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Auf der Straße nach Oodnadatta

Auf der Straße nach Oodnadatta

Titel: Auf der Straße nach Oodnadatta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke
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Autos schlagend. »Ein Haus ohne Eingangstür«, hatte ihr Vater gesagt, als er Kate das erste Mal mit hierher brachte. Natürlich gab es Türen auf dem oberen Level des Hauses, aber sie waren nicht als solche erkennbar. Kate hatte es für einen Scherz gehalten, als ihr Vater zum ersten Mal davon sprach, einen kleinen Berg östlich vom Stevens-Pass zu kaufen. Selbst der reichste Mann der Welt konnte doch nicht einfach einen Berg kaufen, oder? Aber selbstverständlich konnte er. In einem Artikel im Times Magazin wurde die These aufgestellt, Mike Abbotson habe sich wohl nur entschieden, sein Haus oben auf und in einen Berg hinein zu bauen, um damit sämtliche früheren Software-Milliardäre zu übertrumpfen. »Privatsphäre und Sicherheit«, hatte er gesagt. Nachdem Kate jetzt wusste, wie erbittert ihr Vater gehasst wurde, glaubte sie, dass beide Erklärungen etwas Wahres enthielten. Die Umweltschützer jedenfalls meinten, es sei durch nichts gerechtfertigt, dass Mike Abbotson mit seinen Bulldozern einen halben Berg abtragen ließ, gleichgültig, wie sorgsam er hinterher auf die Ökologie der Umgebung achte oder wie hoch die Spenden seien, die er dem Naturkunde-Konservatorium machte.
    Bibbernd vor Kälte, fest in den Parka gehüllt, schaute Kate die Tür an, sich ihres wartenden Publikums nur zu bewusst. »HAUS«, sagte sie. »Ich bin’s, Kate.«
    »Willkommen, Kate«, erwiderte die sanfte Stimme, die ihr Vater absichtlich nach der Stimme von Stanley Kubricks Computer HAL modelliert hatte. »Wie geht es Ihnen heute Morgen?«
    »Ich friere, HAUS«, sagte Kate, »und wünsche mir nichts weiter, als ins Warme hineingelassen zu werden.«
    »Ihr Vater wird es außerordentlich bedauern, Ihren Besuch versäumt zu haben, Kate.«
    »Ja, HAUS. Ich habe zwei Gäste mitgebracht, Joseph Gleason, einen Leibwächter, und Jerry Gwynn, den du sicher wiedererkennen wirst.«
    »Ich verstehe, warum Sie es so eilig haben, hereinzukommen, Kate, aber ich befürchte, ich muss Sie trotzdem bitten, für mich ein paar Takte unseres speziellen Sesam-Öffne-Dich-Liedes zu singen.«
    Kate hasste diese Prozedur, wenn sie allein war, aber mit Publikum empfand sie es absolut demütigend. Fast konnte sie ihres Vaters Stimme hören. Sei nicht so verbissen, Kate! Er hatte es stets als moralischen Affront empfunden, wenn man Witzchen nicht mochte, gleich ob man das Opfer davon war oder nicht. Kate zog tief die eisige Luft ein und sang dann heiser und falsch: »Ich bin ein Teekessel, klein und rund; hier ist mein Henkel, hier mein Mund; wenn ich siede, schrei ich’s heraus; dann kipp mich einfach und leer mich aus.«
    Blecherner Applaus erfüllte die Garage und die Tür zu dem kleinen Vestibül, das nichts weiter als der Eingang zu einem Fahrstuhl war, öffnete sich. Kate trat ein. »HAUS, bring uns bitte zum Gästelevel«, sagte sie mit einem Blick auf die peinlich berührt dreinschauenden Männer. Die Türen schlossen sich und Kate öffnete den Reißverschluss ihres Parkas und zog die Handschuhe aus.
    »Für mich Dienstbotenlevel, Ms. Abbotson«, sagte Joe Gleason. Kate lief rot an. Ihr Vater quartierte solche »Gäste« für gewöhnlich dort ein, aber obwohl Kate wusste, dass diese Räumlichkeiten völlig angemessen waren, war es ihr unangenehm, eine solche Unterscheidung zu machen. »Mein Chef sagte mir, dass einige der Räume dort besonderen Zugang zum Überwachungssystem des Hauses haben, im Gegensatz zu den Gästezimmern, und da ich hier bin, um Sie zu beschützen, brauche ich unbedingt diesen Zugang.«
    »Für mich auch«, sagte Jerry Gwynn. »Ich habe dort einige persönliche Sachen in den Räumen, in denen ich wohne, wenn Mr. Abbotson hier residiert.«
    Es kommt immer schlimmer, dachte Kate. Sie räusperte sich und sagte, gerade als die hintere Tür des Fahrstuhls sich öffnete: »HAUS, vergiss das Gästelevel. Dienstbotenlevel, bitte.« Mit einem Blick auf Jerry zwang sie ihre müden Gesichtsmuskeln zu einem Lächeln. Die Türen schlossen sich wieder. »Sie kennen die Arrangements hier besser als ich. Deshalb weisen Sie am besten Joseph ein Zimmer zu und erklären ihm, wie das Haus funktioniert.« Sie schaute Joe an. »Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, sagen Sie dem Haus Bescheid. In jedem Zimmer sind Lautsprecher und Mikrofone, und wenn Sie es verlangen, wird das Haus Sie mit mir verbinden.«
    »Wie in einem Sci-Fi, nur echt«, sagte Joseph, der das Grinsen kaum unterdrücken konnte. »So hat’s mir mein Chef auch beschrieben.«
    Und

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