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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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›Verdammter Narr! Der Teufel reitet mich!‹ Dieser verfluchte Kontinent formt mein Leben seit fast einem Jahrzehnt, und ich spüre, dass er noch nicht mit mir fertig ist.«
    »Dann geh, Richard«, sagte Monckton Milnes. »Aber   …«
    »Ja?«
    »Komm zurück.«
    »Ich werde mich bemühen. Hör mal, alter Freund, was das Thema Palmerston angeht   … du könntest etwas für mich tun, während ich weg bin.«
    »Was immer du willst.«
    »Ich möchte, dass du ihn im Auge behältst. Achte insbesondere auf seine Außenpolitik in Bezug auf Preußen, die anderen deutschen Staaten und Afrika. Du bist einer der politisch scharfsinnigsten Menschen, die ich kenne, und du hast viele Freunde in gehobenen Positionen. Nutze deine Verbindungen. Wenn ichzurückkomme, musst du mir eine Vorstellung davon vermitteln, woher der Wind weht, was unsere internationalen Beziehungen angeht.«
    »Du glaubst, Palmerston führt etwas im Schilde?«
    »Ja.«
    Monckton Milnes versprach zu tun, was in seiner Macht stand.
    Sie schüttelten einander die Hände und verabschiedeten sich.
    Detective Inspector Trounce kehrte zurück und gesellte sich auf der Landungsbrücke zu Burton.
    Mit einem letzten Winken zu ihren Kollegen betraten die beiden Männer das Rotorschiff.
    *
    Das umfangreiche Gebiet der weltweiten Territorien, das Großbritannien einst kontrolliert hatte, wurde auch in seinen letzten Tagen noch als das Empire bezeichnet, obwohl es seit dem Tod König Alberts im Jahr 1900 keinen britischen Monarchen mehr gab. Aus demselben Grund waren die »King’s African Rifles«, kurz »KAR«, eine unzutreffende Bezeichnung. Briten trennten sich nur schwer von Traditionen, vor allem bei der Armee.
    Zweitausend KAR -Soldaten hatten unter der Führung von zweiundsechzig englischen Offizieren ihr Lager in Ponde aufgeschlagen, einem Dorf etwa sechs Meilen südlich von Daressalam, vier Meilen hinter den Schützengräben, die sich von der nordwestlichen zur südöstlichen Küste um die Stadt herum zogen. Pondes ursprüngliche Bienenkorbhütten befanden sich irgendwo tief im Meer der Khakizelte, und ihre Usaramo-Bewohner   – weniger als hundertfünfzig   – waren gegen ihren Willen als Diener und Träger rekrutiert worden. Größtenteils bewältigten sie die Schmach, indem sie so betrunken wie möglich blieben, bei jeder sich bietenden Gelegenheit davonrannten oder in einigen wenigen Fällen Selbstmord begingen.
    Der einzige vielleicht nicht glückliche, aber zumindest zufriedene Dorfbewohner war der Mann, der das Pombe braute   – afrikanisches Bier. Er hatte einen Bretterverschlag unter einem Dickicht aus Mangrovenbäumen errichtet, wo er das warme, aber erstaunlich wohlschmeckende Getränk verkaufte. Der schattige Bereich war mit Tischen und Stühlen ausgestattet, und so wurde eine von Moskitos belagerte Schenke geboren. Keine Askaris gestattet! Nur Offiziere und Zivilisten!
    Es war elf Uhr vormittags, und der Mann, die sich mittlerweile als Sir Richard Francis Burton betrachtete, saß an einem der Tische. Es war drückend schwül, und die Temperaturen stiegen noch immer. Der Himmel war so grellweiß, dass es einem Tränen in die Augen trieb, und es wimmelte von Fliegen.
    Für Pombe war es Burton zu früh. Stattdessen hatte er eine Tasse Tee bestellt, die nun dampfend vor ihm stand. Ein Verband lag um seinen linken Unterarm und bedeckte eine tiefe Fleischwunde, genäht mit sieben Stichen. Sein mittlerweile bärtiges Gesicht wies Kratzer und blaue Flecken auf. Eine tiefe, verschorfte, runzlige Scharte teilte seine rechte Augenbraue.
    Burton ließ vier Stück Würfelzucker in sein Getränk fallen, rührte um und starrte wie gebannt in die wirbelnde Flüssigkeit.
    Seine Hände zitterten.
    »Da bist du ja!«, rief eine hohe Stimme. »Trink aus. Wir müssen los.«
    Burton hob den Blick und stellte fest, dass Bertie Wells neben ihm stand. Der Kriegsberichterstatter, der bei Tageslicht wesentlich kleiner und stämmiger wirkte, stützte sich auf Krücken, und seine rechte Wade steckte in einer Gipsschiene.
    »Hallo, alter Kamerad«, begrüßte ihn Burton. »Setz dich. Wie geht’s dem Bein?«
    Wells blieb stehen. »Noch genauso gebrochen wie gestern und am Tag davor. Weißt du eigentlich, dass ich mir dasselbe dumme Bein schon mal gebrochen habe, als ich sieben Jahre alt war? Damals hast du noch gelebt.«
    »Ich lebe auch jetzt noch. Wohin müssen wir?«
    »Rauf auf den Kamm, damit wir uns das Bombardement anschauen können. Die Schiffe sollten

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