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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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vorherige Grotte magisch angemutet hatte, so schien diese ein Wunder zu sein.
    Ein gigantischer Tempel erhob sich mitten in dem gewaltigen Raum. Seine hoch aufragenden Wände, Spitztürme und Säulen zierten komplexe geometrische Muster und Friese. Ehrfürchtig starrten die Männer auf die weitläufigen Bogen und gewundenen Säulengänge, auf die zahlreichen Wasserspeier und die Darstellungen von Löwen, Ochsen und anderen ausgestorbenen Tieren und auf den dicken runden Turm in der Mitte, der zur fernen Decke emporstieg und mit ihr verschmolz. Die gesamte Tempelanlage   – denn rings um das Bauwerk befanden sich zahlreiche Nebengebäude   – war aus solidem Fels gehauen.
    Lange Zeit standen Burton, Trounce und Speke stumm und verwirrt da und fragten sich, was für Werkzeuge wohl zum Einsatz gekommen sein mochten, um dieses achte   – und herausragendste   – aller Weltwunder zu erschaffen.
    Als der Messingmann hinter ihnen aus dem Tunnel kroch, flüsterte Speke: »Das wusste ich nicht! So weit bin ich nie gekommen. Als ich die Grotte erreichte, sind beide Male die Ungeheuer erschienen und haben mich herausgeschleift.«
    »Wann hast du das Auge dann gesehen?«, fragte Burton.
    »Gar nicht. Jedenfalls nicht leibhaftig. Aber ich hatte eine deutliche Vision davon.«
    »Was? Alles, was wir durchgemacht haben, hat mit einer Vision angefangen?«
    » Ich habe sie in Mr. Spekes Geist gepflanzt«, verriet K’k’thyima.
    »Was denn für Ungeheuer?«, warf Trounce ein. »Sie haben gesagt, Ungeheuer hätten Sie hinausgeschleift, Speke.«
    »Ja. Sie waren   … waren   …«
    »Sie waren die Batembusi«, beendete die Messinggestalt den Satz für ihn. »Vor langer Zeit haben sie den Nāga gedient und hatten ein Reich, das sich über die gesamte Seenregion erstreckte. Inzwischen aber ist das hier«, mit einer ausholenden Armbewegung deutete er auf die Tempelanlage, »ihr Heim.« Er zeigte mit dem Revolver nach rechts. »Der Felsvorsprung führt die Wand entlang zum Boden hinunter. Bitte folgen Sie ihm.«
    Sie gingen langsam, da das verletzte linke Bein des Uhrwerkmannes kein höheres Tempo zuließ.
    Eine Zeit lang wurde der Vorsprung schmaler, und sie mussten sich an die Höhlenwand pressen, um ihn zu bewältigen.
    »Gestatten Sie mir, Ihnen ein wenig von den Nāga zu erzählen«, sagte K’k’thyima. »Vor langer, langer Zeit lebten wir dort, wo die drei Augen herabgefallen waren: hier, in Südamerika und auf dem Kontinent Kumari Kandam. Wenngleich unsere Kolonien räumlich getrennt waren, haben wir uns mithilfe der Diamanten in einer Großen Verschmelzung verbunden.«
    »Bis der Brahmane Kaundinya auf den Plan trat«, murmelte Burton.
    »Ah, Sie haben sich also mit der Legende befasst. Ja, Ihr Spion Kaundinya hat das Auge von Kumari Kandam in sieben Teile zerbrochen, was den physischen Tod aller Nāga auf jenem Kontinent zur Folge hatte. Natürlich lebte ihre Essenz in den Steinen weiter, aber sie waren nun abgeschieden, denn die beiden anderen Augen waren unversehrt, das ihre hingegen zerbrochen.«
    »Für eure Große Verschmelzung müssen die drei Augen denselben Zustand aufweisen?«
    »So ist es.«
    Mittlerweile befand sich die Gruppe auf halbem Weg nach unten. Speke ging voraus. Er wirkte gequält und mit sich selbst beschäftigt. Trounce folgte ihm und lauschte den Schilderungen, die sich für ihn wie ein Märchen anhörten. Der Dritte in der Reihe war Burton. Der Uhrwerkmann schleppte sich hinterher,wobei er die Pistole stetig auf den Hinterkopf des Entdeckers gerichtet hielt.
    K’k’thyima fuhr fort: »Wenn die Lebensdauer eines Nāga abläuft, bietet die Große Verschmelzung die Wahl zwischen dem wahren Tod   – den viele vorziehen   – oder einer Transzendenz. Kaundinyas Verrat beraubte uns dieser Möglichkeiten und verdammte uns zu Ewigkeit und letztlich zu Wahnsinn   – eine Situation, die bereinigt werden muss.«
    »Allein Äquivalenz kann zu Zerstörung oder endgültiger Transzendenz führen«, sagte Burton. »Ihr könnt einen zerbrochenen Diamanten nicht wieder zusammenfügen, also müsst ihr die beiden anderen Steine zerschmettern, um Äquivalenz zu erreichen.«
    »Und die Große Verschmelzung wiederherzustellen. Ja. Übrigens ist Ihr Freund Spencer ein sehr entschlossener Mann. Er ist nicht glücklich darüber, dass ich mir seine Persönlichkeit geliehen habe. Er hat versucht, für den bedauernswerten Mr. Swinburne einen Hinweis in seinen Ersten Grundsätzen der Philosophie zu hinterlassen. Ich

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