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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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reichte ihm ein Büschel einer tabakähnlichen Substanz. »Diese Kräuter besitzen stark schmerzlindernde Eigenschaften.«
    »Und wie schmecken sie?«
    »Wie Schokolade.«
    Trounce steckte sich die Kräuter in den Mund und kaute darauf. Er nickte, grunzte anerkennend. Sein Ohr pfiff.
    Währenddessen brüllten die Krieger ein paar letzte Beleidigungen und zogen sich zurück.
    Burton, der sich an der Spitze der Kolonne befand, erreichte die Kuppe eines Hügels, blickte auf eine kleine Ebene hinunter und sah, dass die Sterne sich in mehreren Tümpeln und kleinen Seen spiegelten.
    »Hier rasten wir«, verkündete er. »Hoffen wir, dass das Wasser frisch ist.«
    *
    Der Übergang zwischen den einzelnen Tagen wurde zunehmend nebulöser. Bewusstsein und Unterbewusstsein, Schlaf und Wachzustand verschmolzen zu einem einzigen verschwommenen Etwas, das kaum noch voneinander zu trennen war.
    Von K’hok’ho ging es ins Gebiet von Ujansi, von Dorf zu Dorf, durch einen hässlichen, verdorrten Dschungel und über von der Glut gebackene Erde. Dann führte der Weg weiter in die Sandwüste Mgunda Mk’hali, durch die Elefanten in einer majestätischen Reihe zogen, Schwanz an Rüssel. Dann ging es vorbei an versteinerten Bäumen, auf denen lauernd Geier hockten. Von Mdaburu ging es nach Jiwe la Mkoa, von Jiwe la Mkoa nach Kirurumo, von Kirurumo nach Mgongo Thembo, von Mgongo Thembo nach Tura.
    Tage und Tage und Tage.
    Als sie sich Tura näherten, sagte Burton zu Swinburne: »Ich sehe ständig Tierkadaver.«
    »Komisch«, murmelte der Dichter. »Ich sehe ständig ein Pint frisches englisches Ale. Erinnerst du dich an The Tremors in Battersea? Die Kneipe hat mir gefallen. Wir sollten wieder mal hingehen.«
    Die beiden Männer gingen zu Fuß. Mittlerweile hatten sich so viele der befreiten Sklaven von ihnen verabschiedet und waren dankbar in ihre Heimatdörfer zurückgekehrt, dass sämtliche Tiere benötigt wurden, um dabei zu helfen, die Vorräte zu tragen, und Reservepferde gab es nicht mehr.
    Burton blickte auf seinen Gehilfen hinab. Die Ansätze von Swinburnes Haar schillerten knallrot, der Rest war bis zu den Spitzen zu einer orangestichigen Strohfarbe ausgebleicht worden und hing als dichte Masse bis über die schmalen, hängenden Schultern. Seine Haut war längst nicht mehr krebsrot, sondern dunkelbraun, wodurch seine hellgrünen Augen deutlicher als je zuvor zur Geltung kamen. Ein dünner Bart war ihm gewachsen. Seine Kleider hingen in Fetzen an ihm, und er war jämmerlich abgemagert und von Stichen und Kratzern übersät.
    »Es tut mir leid, Algy. Ich hätte dich das nie durchmachen lassen dürfen.«
    »Soll das ein Witz sein? Ich genieße es in vollen Zügen! Meiner Treu, in dichterischer Hinsicht liegen hier meine Wurzeln. Afrika ist echt! Es ist authentisch! Es ist urtümlich! Afrika verkörpert die Essenz meiner Poesie! Ich könnte mit Freuden ewig hier leben! Abgesehen davon«, er schaute zu Burton auf, »gilt es noch, Vergeltung zu üben.«
    »Darauf musst du unter Umständen nicht mehr lange warten. Die toten Tiere, die ich ständig sehe   – ich glaube, sie wurden von einem blutrünstigen Jäger geschossen, den wir beide kennen.«
    »Speke!«, stieß Swinburne hervor.
    »Ja.«
    Sie gelangten nach Tura, der östlichsten Siedlung von Unjamwesi, dem Land des Mondes. Burton erinnerte sich an das Dorf; damals war es ein hübscher Ort gewesen, eingebettet zwischen niedrigen sanften Hügeln und bestellten Feldern   – ein Anblick, der Balsam war für den erschöpften Geist nach vielen Tagen eintöniger Trockenheit. Doch als seine Expedition aus einem Tal hervorkam und das Dorf erblickte, sahen sie eine Szenerie grauenhafter Vernichtung. Die meisten Behausungen von Tura waren niedergebrannt worden, und überall lagen Leichen und Körperteile verstreut. Es gab nur vierundfünfzig Überlebende   – Frauen und Kinder   –, viele davon verwundet, alle ausgetrocknet und halb verhungert.
    Schwester Raghavendra und Isabella Mayson, die sich beide allmählich von ihren Gebrechen erholten, behandelten sie, so gut sie konnten. Dennoch starben zwei Erkrankte binnen einer Stunde nach Ankunft der Expedition, und im Verlauf der folgenden Nacht verloren sie acht weitere.
    Das Lager wurde aufgeschlagen, und Burton scharte die Frauen mit den leichtesten Verletzungen um sich. Eine Zeit lang weigerten sie sich, zu sprechen, und scheuten vor ihm zurück, aber seine Freigiebigkeit, was Essen und Getränke betraf, und die Gegenwart so vieler

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