Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
hatte Mühe, den Dichter davon abzuhalten, Ihnen davon zu berichten.«
»Wie hast du das gemacht?«
»Ich habe einen hypnotischen Einfluss ausgestrahlt, damit Sie alle mich als harmlos und freundlich wahrgenommen haben.«
Sie erreichten den Boden der Höhle, und K’k’thyima lenkte sie einen ausgetretenen Pfad auf die Gebäude am Fuß des Tempels zu.
»Wir befanden uns also in einer schier ausweglosen Situation. Die beiden anderen Augen konnten wir nicht zerschmettern, solange unsere südamerikanischen und afrikanischen Kolonien noch lebten, denn das hätte sie physisch getötet. Ebenso wenig konnten wir ertragen, in einem Zustand der Abkoppelung voneinander zu vegetieren. Dadurch verloren wir den Willen, im materiellen Reich zu überleben, und ließen uns von euch Weichhäutigen ausrotten.«
»Aber eure Essenz hat weiterhin in den Augen gehaust?«, fragte Burton.
»Ja, und wir mussten warten, bis eure Spezies die Diamanten entdeckt.«
»Warum?«
»Damit wir euch benutzen konnten, um uns Äquivalenz zu bescheren. Als Hohepriester war ich der Einzige meines Volkes, dessen Essenz sich auf alle Steine erstreckte, und ich konnte die hypnotischen Fähigkeiten meiner Art durch jeden dieser Steine leiten. Auf diese Weise war ich in der Lage, euch Weichhäutigen zu manipulieren. Ah, sehen Sie nur. Da kommen die Batembusi.«
Vor ihnen schlichen Gestalten aus Türen hervor und glitten durch unverglaste Fenster heraus. Eine große Schar seltsamer Kreaturen versammelte sich und kam der nahenden Gruppe entgegen. Die Geschöpfe waren klein und affenähnlich. Ihre Haut besaß einen stumpfweißen Farbton, und ihre eigenartigen Augen waren groß und gräulich rot. Zottiges, flachsblondes Haar hing ihnen über die Schultern bis auf den Rücken, und wenn sie sich bewegten, baumelten die Arme tief nach unten. Manchmal benutzten sie auch alle vier Gliedmaßen. Der in jeder Hinsicht albtraumhafte Anblick erwies sich als zu viel für Speke. Mit einem Aufschrei blanken Grauens warf er sich zurück.
»Halten Sie ihn fest!«, befahl K’k’thyima.
Burton und Trounce packten den Lieutenant. Er setzte sich zur Wehr und stieß dabei ein animalisches Winseln der Angst aus.
»Sie wollen Ihnen nichts tun!«, beteuerte der Priester. »Sie geleiten uns nur zum Tempel.«
Speke beruhigte sich, als die hässlichen Höhlenbewohner sich neben der Gruppe einreihten, statt anzugreifen.
Als sie den Bereich zwischen den gedrungenen Gebäuden betraten, wies der Messingmann die Briten an, geradeaus auf die zentrale Hauptstraße zu gehen, dann rechts abzubiegen und dem Weg zu folgen. Sie gehorchten und erblickten ein Stück entfernt die hohen Doppeltüren des Tempeleingangs.
»Alles!«, rief Burton plötzlich. »Bismillah! Du hast alles eingefädelt! Du hast in Edward Oxford die irrationale Besessenheit von seinem Vorfahren gepflanzt, damit er in der Zeit zurückreisen und die Entdeckung aller Augen verursachen würde! Du hast Rasputin manipuliert, damit du diesen mechanischen Körper übernehmen, dich Herbert Spencers Geistes bemächtigen und das südamerikanische Auge zerschmettern konntest! Und du hast bewirkt, dass diese verfluchte Babbage-Vorrichtung in Spekes Gehirn eingebaut wird, damit er mich hierher führt!«
»Das ist mein Lied gewesen«, gestand K’k’thyima. »Und nun zerschmettern wir das Letzte der Augen, und die Nāga werden frei sein.«
Vorbei an klotzigen, schmucklosen Gebäuden gelangten sie zum Fuß breiter Stufen, die zum imposanten Bogeneingang des Tempels führten. Sie stiegen hinauf, und eine Gruppe von Batembusi stemmte sich mit den Schultern gegen die Türen und schob. Als die Pfortenflügel langsam nach innen aufschwangen, fragte Burton: »Aber was ist mit den Fragmenten, die Oxford für seinen Zeitreiseanzug aus dem südamerikanischen Auge geschnitten hat? Bringen sie nicht die Äquivalenz, nach der du trachtest, aus dem Gleichgewicht?«
»Schon bald, Sir Richard, werden Sie die Schönheit und Eleganz des Paradoxons erfahren. Diese Splitter wurden in einer Zukunft herausgeschnitten, in der jener Stein vollständig war. Diese Zukunft habe ich verändert, als ich den Diamanten an früherer Stelle in derselben Geschichte in sieben Teile zerbrochen habe. Deshalb konnten die Splitter nicht aus dem Stein geschnitten werden.«
»Ich verstehe nur Bahnhof«, murmelte Trounce.
Der Uhrwerkmann tutete leise. »Das braucht Ihnen nicht peinlich zu sein, William. Nichtlineare Zeit und die Vervielfältigung der Geschichte
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