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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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zuckte und trat in Zeppelins Griff um sich. Schwarze Giftlinien krochen unter seine Haut, als die Krallen hineinsanken.
    »Nicht!«, brüllte Burton.
    »Ich finde ihn äußerst lästig, Herr Burton«, erklärte Zeppelin und schüttelte sein Opfer.
    Swinburnes Zunge baumelte aus dem Mund. Seine Augen rollten nach oben.
    »Lassen Sie ihn los!«, schrie Trounce.
    »Das werde ich auf jeden Fall tun, Herr Polizist   – wenn er tot ist. Aber sehen Sie nur! Noch steckt ein wenig Leben in ihm. Wie er um sich tritt!«
    Mit den letzten Quäntchen seiner Kraft fasste der Dichter in seine Jacke und zog Apollos Eros-Pfeil mit der goldenen Spitze daraus hervor. Ansatzlos stieß er damit nach hinten über seine Schulter. Die Spitze bohrte sich in Zeppelins rechtes Auge.
    Mit einem gequälten Aufschrei taumelte der Preuße zurück, wankte kurz am Rand des Trichters, stürzte dann hinein und zog Swinburne mit sich.
    Stille senkte sich herab.
    Burton und Trounce knieten am Boden und starrten auf das Loch. Sie konnten nicht begreifen, dass ihr Gefährte verschwunden war. Die Zeit verstrich, doch für die beiden Männer schien sie stillzustehen. Dann stöhnte John Speke, und schlagartig kehrte die Realität zurück.
    »Ich sage nur eins, Freunde«, ertönte Swinburnes Stimme. »Culver Cliff!«
    Burton lachte auf. Bei einer früheren Gelegenheit, als sein Gehilfe an den Fingerspitzen über einem Abgrund baumelte, hatte er auf dieses Husarenstück aus seiner Jugend angespielt, bei dem er das Culver Cliff auf der Isle of Wight erklommen hatte. Es war zu einem Symbol seiner vermeintlichen Unverwüstlichkeit geworden.
    »Halt durch!«, rief Burton. Die Handgelenke noch immer hinter dem Rücken gefesselt, mühte er sich auf die Beine, bewegte sich zum Rand des Lochs und kniete sich daneben. Swinburne war unmittelbar unter ihm und hielt sich mit beiden Händen an einem schmalen Vorsprung fest. An seinem Hals waren blaue Flecken zu sehen, und Blut strömte aus Einstichwunden.
    »William!«, rief Burton. »Komm hier rüber, dreh dich mit dem Rücken zu mir, und mach diesen verflixten Knoten auf. Kannst du noch ein klein wenig durchhalten, Algy?«
    »Ja. Aber ich fühle mich ziemlich merkwürdig.«
    Was kein Wunder war: Die Kapillaren im Gesicht des Dichters hatten sich geschwärzt und schienen sich unter der Haut zu krümmen. Kleine weiße Knospen sprossen um seine Nase, und vor Burtons Augen wuchsen Blätter zwischen den langen Haaren seines Freundes und bildeten eine Art Lorbeerkranz.
    »Beeil dich, William!«, zischte der Entdecker, als er spürte, wie Trounces Finger sich ans Werk machten.
    Das Weiß in Swinburnes Augen verwandelte sich plötzlich in Grün.
    »Ich hab Durst«, sagte er.
    »Fast geschafft«, brummte Trounce.
    »Und meine Arme tun weh«, fügte der Dichter hinzu.
    »Das war’s!«, verkündete der Mann von Scotland Yard, und Burton spürte, wie sich das Seil löste. Mit einem Ruck befreite er seine Handgelenke, warf sich auf den Bauch und reckte den Arm zu seinem Gehilfen hinunter.
    »Halt dich fest!«
    Swinburne klammerte sich nur mit der Linken an den Vorsprung und streckte die Rechte nach oben zu Burton.
    »Meiner Treu!«, entfuhr es dem Dichter. Er zog die Hand ein Stück zurück, denn auf deren Rücken war plötzlich eine knallrote Blume erblüht. »Das   … das ist eine Mohnblume, Richard!«
    Seine Finger rutschten ab.
    Swinburne fiel in Dunkelheit.
    »Hast du ihn?«, fragte Trounce.
    Burton erwiderte nichts.
    »Richard?«
    Der Mann von Scotland Yard robbte auf den Knien zur Seite, um dem Entdecker ins Gesicht zu blicken.
    »Richard? Hast du ihn?«
    Der Agent des Königs verharrte reglos, während seine Tränen in die Leere tropften.
    »Oh nein«, flüsterte Trounce mit belegter Stimme. »Oh nein.«
    *
    Burton band Trounce los.
    John Speke setzte sich auf.
    »Dick«, presste er stöhnend hervor. »Es tut mir leid. Alles tut mir schrecklich leid.« Er berührte die in seinen Schädel eingepflanzte Babbage-Vorrichtung. »Es war dieses verfluchte Ding. Jedes Mal, wenn ich es aufgezogen habe, zwang es mir Entscheidungen auf. Ich war davon abhängig wie ein Opiumsüchtiger. Konnte einfach nicht aufhören!«
    »Und jetzt?«, fragte Burton mit tonloser Stimme. Er fühlte sich entfremdet. Von seiner Umgebung losgelöst. Gebrochen.
    »Es ging immer darum, hierherzukommen«, erwiderte Speke. »Dieses vermaledeite Ding sollte mich dazu bringen, den schwarzen Diamanten für den Bund der Technokraten und Aufrührer zu holen. Als

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