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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Moment, dann sagte er: »Burton, tun Sie, was wir sagen. Wenn es diese Welt nicht verändert, dann schafft es zumindest eine andere, bessere Welt, und Mr. Wilde und ich können mit dem Wissen sterben, dass irgendwo andere Versionen von uns ein schöneres Leben geführt haben.«
    Wilde nickte und meinte: »Wir müssen los.«
    »Halt!«, befahl Palmerston. »Burton, ich vertraue Ihnen nicht. Sie müssen Ihre Loyalität unter Beweis stellen.«
    »Und wie?«
    »Gehorchen Sie meinem letzten Befehl. Bedingungslos.«
    »Wie lautet er?«
    »Ich habe so viele eugenische Behandlungen erhalten, dass ich keines natürlichen Todes sterben kann. Dieser Dämon Crowley zehrt von meiner mentalen Energie wie ein verfluchter Vampir, um seine medialen Kräfte zu ergänzen. Ich ertrage das nicht länger. Ziehen Sie Ihre Pistole, und schießen Sie mir in den Kopf.«
    Ohne zu zögern, zog Burton seinen Revolver, hob die Waffe, blickte Palmerston in die Augen und drückte den Abzug.
    »Das hat man bestimmt gehört!«, rief Wilde. »Wir sollten uns beeilen!«
    Sie verließen die Zelle und rannten den Korridor hinunter. Der Massai drängte sie in den Archivraum. Burton sah, dass der Tunnelzugang normalerweise hinter einem hohen Aktenschrank verborgen lag.
    »Geht durch, ich schiebe den Schrank zurück«, sagte der Wächter. »Danach halte ich sie in Schach, bis ich tot bin oder mir die Munition ausgeht.«
    »Du bist ein anständiger Bursche«, meinte Wilde.
    »Die Nachricht ist draußen«, gab der Masai zurück. »Sie wurde vor ein paar Minuten im Radio bekanntgegeben. Jeder weiß, was auf uns zukommt. Es ist das Ende. Also kann ich genauso gut mit einem Paukenschlag abtreten!« Damit geriet er außer Sicht, als er den Aktenschrank zurück an seinen Platz schob.
    »Dieser Narr!«, zischte Burton. »Warum kommt er nicht mit uns?«
    »Wenn ein Mann etwas Dummes tut, geschieht es stets aus den edelsten Motiven«, erwiderte Wilde. »Kommen Sie! Sorgen wir dafür, dass sein Tod nicht umsonst ist.«
    Sie brauchten fünfzehn Minuten, um das andere Ende des Ganges zu erreichen. Dort traten sie hinaus in Wildes Keller. Der ehemalige Redakteur keuchte: »Ich bin völlig erledigt!«
    »Du hast wohl nie deine Vorliebe für Dauerlutscher und Karamellbonbons aufgegeben, was?«
    »Ich habe nie damit gerechnet, im Alter von vierundsechzig durch Geheimgänge zu rennen«, gab Wilde zurück. »Die Treppe hinauf mit Ihnen!«
    Sie erklommen die Stufen und blieben an der Eingangstür stehen. Wilde öffnete sie einen Spalt und spähte hinaus.
    »Gut!«, rief er. »Ihre Motorkutsche ist noch hier. Die Wachen bringen Sie zu Bertie.«
    »Du kommst natürlich mit!«
    Wilde ergriff Burtons Hand und schüttelte sie. »Nein, alter Freund. Wir müssen jetzt Abschied nehmen. Ich bin zu alt, um in die Tiefen Afrikas hinauszueilen.«
    »Aber Quips! Du wirst sterben!«
    »Ja. Aber dank der Hilfe, die ich von Ihnen bekommen habe, als ich ein Junge war, habe ich gelebt, Captain, und es gibt nichts Selteneres auf der Welt als Leben. Die meisten Menschen existieren bloß, aber sie leben nicht.«
    »Aber   …«
    »Ich möchte meine letzten Stunden mit dem Mann verbringen, den ich liebe.«
    Burton legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter. »Ich bin froh, dass du in dieser hässlichen Welt Glück gefunden hast. Wie heißt er?«
    »Paul. In jüngeren Jahren war er Krämer. Die Leute würden ihn als einen sehr gewöhnlichen Mann bezeichnen, aber mir hat er außergewöhnliche Seelenruhe und Zufriedenheit geschenkt.«
    Burton lächelte, und seine Augen füllten sich mit Tränen. »Ich fürchte, ich weine gleich wieder vor dir, Quips.«
    »Die Uhr tickt. Gehen Sie schon, Captain!«
    Burton stieß zittrig den Atem aus, öffnete die Tür und trat hinaus in den heißen Nebel der Nacht Taboras. Er ging zur Motorkutsche, wo die drei Soldaten warteten. Einer öffnete die Tür des Fahrzeugs und bedeutete ihm, einzusteigen.
    »Captain!«, rief Oscar Wilde vom Eingang herüber.
    Der Entdecker drehte sich um.
    »Wenn die Abläufe der Zeit und Geschichte wirklich subjektiv sind, dann fürchten Sie sich nicht vor der Vergangenheit. Wenn man Ihnen sagt, sie sei unabänderlich, dann glauben Sie es nicht. Die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft sind nur ein Moment. Zeit und Raum, Abfolge und Ausdehnung sind zufällige gedankliche Bedingungen. Die Vorstellungskraft kann sie überwinden.«
    Oscar Wilde lächelte und schloss die Tür.
    *
    Das Morgengrauen rückte näher. Tabora

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