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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Boden der nierenförmige, zwölf Meter breite Schlund eines Trichters klaffte. Der Bach ergoss sich in die Finsternis dieses Lochs und verschwand in den Tiefen der Erde. Eine Reihe hoher Holzpfosten mit runden Gebilden darauf umrahmte die Öffnung.
    Am Fuß der Wände wuchsen Pilze   – wahrscheinlich weiß, wenngleich sie wegen des Lichts hellblau wirkten   – in mehreren Gruppen. Die Pilze waren riesig, viele davon über dreieinhalb Meter hoch.
    Trounce stieß hervor: »Kneif mich mal einer!«
    »Unglaublich!«, entfuhr es Swinburne. »Würde ein Gesandter des Feenvolks vortreten und uns im Namen seines Monarchen in seinem Königreich willkommen heißen, wäre ich kein bisschen überrascht!«
    Sie bewegten sich tiefer in die Grotte hinein und spähten in den Trichter. Trounce hob einen Stein auf und ließ ihn hineinfallen. Sie rechneten damit, aus der Finsternis einen Aufprall oder ein Platschen zu hören, doch es blieb still.
    »Ein bodenloser Abgrund«, murmelte der Mann von Scotland Yard.
    Die Männer traten an den Teich heran. Burton kniete sich hin und hob eine Handvoll Wasser an die Lippen.
    »Herrlich rein«, sagte er. »Dem Himmel sei Dank!«
    Sie stillten ihren Durst.
    »Boss«, meldete sich Spencer zu Wort.
    Burton schaute zu dem Philosophen und sah, dass er auf den nächsten der Holzpfosten zeigte. Der Agent des Königs betrachtete ihn genauer und sog vor Entsetzen scharf die Luft ein.
    Bei dem Gebilde am oberen Ende des Pfahls handelte es sich um einen verdorrten menschlichen Kopf. Obwohl runzlig und verschrumpelt, ließ er sich eindeutig als der eines Europäers erkennen.
    Es waren sieben Pfosten und sieben Schädel. Der Entdecker untersuchte sie alle. Einen der Köpfe erkannte Burton   – er hatte einst Henry Morton Stanley gehört.
    »Die anderen müssen jene fünf Männer sein, die mit ihm gereist sind«, meinte Burton. »Wodurch einer ungeklärt bleibt.«
    Eine raue Stimme ertönte. »Richtig, mein Freund! Der ist der Kopf des armen James Grant!«
    Sie alle wirbelten herum.
    Graf Zeppelin trat hinter einem dicken Stalagmiten hervor. Er war ein großer, stämmiger Mann mit kahlem Schädel und buschigem weißem Schnauzer. Seine Hände lagen fest um den Hals einer zweiten Person   – John Hanning Speke. Die bedrohlich aussehenden Klauen an den Enden von Zeppelins Fingern drückten gegen die Haut an der Kehle des Briten, hatten sie aber noch nicht durchbohrt.
    »Das ist sehr gut!«, meinte der Graf überschwänglich. »Endlich haben wir das Ende unserer Reise erreicht.«
    »Sie Mistkerl!«, zischte Swinburne. »An Ihren Händen klebt das Blut von Tom Bendyshe und Shyamji Bhatti!«
    »Ich kenne diese Leute nicht«, erwiderte Zeppelin. »Und es ist mir egal.«
    Burton flüsterte Spencer zu: »Herbert, falls du bewirkenkannst, dass dein Revolver funktioniert, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Auf mein Kommando ziehst du und erschießt ihn.«
    »Gebongt, Boss.«
    »Und was ist schon der Tod eines Menschen«, fuhr Zeppelin fort, »oder der von zwei oder sogar hundert, wenn wir mit der Welt spielen?«
    »Ich würde sagen, der Tod eines Menschen kann sehr wohl entscheidend sein, Graf Zeppelin. Hallo, John. Dein vormaliger Verbündeter scheint dich übervorteilt zu haben.«
    Speke war so ungepflegt und dürr, dass er ausgemergelt wirkte. Sein Bart war beinah bis zur Leibesmitte hinuntergewachsen. Sein hellblaues rechtes Auge hatte sich vor Angst geweitet. Das Linke bestand aus einer Glaslinse   – ein Teil der mechanischen Messingvorrichtung, die an seinem Kopf angebracht worden war, um die linke Gehirnhälfte zu ersetzen. Es war ein von Charles Babbage entworfener Prototyp, dafür gedacht, die in zwei Bruchstücken des kambodschanischen Nāga-Auges gespeicherten elektrischen Felder zu verarbeiten. Jene Diamanten waren allerdings gestohlen worden, bevor der Wissenschaftler hinlänglich mit ihnen experimentieren konnte, deshalb hatte Babbage die Vorrichtung einer Vereinigung Ränke schmiedender Technokraten und Aufrührer übergeben, und sie hatten sie Speke eingesetzt, um Kontrolle über ihn zu erlangen. Später sollte Babbage eine wesentlich ausgefeiltere Version des Geräts bauen, und die befand sich nun zusammen mit allen sieben kambodschanischen Steinen in Herbert Spencers Kopf.
    »Dick!«, stieß Speke hervor. »Ich war’s nicht! Ich war’s nicht! Ich habe nichts getan!«
    »Ich weiß, John. Du bist schon immer das größte Opfer von allen gewesen.«
    »Bitte! Wir müssen hier weg!

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