Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Sextanten, Herberts Schlüssel, eine Öllampe, eine Schachtel Streichhölzer, den Feldstecher von der Orpheus und einen kleinen Proviantvorrat, der aussieht, als wäre eine Elefantenherde darüber hinweggetrampelt.«
    »Was zu Beginn der Expedition einhundertzwanzig Männer tragen mussten, kann jetzt ein Einziger tragen«, brummte Burton. »Wirf den Sextanten weg, und dann gehen wir es an.«
    Er ergriff den Rucksack, schlang ihn sich über die Schulter und deutete auf herabgefallene Felsbrocken weiter vorne und zu beiden Seiten des Pfades, der durch die Mitte der Schlucht verlief. »William, du rennst zum Fuß des Felsens dort. Algy, du hechtest hinter den Überhang da drüben. Und Herbert, du visierst den Felsblock dort an. Ich versuche, den Fels an der Biegung im Pfad zu erreichen   – seht ihr ihn? Von dort aus nehme ich den nächsten Abschnitt in Augenschein und rufe euch Anweisungen zu. Sind alle bereit? Gut. Achtung   … und los!«
    Die drei Männer   – und ein Uhrwerkmechanismus   – stürmten aus der Deckung hervor und rannten auf die Stellen zu, die ihnen der Entdecker zugewiesen hatte. Speere zischten heran. Ihre Spitzen zerbrachen beim Aufprall.
    Swinburne hechtete als Erster in Deckung.
    Burton war der Nächste, obwohl sein Ziel am weitesten entfernt war.
    Trounce stolperte, als ein vom Boden abprallender Speerschaft seitlich gegen sein Gesicht schlug, doch er schaffte es ohne ernste Verletzung.
    Herbert Spencer erging es weniger gut. Da ihn sein beschädigtes Bein behinderte, glich sein Lauf eher einem schnellen Humpeln, und so wurde er von drei Speeren getroffen.
    Der Erste prallte mit lautem Scheppern von seiner Schulter ab.
    »Au! Verflixt und zugenäht!«, tutete er.
    Der Zweite pflügte eine Furche seinen Rücken hinunter.
    »Aaah! Mich hat’s erwischt!«
    Der Dritte durchschlug sein linkes Fußgelenk, sodass er den Fuß nur noch an einem dünnen Kabel hinter sich herschleifte, bis er endlich in den Schatten des großen Felsblocks fiel, den Burton ihm zugewiesen hatte.
    »Autsch! Autsch! Autsch!«, stieß er hervor. Dann fasste er nach unten, riss den Fuß vollständig ab und hielt ihn hoch, damit die anderen ihn sehen konnten. »Schaut euch das an! Mein verdammter Fuß is’ abgehackt worden!«
    »Kannst du noch laufen, Herbert?«, rief Burton ihm zu.
    »Einigermaßen. Aber das is’ nich’ der springende Punkt.«
    »Was ist es dann?«, fragte Swinburne.
    »Dass mir ’n verflixter Fuß fehlt, Junge!«
    »Ich bin sicher, Brunel hat dich im Nu repariert und auf Hochglanz poliert, sobald wir zurück in der Heimat sind«, erwiderte Swinburne. »Kein Grund zur Sorge.«
    »Du verstehst es immer noch nich’. Mein Fuß is’ weg. Es tut weh!«
    Burton, der zwischen den Felsen vor ihnen Stellen gesichtet hatte, die Deckung boten, rief ihnen Anweisungen zu.
    Sie rannten los.
    Herbert Spencer humpelte und schabte mit dem Stumpf über den harten Boden. Ein Speer schlug in seine Hüfte ein und blieb darin stecken.
    »Herrje!«, schrie er, riss den Schaft heraus und schleuderte ihn beiseite. Ein weiterer prallte klirrend von seinem Kopf ab. »Verfluchter Mist!«
    Er erreichte eine Stelle der seitlichen Felswand, die sich nachaußen wölbte, und brach in ihrem Schatten zusammen. Stöhnend lag er da.
    »Herbert«, rief Swinburne. »Zum x-ten Mal: Das spielt sich nur in deinem Verstand ab. Du kannst keinen Schmerz empfinden.«
    »Bereit für einen weiteren Spießrutenlauf?«, fragte Burton.
    »Moment!«, brüllte Trounce. Eine Speerspitze hatte seinen Oberschenkel aufgeschlitzt, und es strömte reichlich Blut. Der Mann von Scotland Yard riss einen Hemdsärmel ab und benutzte ihn, um die Wunde zu verbinden. »Bereit!«
    Eine weitere wilde Hetze, weitere Speere   – aber diesmal deutlich weniger   –, und sie erreichten ohne zusätzliche Verletzungen ein Plätzchen unter einer schiefen Felsplatte.
    »Die müssen jeden einzelnen Speer aus jedem Dorf gestohlen haben, das von ihnen geplündert wurde«, meinte Swinburne. »Oder sie haben eine tragbare Fabrik für spitze Stöcke dabei.«
    Plötzlich ertönte ein gellender Schrei, und ein Körper stürzte nahe der Stelle, an der sie kauerten, in die Schlucht. Es war ein Weißer, blond, blauäugig und tot. Ein rot und schwarz gestreifter Pfeil ragte aus seiner Brust.
    Von oben drangen Geheul und Gebrüll herunter.
    »Sie werden angegriffen!«, rief Burton.
    »Von wem?«, fragte Swinburne.
    »Vergeuden wir keine Zeit damit, darüber nachzudenken. Kommt