Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)
du den Wahnsinnigen getötet hast, der hinter dem Plan steckte, blieb der Zwang, hierherzukommen, aber ich hatte keinen Gönner, deshalb bewog mich der Apparat, einen zu suchen.«
»Die preußische Regierung.«
»Ja. Ich habe Zeppelin hierher geführt. Kaum hatte ich diesen Ort betreten, hörte das Gerät schlagartig zu funktionieren auf, da es seinen Zweck erfüllt hatte.«
Ein Ausdruck blanker Pein zog über sein Gesicht.
»Ich spüre die Sucht noch immer, Dick. Ich brenne vor Verlangen, den Mechanismus wieder aufzuziehen! Aber Babbage hat eine Falle darin eingebaut. Wenn ich den Apparat nur noch ein einziges Mal verwende, wird ein Zeitgeber aktiviert, und er explodiert!«
Herbert Spencer löste sich aus seiner Starre und trat vor. Er sprach mit untypisch klarer Stimme. »Der Mann, den Sie meinen, war ziemlich eigen, wenn es um seine Vorrichtungen ging, nicht wahr? Soweit ich weiß, hat er in sie alle Fallen eingebaut, um zu verhindern, dass andere das Geheimnis ihrer Bauweise lüften.« Er richtete seine Pistole auf den Agenten des Königs. »Dieser Revolver funktioniert tadellos, solange er sich in meiner Hand befindet, Sir Richard. Finden Sie es nicht auch bedauerlich, dass so oft zerstörerische Kräfte eingesetzt werden müssen, damit man seine Ziele erreicht?«
Burton sog scharf die Luft ein und hielt sich an Trounces Arm fest.
Spencer gab ein Tuten von sich, das vermutlich ein Kichern sein sollte. »So zu tun, als hätte man seine Antriebsenergie verloren, ist beileibe keine originelle List, aber eine wirksame. Wie Sie sehen, habe ich noch verbleibende Kraft in meiner Hauptfeder.«
»Was … was treibst du für ein Spiel, Herbert?«, stammelte Burton. »Warum hast du uns nicht geholfen?«
»Das Lied muss auf die richtige Weise gesungen werden.«
»Lied? Wovon redest du?«
»Das Lied der Nāga. Lassen Sie uns nicht hier herumstehen und darüber diskutieren. Eine Demonstration wird erheblich effektiver sein. Wenn Sie bitte alle zu diesem Aufschluss aus blauem Kristall hinübergehen …« Der Messingmann deutete mit dem Revolver auf eine Stelle an der Höhlenwand, wo eine hohe Amethystformation aus dem Boden ragte. Sie bewegten sich darauf zu. In der Wand dahinter befand sich eine niedrige Öffnung, groß genug für einen Mann, um hindurchzukriechen.
Spencer sagte: »Bitte gehen Sie als Erster hinein, Mr. Speke, dann Sie, William, und zuletzt Sie, Sir Richard.«
Einer nach dem anderen betraten sie einen gewundenen Tunnel. Phosphoreszierende Flecken erhellten den Gang über die gesamte Länge.
Burton hatte Mühe, seine aufkeimende Panik zu unterdrücken. Er hatte Angst vor räumlicher Beengtheit. Schon der Gang in die Grotte war schlimm für ihn gewesen, dieser Tunnel jedoch war noch wesentlich schlimmer.
Während sie sich vorarbeiteten, flach auf den Bäuchen liegend, erklärte der Uhrwerkmann: »Übrigens, ich bin nicht Herbert Spencer und war es auch nie. Als er in unmittelbarer Nähe der kambodschanischen Diamanten starb, wurde sein Geist zwar in sie eingebrannt, wie Sie dachten, aber er hatte nie die Kraft, diesen mechanischen Körper zu bewegen. Das habe ich getan, und ich habe mich seiner Persönlichkeit als Brücke – oder Filter, wenn man so möchte – bedient, um den Umgang mit Ihnen zu pflegen. Ich fürchte, ich muss Ihnen mitteilen, dass Spencer unterjocht ist. Der arme Mann! Ich kann seine Verzweiflung spüren, sein Verlangen, Ihnen zu helfen!«
»Wer bist du dann?«, fragte der Agent des Königs, der sich bemühte, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen.
»Ich bin K’k’thyima, Hohepriester der Nāga.«
Burton, dessen Verstand seit dem Verlust von Swinburne kaum noch funktionierte, hatte Mühe, diese Offenbarung zu verarbeiten.
»Ich habe von dir geträumt. Du hast dich anders angehört.«
»Wie ich schon sagte, bediene ich mich zur Verständigung mit anderen des Geistes von Herbert Spencer. Ich könnt’ auch so reden, wie er’s tut, wenn’s Ihnen lieber is’.«
»Mir wäre lieber, du tust es nicht.«
»Noch etwas weiter, meine Herren. Wir sind fast da.«
Kurze Zeit später robbten die drei Männer aus dem Tunnel und rappelten sich auf. Wie gelähmt standen sie da. Ihre Herzenpochten heftig, und die Augen quollen ihnen förmlich aus den Höhlen.
Der Anblick, der sich ihnen bot, war unfassbar.
Sie befanden sich auf einem Felsvorsprung etliche Meter über dem Boden einer gewaltigen Höhle, die vor seltsamem, azurblauem Glanz strahlte. Und wenn die
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