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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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Pendel offenbarten. Die dünnen, aber robusten Arme endeten in Händen mit drei Fingern. Die Beine waren massiv und röhrenförmig, die Füße oval.
    Spencer bot einen erstaunlichen Anblick. Kaum jemand, der ihn in diesem Zustand sah, hätte geglaubt, dass er noch vor wenigen Wochen ein Mensch gewesen war   – ein schmutziger Obdachloser mit verfilztem Bart.
    »Hallo, Boss! Hallo, Mr. Swinburne!«
    Seine seltsame Stimme drang aus dem helmartigen Apparat, der erst kürzlich von Brunel geschaffen und dem Messingmann installiert worden war. Die Vorrichtung sorgte dafür, dass Spencer deutlich sprach, wenngleich mit einem pfeifenden Beiklang, der an die Holzbläsergruppe einer Kapelle erinnerte.
    Burton erwiderte den Gruß. »Wie geht es dir, Herbert?«
    »Hab wohl noch ’n Rest der alten Arthritis im linken Knie«, erwiderte der Philosoph. »Aber sonst kann ich nich’ klagen.«
    »Wohl eher eine lockere Schraube!«, meinte Swinburne.
    »Vielleicht. Aber ich kann Ihnen sagen   – es ist schon merkwürdig, mechanisch zu sein. Ich hab ständig Angst, dass jeden Moment meine Federn brechen oder dass sich meine Zahnräder festfahren. Da wir gerade davon reden   – ich hab gute Neuigkeiten. Ich komme doch mit nach Afrika.«
    »Wie das?«, fragte Burton, als sie den Hof überquerten. »Die Bedingungen dort werden dir nicht gerade zuträglich sein.«
    »Mr. Brunels Wissenschaftler haben sich ein neues Material ausgedacht, das sie mit ’nem chemischen Verfahren herstellen. Sie nennen es Polymethylen. Es is’ braun, sehr biegsam und hat ’ne wächserne Beschaffenheit. Außerdem is’ es wasserfest und staubdicht. Sie haben’s verwendet, um mehrere einteilige Anzüge für mich maßzuschneidern, die mich vor dem Klima schützen.«
    »Bist du sicher, dass das Material der Belastung standhält? Vergiss nicht, es gibt extreme Hitze und Kälte, dazu Schlamm und Staub«, mahnte Burton zu Vorsicht. »Bei meinen früheren Expeditionen sind mir die Kleider buchstäblich am Leib verrottet.«
    Sie trafen an den hohen Türen des Hauptgebäudes ein. Spencer streckte den Arm aus und packte einen der Griffe. »Mit der Zeit wird das Material zweifellos zerfallen, Boss«, sagte er, »aber die haben mir fünfzehn dieser Aufmachungen gegeben, also dürften sie reichen. Außerdem   …« Er deutete auf den Nebel, der sie umgab. »Wenn ich diesen Gestank überleben kann, dann kann ich alles überleben!«
    »Wenn das so ist, bin ich hocherfreut«, erwiderte Burton. »Du warst ausschlaggebend dafür, den südamerikanischen Diamanten zu sichern, und deine Anwesenheit könnte von entscheidender Bedeutung sein, wenn   – oder eher falls   – wir den afrikanischen Stein erreichen. Willkommen im Team, Herbert!«
    »Wunderbar!«, ergänzte Swinburne.
    Der Uhrwerkmann zog die Tür weit genug auf, dass sie eintreten konnten.
    »Bitte gehen Sie hinein, meine Herren.«
    Die beiden Männer betraten das Hauptquartier der Technokraten und wurden von den grellen Lichtern im Innern regelrecht geblendet.
    Isambard Kingdom Brunel hatte das Elektrizitätswerk Battersea im Jahre 1837 gebaut. Zu jener Zeit hatte er vor seltsamen Ideen, zu denen sein Bekannter Henry Beresford ihn angeregt hatte, nur so gestrotzt; er hatte das Kraftwerk so entworfen, dass es »Geothermalenergie« erzeugte, wie er es nannte. Die Kupferstäbe, die an jeder Ecke des Gebäudes standen, erhoben sich weit darüber hinaus wie vier hohe Schornsteine; allerdings reichten sie auch in die andere Richtung und tauchten tief in die Erdkruste ein. Brunel, der 1837 erst einunddreißig gewesen war und damals zu Übertreibungen neigte, hatte angekündigt, diese Stäbe würden genug Energie erzeugen, um ganz London mit Elektrizität zu versorgen, die umgewandelt werden könne, um Licht und Wärme zu spenden. Leider war es dem Elektrizitätswerk Battersea seit seiner Errichtung lediglich gelungen, sich selbst zu erhellen, wenngleich Gerüchte kursierten, dass sich dies demnächst ändern sollte, weil Brunel angeblich eine Möglichkeit entdeckt hatte, die Leistungsabgabe der Kupferstäbe extrem zu erhöhen.
    Burton und Swinburne schirmten ihre Augen ab, blickten in das Werksgebäude und erblickten eine weitläufige Werkstatt. Von der hohen Decke hingen Kugeln, in denen Blitze eingefangen waren, die den Boden darunter in ein grelles Gleißen tauchten, das von den Flächen gewaltiger Maschinen reflektiert wurde   – Erfindungen mit außerordentlich verblüffenden Funktionen. Elektrizität

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