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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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schlimme Dinge geschehen. Ich bin bei den Trägern geblieben. Wir haben die Chwesi mit unseren Schusswaffen in Schach gehalten, während Mr. Speke und Mr. Grant alleine weitergegangen sind. Nur Mr. Speke ist zurückgekommen. Aber er hatte sich sehr verändert. Mr. Speke war wie ein Mann, den sich eine Hexe genommen hat. Er war vollkommen verrückt, selbst für einen Weißen. Wir sind mit ihm aus den Bergen und den ganzen Weg zurück nach Sansibar geflüchtet. Unterwegs wurde es ein bisschen besser mit ihm, aber er war nicht mehr derselbe. Was er unter der Erde gesehen hat, muss grauenhaft gewesen sein.«
    Auch Stanleys Expedition hatte in einer Katastrophe geendet. Die Mannschaft des amerikanischen Zeitungsreporters   – fünf Männer von der Royal Geographical Society   – hatte Träger eingestellt, um Rotorstühle von Sansibar nach Kazeh zu befördern. Danach waren sie nach Norden geflogen, um die Quelle des Nils aufzuspüren. Wenige Tage später waren sie zu Fuß zurückgekehrt. Ihre Flugmaschinen hatten aus unerfindlichen Gründen nicht mehr funktioniert.
    Bombay, der zu dem Zeitpunkt noch in Kazeh gelebt hatte, wurde als Führer angeworben. Er brachte Stanley zum Ukerewesee. Die Expedition machte sich daran, den See im Uhrzeigersinn zu umrunden. Am westlichsten Ufer jedoch wurde Stanley vom Anblick der fernen Berge abgelenkt, und er beschloss, sie zu erkunden.
    »Ich habe ihm gesagt, dass es ein böser Ort sei«, erzählte Bombay. »Aber   – oho!   – er war wie ein Löwe, der die Witterung einer Gazelle in der Nase hat und an nichts anderes mehr denken kann.Ich hatte Angst, noch einmal dorthin zu gehen, also rannte ich weg, und er und seine Leute sind ohne mich aufgebrochen. Man hat sie nicht mehr gesehen. Das beweist, dass ich ein guter Führer bin.«
    »Wieso?«
    »Weil ich recht hatte.«
    Die Kolonne zog weiter.
    Das kultivierte Land lag mittlerweile hinter ihnen. Sie sahen nur noch niedrige, verdorrte, in der Hitze wabernde Hügel, die sich schier endlos erstreckten.
    »Dasselbe!«, klagte Swinburne und breitete die Arme aus, um das weitläufige Panorama zu umfassen. »Immer dasselbe! Ändert es sich denn nie? Bewegen wir uns überhaupt?«
    In den Nächten krochen Horden von Emsen aus dem Boden hervor und fielen über das Lager her. Sie nagten sich durch Zeltseile, befielen die Lebensmittelvorräte, verwandelten Stoffe in Fetzen und fügten den Menschen Bisse zu, die sich wie Brandeisen anfühlten.
    Am vierten Tag verließen sie die Gegend voller Erleichterung und betraten den Kigwa-Wald, einen breiten Streifen Vegetation, beherrscht von Gummibäumen und Mimosen, der sich über unebenes, abschüssiges Gelände erstreckte. Die Stämme standen weit auseinander, dennoch bot der schüttere Baldachin ein wenig Schatten, und zum ersten Mal seit etlichen Wochen wurden sie nicht von Moskitos oder Fliegen gequält.
    Sie lagerten zwischen den Bäumen, gesprenkelt von Lichtstrahlen, in denen sich dichter Pollenflug abzeichnete. Schmetterlinge umtänzelten sie, und über ihnen pfiffen und schnatterten Vögel. Der Geruch von Kräutern stieg ihnen in die Nase.
    »Wir haben fast sechshundert Meilen zurückgelegt«, sagte Burton. Er saß auf einem Hocker vor dem Hauptzelt und rieb sich die linke Wade, die sich nach den Krampfanfällen wund anfühlte.
    Trounce saß an einem Klapptisch und versuchte, seinen Bart, der ihm mittlerweile fast bis auf die Brust reichte, mit einerstumpfen Schere zu stutzen. »Aber wie lange haben wir dafür gebraucht?«, meldete er sich zu Wort.
    »Das ist die Frage. Bei meiner vorherigen Expedition waren es bis zu dieser Stelle einhundertvierunddreißig Tage. Ich habe das Gefühl, diesmal sind wir erheblich schneller gewesen, obwohl ich keine Ahnung habe, um wie viel schneller. Es ist merkwürdig. Wir alle scheinen jegliches Zeitgefühl verloren zu haben.« Er beobachtete Trounces Versuche, sich den Bart abzuschneiden. »Soll ich dir helfen, William?«
    »Wenn du so freundlich wärst«, erwiderte Trounce. »Das Problem ist mein Arm. Die Speerwunde schmerzt immer noch höllisch, wenn ich ihn bewege. Aber was du gerade über den Verlust des Zeitgefühls gesagt hast   … Willst du damit andeuten, dass irgendetwas einen schädlichen Einfluss auf uns hat?«
    Burton ergriff die Schere und nahm die Gesichtsbehaarung seines Freundes in Angriff. »Möglich«, sagte er. »Aber die Mondberge sind mindestens noch zweihundert Meilen entfernt. Wenn also das Nāga-Auge dafür verantwortlich ist,

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