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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Kunde uns an den Kopf werfen kann.«
    Er griff nach dem Türklopfer und betätigte ihn mit Schmackes. Nichts tat sich. Erst nach einem neuerlichen lauten Klopfen fragte eine barsche Stimme hinter der Tür: »Wer is’ da?«
    »Polizei!«, rief Trounce.
    »Beweisen Sie’s!«
    »Ich habe einen Ausweis«, gab Trounce ungeduldig zurück. »Machen Sie die Tür auf, dann zeige ich Ihnen mein Abzeichen.«
    »Ich glaub Ihnen nich’. Das is’ ’ne List. Sie sind ’n Kontrolleur, nich’?«
    Swinburne quiekte vor Lachen. »Haha! Kontrolleur Trounce!«
    »Wer war dat?«, fragte die Stimme.
    »Algernon Swinburne«, rief Swinburne. »Der Dichter.«
    Einen Moment lang herrschte Stille, dann erklärte die Stimme: »Brauch keine Dichtungen von euch! Verschwindet, und kommt bloß nich’ mehr her!«
    »Sir!«, brüllte Trounce. »Öffnen Sie auf der Stelle die verfluchte Tür, oder ich trete das vermaledeite Ding ein!«
    Das Klirren einer Kette war zu hören, dann drehte sich ein Schlüssel im Schloss. Die Tür öffnete sich einen Spalt, und ein wässriges Auge spähte heraus.
    »Was wollt ihr? Bin nich’ angezogen. Genieß gerade mein Morgenpfeifchen.«
    »Wohnt hier Peter Pimlico?«, wollte Trounce wissen.
    »Aye. Inner Wohnung oben. Is’ aber nich’ da. Schon seit ’ner Woche nich’.«
    »Ich weiß. Er ist tot.«
    »Wat?«
    »Er wurde heute Nacht ermordet.«
    »Gut. War ’n dreckiger Prolet, sons’ nix. Und?«
    »Und wir sind hier, um seine Räumlichkeiten zu durchsuchen. Lassen Sie uns rein.«
    Das Auge musterte Trounce von seinem Bowler bis zu den Polizeistiefeln, dann wanderte es jäh weiter zu Burton und betrachtete dessen dunkles, zernarbtes Gesicht und die breiten Schultern, bevor es sich auf Swinburne richtete, der sich mit Lorbeerblättern im langen, grellroten Haar präsentierte, das von dem Flug in sämtlichen Richtungen vom Kopf abstand.
    »’n Dichter mit Lampe?«
    »Polizeidichtungen«, erklärte Swinburne. »Abteilung für Rohrversiegelungen. Bitte treten Sie beiseite!«
    Trounce stemmte die Schulter gegen die Tür und schob, wodurch er den Mann rückwärtstaumeln ließ. »Wie heißen Sie?«, wollte er wissen, als er das Haus betrat.
    Der Mann wäre groß gewesen, hätte er keine von Rachitis verkrümmten Beine gehabt. Zitternd stand er in einem gestreiften Nachtgewand da. Er trug eine Nachtmütze über dem zottigen braunen Haar und Schlafsocken an den Füßen. Im linken Strumpf prangte ein Loch, durch das der große Zeh hervorlugte. In der knorrigen Hand hielt er eine rauchende Maiskolbenpfeife.
    »Ich bin Matthew Keller. Sie können nich’ einfach so in mein Haus reinplatzen!«
    »Doch, kann ich. Ist das Ihr Anwesen? Sind Sie der Besitzer?«
    »Aye. Scher’n Se sich weg!«
    »Noch nicht. Sie vermieten also das obere Stockwerk an Pimlico, ist das richtig?«
    »Jau. Und ich bin froh, dass ich ’n los bin, den nixnutzigen Saukerl.«
    »Hat wohl Ärger gemacht, was?«
    »Aye! Dauernd gesoffen un’ geklaut!«
    »Irgendwelche Besuche von ausländischen Herren?«
    »Letzte Woche. Fetter Kerl.«
    »Name?«
    »Keen Dunst.«
    »Herkunft?«
    »Keen Dunst.«
    »Walrossschnauzer?«
    »Aye. Un’ jetz’ muss ich mich für die Arbeit anziehen.«
    »Ohne meine Erlaubnis machen Sie gar nichts. Wir gehen jetzt rauf in Pimlicos Wohnung.«
    »Wird zugesperrt sein.«
    »Haben Sie einen Zentralschlüssel?«
    »Aye.«
    »Dann holen Sie ihn!«
    Keller seufzte ungeduldig.
    »Machen Sie schon, Mann!«, explodierte Trounce.
    Der Hauseigentümer zuckte zusammen, dann schlurfte er zum hinteren Ende des schmalen Gangs, öffnete eine Tür unter der Treppe und nahm einen Schlüssel von einem Haken. Er kehrte zurück und reichte ihn dem Ermittler.
    Trounce stieg die Stufen hinauf, gefolgt von Swinburne. Als der Dichter Burton passierte, der hinter ihm die Treppe erklomm, bemerkte der Agent des Königs, dass das Grinsen seines Gehilfen erloschen war.
    Von Natur aus waren Swinburnes Emotionen so feurig und wild wie sein Haar. Sie schlugen ständig um, hatten nie lange Bestand und erwiesen sich häufig als unangemessen. Überdies litt der Dichter an einem physiologischen Gebrechen, durch das er Schmerz als angenehm empfand; Burton hatte den Eindruck, dass dies möglicherweise die Quelle seines schrulligen, unberechenbaren Charakters war. Emotionaler Schmerz wie der, den Bendyshes Ableben hervorgerufen hatte, wurde verinnerlicht und hinter eigensinnigem Verhalten versteckt, wozu bedauerlicherweise der häufige Genuss großer Mengen

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