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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Babbage-Vorrichtung, besitzt Antennen solch extremer Empfindlichkeit, dass sie die elektrischen Abläufe eines menschlichen Gehirns erkennen. In dem Moment, als der Messingmann seinen Revolver abgefeuert hat, erfassten sie die Übertragung einer subtilen elektrischen Kraft. Es war   – entschuldige, aber mir fällt keine andere Möglichkeit ein, es zu beschreiben   – der letzte mentale Aufschrei von Mr. Trounce. Derselbe Energiestoß schien die abwärtsgerichtete Pyramide über dem Altar zu aktivieren. Sie erstrahlte plötzlich vor Licht und verlor ihre Undurchsichtigkeit. Es war, als blickte ich durch feste Materie, und ich konnte erkennen, dass sie sich aus abwechselnden Materialschichten zusammensetzte, eine dichter als die andere.
    Gleichzeitig zuckte ein hellblauer Blitz von dem Diamanten an der Spitze der Pyramide erst zum Kopf des Messingmannes, dann zu deinem. Innerhalb des Bruchteils einer Sekunde veränderte sich dein Erscheinungsbild   – dein Haar wurde weiß, deine Kleidung war anders, und ein Gewehr erschien neben dir. Dann kehrte die Energie ihre Richtung um und sprang von dir zum Messingmann und zurück zum Diamanten.
    Wie ich schon erwähnt habe, trug sich all das in einem bloßen Augenblick zu, und ich weiß nicht, was ich davon halten soll, nur   – es mag Unsinn sein, aber ich hatte den Eindruck, dass der Uhrwerkmann die Kraft irgendwie weitergeleitet und gelenkt hat.
    Ich wünschte, ich könnte dir eine größere Hilfe sein, aber meine Zeit ist abgelaufen.
    Ich kann nicht vergessen, dass wir einst wie Brüder waren. Ich hoffe, wenn du dich an mich erinnerst, wirst du an jene Zeit denken, nicht an die niederträchtigen Dinge, die ich getan habe.
    Dein alter Freund
    John Hanning Speke
    Burton zitierte weiter Camoens, aber sein Blick hob sich und gab seinem Gegenüber Dankbarkeit zu verstehen. Verstohlen schob er den Brief in seine Tasche.
    Die halbe Stunde endete, und die Tür öffnete sich. Damien Burke beugte sich herein und sagte: »Captain?«
    Burton schlug das Buch zu, legte es beiseite, stand auf und schüttelte Spekes Hand.
    »Lebwohl, alter Freund«, sagte er.
    Spekes Mund bewegte sich, aber er fand keine Worte, und so wandte er sich nur mit feucht schimmernden Augen ab.
    Es war nach drei Uhr, als der Agent des Königs den Tower verließ. Er pfiff sich ein Hansom herbei und wies den Fahrer an, ihn nach Battersea zu bringen.
    »Was für ’n Segen, Sir! Da bin ich aber erleichtert!«, meinte der Mann, als er von seinem Sitz kletterte. Er ergriff einige Brocken Formby-Kohle aus der Schütte hinter dem Dampfross des Fahrzeugs und steckte sie in den Ofen.
    »Wieso das?«, erkundigte sich Burton.
    »Na, weil’s südlich vom Fluss liegt, nicht wahr? Südlich vom Fluss ist viel weniger Verkehr. Auf den Hauptstraßen nördlich der Themse kommt man ums Verrecken nicht voran, aber südlich   – da werden wir Sie flugs ans Ziel gebracht haben, Sir, keine Bange. Nur hinein mit Ihnen. Unter der Bank ist eine Decke, falls Ihnen kalt ist.«
    Der Fahrer kletterte zurück auf seinen Sitz, wartete, bis Burton eingestiegen war, betätigte dann   – mit einem unnötigen »Hü-hott!«   – den Beschleunigungshebel und setzte das Hansom in Bewegung.
    Während der Wagen die Lower Thames Street entlangratterte und nach links auf die London Bridge bog, lehnte sich der Agent des Königs zurück, band sich Gregory Hares parfümiertes Taschentuch um die untere Gesichtshälfte und konzentrierte sich auf seine Atmung. Er achtete darauf, sie langsam und gleichmäßig zu halten, und stellte sich vor, wie jeder Luftzug erst in seinen linken, dann in seinen rechten Lungenflügel eintrat. Anschließend passte er seine Atmung dem Rhythmus eines Sufi-Sprechgesangs an:
    Allāhu Allāhu Allāhu Haqq.
    Allāhu Allāhu Allāhu Haqq.
    Allāhu Allāhu Allāhu Haqq.
    Der Entdecker machte die Übung schwieriger, indem er das Tempo wechselte und einen Zyklus von vier Atemzügen einschlug. Dabei malte er sich aus, wie Sauerstoff verschiedene Teile seines Körpers sättigte.
    Gleichzeitig lauschte er nur auf das Tuckern des Dampfrosses des Hansoms und ließ davon alle anderen Geräusche aussperren.
    Als das Fahrzeug die Kreuzung Bankside und Blackfriars Road erreichte, war Burton in eine Sufi-Trance versunken.
    Seine Gedanken wanderten umher.
    Er sah formloses Licht und Farben, er hörte Wasser und Gesprächsfetzen.
    … Laut der Berechnungen, die John Speke der Society vorgelegt hat, fließt der Nil über neunzig Meilen

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