Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
Vom Netzwerk:
weiter!«
    Sie stürmten aus ihrem Versteck hervor, wobei der Agent des Königs, Trounce und Swinburne den Uhrwerkphilosophen stützten. Sie eilten die Klamm entlang und ließen die bedrängten Preußen hinter sich zurück.
    Nach ungefähr zwei Meilen stieg das Gelände steil an. Das Vorankommen wurde beschwerlich. Burtons Magen rumorte. Schweiß tropfte ihm von der Nasenspitze. Er versuchte, sich daran zu erinnern, wie es sich anfühlte, in seinem alten Lehnsessel am Kamin in seinem Arbeitszimmer zu sitzen.
    »Wir sind schon ganz nah, Boss«, verkündete Spencer. »Ich kann die Gegenwart des Auges fühlen.«
    Die Gruppe kämpfte sich weiter durch die Kluft. Gegen Mitte des Nachmittags wurde sie breiter, und sie gelangten auf eine Kuppe. Die Temperatur sank jäh, und sie zitterten vor Kälte. Die niedrigen Berge und Hügel, über die sie gekommen waren, erstreckten sich hinter ihnen. Zu beiden Seiten der Kluft schlängelten sich lange Grate zu schneebedeckten Gipfeln empor. Vor ihnen fiel ein weitläufiger Hang karstiger Gesteinsschichten steil ab und wurde von einer zweiten schattigen Spalte geteilt.
    Das Gehen wurde eine heikle Angelegenheit; der Untergrund erwies sich als äußerst uneben, immer wieder rutschte loses Gestein weg und rieselte ratternd den Abhang hinunter.
    Sie erreichten den Bruch in der Flanke des Berges und betraten ihn. Dunkelheit umfing sie. Links und rechts ragten lotrechte Felswände auf, so hoch, dass der Himmel sich nur noch als dünne, gezackte blaue Linie abzeichnete. Kurz hielten sie an, während Burton im Rucksack nach der Öllampe kramte. Ihr Glas war zerbrochen, aber sie schien noch funktionstüchtig zu sein. Er schlug ein Streichholz an und hielt die Flamme an den Docht. Die Lampe spendete ein klein wenig Licht.
    »Das ist ja merkwürdig«, murmelte Swinburne. »Kein Echo.«
    Es stimmte: Ihre Schritte und Stimmen, das Klappern und Schaben verschobener Steine   – jedes Geräusch wurde von einer überwältigenden Stille aufgesogen.
    Die unheimliche Atmosphäre wurde dichter, je tiefer die Gruppe in die Düsternis vordrang.
    »Wenn Speke vorausgegangen ist, während die Preußen versucht haben, uns mit Speeren zu durchlöchern, müssten wir ihm inzwischen dicht auf den Fersen sein«, flüsterte Trounce.
    Burton ballte die Hände zu Fäusten.
    Nach einer Weile nahmen sie aus den Augenwinkeln Bewegungen wahr, undeutliche Schemen, die durch die Schatten huschten, aber wenn sie hinschauten, war nichts zu sehen.
    Das schmale Band des Himmels war so weit entfernt, dass fast völlige Finsternis herrschte. Burton hob die Lampe an. Sie erhellte Männer, die abgesehen von Lendenschurzen und Halsketten aus menschlichen Fingerknochen nackt waren und dunkel und regungslos an den Felswänden zu beiden Seiten standen. Ein Narbengeflecht überzog ihre Gesichter, sodass ihre Haut der von Reptilien ähnelte. Sie hielten Bogen mit angelegten rot und schwarz gestreiften Pfeilen, und ihre Blicke hafteten an Herbert Spencer.
    »Wie viele?«, zischte Swinburne.
    »Schwer zu sagen. Eine Menge«, gab Burton zurück. »Chwesi. Offensichtlich haben sie die Preußen angegriffen.«
    »Seht nur, wie die alle mich anstarren«, sagte Spencer.
    »Das überrascht mich nicht«, erwiderte Swinburne. »Mit all den Dellen und Kratzern bist du schon ein recht außergewöhnlicher Anblick.«
    »Danke, Junge. Aber daran liegt’s nich’. Ich glaub eher, die können die Diamanten spüren, die in meinem Kopf sind.«
    »Hinter uns kommen sie näher«, warnte Trounce.
    Die anderen schauten zurück und stellten fest, dass etliche Chwesi sich langsam auf sie zu bewegten.
    »Aber vor uns haben sie den Weg freigelassen«, bemerkte Swinburne. »Mir scheint, sie sind hier, um uns zu eskortieren. Oder sie wollen uns irgendwohin treiben.«
    »Zum Auge?«, fragte Burton.
    »Es is’ in der Richtung, Boss«, bestätigte Spencer. »Inzwischen sin’ die Ausstrahlungen sehr stark.«
    »Dann schlage ich vor, wir lassen uns führen.«
    Der Agent des Königs folgte weiter dem schmalen Pfad. Swinburne, Trounce und Spencer trotteten hinter ihm her. Die Chwesi standen gespenstisch ruhig da. Sie rührten sich erst, als die Briten sie passiert hatten, und reihten sich dann hinter ihnen ein.
    Die von der Sonne unberührte Gebirgsluft wurde zunehmend frostiger, und vor den Gesichtern der Männer bildeten sich Atemwölkchen. Schnee, der sich an den Seiten der Kluft türmte,reflektierte das Licht von Burtons Lampe und stach grellweiß aus den

Weitere Kostenlose Bücher