Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

und betätigte drei große Hebel sowie eine Reihe von Rädern   – ein hellblonder Mann von stämmigem Körperbau mit strubbeligem Haar und dünnem Kinnbart.
    »Tausendfünfhundert Fuß«, murmelte der Mann an der Station neben ihm. »Bitte vierzig Grad steuerbord.«
    »Aye, vierzig Grad steuerbord, Mr. Playfair.«
    Der Horizont drehte sich um das Schiff.
    Playfair wandte sich Henson zu und meldete: »Auf Kurs, Sir.«
    »Danke. Los, Mr. Wenham. Gehen Sie auf vierzig Knoten.«
    »Aye, Sir.«
    »Flugzeit nach London dreieinhalb Stunden«, merkte Playfair an.
    Swinburne musterte den dunkeläugigen Navigator mit den scharf geschnittenen Zügen. »Ich habe gar nicht gesehen, dass er seine Instrumente überprüft hat«, murmelte er Lawless zu. »Hat er diese Berechnung im Kopf angestellt?«
    »Ja«, antwortete der Kapitän leise. »Er ist ein Mathematikgenie.«
    Der Meteorologe, ein kleiner, sehr korpulenter, stark behaarter Mann, der seine prall gefüllte Uniformjacke eng zugeknöpft trug, verkündete: »Klares Wetter, bis wir die Hauptstadt erreichen, Sir. Dort erwartet uns Nebel.«
    »Danke, Mr. Bingham.«
    Der Kapitän wandte sich an einen großen Mann mit dichtemBart, der soeben die Kabine betreten hatte, und sagte: »Ah, da sind Sie ja. Sir Richard, Mr. Swinburne   – das ist Doktor Barnaby Quaint, unser Flugbegleiter und Arzt. Er wird Ihnen das Schiff zeigen, dafür sorgen, dass Sie in Ihren Unterkünften einquartiert werden, und sich darum kümmern, dass Sie bekommen, was immer Sie brauchen.«
    »Gibt es an Bord eine Bar?«, fragte Swinburne.
    Quaint lächelte. »Ja, Sir, im Gesellschaftsraum. Allerdings ist sie derzeit geschlossen. Ich wage jedoch zu behaupten, dass ich einen guten Schluck für Sie auftreiben kann, wenn Sie möchten. Würden Sie mir bitte folgen, meine Herren?«
    Sie verabschiedeten sich von Lawless, verließen die Kommandokabine und stiegen eine Metalltreppe hinunter. Ein kurzer Gang führte sie an der Unterkunft des Kapitäns auf der einen Seite und der des ersten Offiziers auf der anderen vorbei. Durch eine Zierdoppeltür gelangten sie auf die verglaste Aussichtsplattform.
    Dort wurden sie von Detective Inspector Trounce, Detective Inspector Honesty, Commander Krishnamurthy, Constable Bhatti und Mrs. Iris Angell begrüßt, die außer sich war vor Aufregung.
    »Wer hätte das gedacht!«, stieß Burtons Haushälterin hervor. »Das schmutzige alte Yorkshire   – sehen Sie nur, wie hübsch es von hier oben aussieht, Sir Richard!«
    Er trat an ihre Seite und ließ den Blick über die kleinen Dörfer und den Flickenteppich der Felder wandern, die unter ihnen dahinzogen.
    »Die nördlichen Grafschaften besitzen einige der schönsten Landschaften von ganz England«, meinte er. »Haben Sie gedacht, es würde anders sein?«
    »Ja!«, rief sie. »Ich habe überall mit grässlichen Fabriken gerechnet.«
    »Sie werden in den Industriestädten und deren Umgebung noch genügend von William Blakes dunklen satanistischen Fabriken vorfinden, Mrs. Angell, aber wie Sie sehen, ist das Grauen vor dem Norden, das die Menschen im Süden empfinden, im Allgemeinen unbegründet.«
    Burton beobachtete noch einige Minuten lang die vorübergleitende Landschaft, dann ging er zu Detective Inspector Honesty, der ein Stück abseits stand.
    »Hallo, alter Freund«, sagte er. »In Fryston habe ich Sie kaum zu Gesicht bekommen. Sind Sie bereit für Afrika?«
    Honesty wandte sich ihm zu. »Bin ich. Die Frau ist zwar unglücklich, aber die Pflicht ruft. Muss diese Angelegenheit zu Ende bringen. Die Einmischungen aus der Zukunft müssen aufhören.« Der Ermittler richtete den Blick seiner hellgrauen Augen wieder aus dem Fenster und auf den Horizont. »Afrika. Exotische Flora. Werde vielleicht einige Proben sammeln und sie im Treibhaus kultivieren, wenn wir zurückkommen.«
    »Sie sind Hobbygärtner? Das wusste ich gar nicht.«
    Honesty sah Burton wieder an, und dem Entdecker fiel ein seltsames Leuchten in den Augen des kleineren Mannes auf   – eine merkwürdige Abweichung von seinem üblichen Gebaren.
    »Hätte Landschaftsgärtner werden sollen. Das wollte ich immer. Bin wegen meines Vaters zur Polizei gegangen. Der war auch Ordnungshüter. Ein Original. Sehr engagiert. Mit Leidenschaft bei der Sache. Ich bin bloß Mittelmaß. Aber Gärtnern   … na ja   …« Er verstummte kurz und stieß einen leisen Seufzer aus. »Es gibt also verschiedene Versionen der Geschichte, Captain?«
    »Ja.«
    »Vielleicht habe ich in einer