicht alles – Bilder des University Hospitals wurden eingeblendet, das monotone Geräusch eines Herzmonitors im Hintergrund, während der Sprecher erklärte, Mike Abbotsons Schicksal sei ungewiss, um es milde auszudrücken, und das seines Wirtschaftsimperiums ruhe so gut wie ganz in der Hand seiner Tochter Kate. Aber am schlimmsten fand Kate die Stellungnahmen der Experten, die ständig zitiert wurden – konträr

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