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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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gut so. Denn kaum berührt ein Tropfen die Erde, sprießen die verfluchten Pflanzen wieder.«
    Der Indische Ozean zeichnete sich zu ihrer Rechten in weiter Ferne als türkisfarbenes, glitzerndes Band ab, während zu ihrer Linken am Horizont die Gipfel des Hochlands von Usagara in der Hitze flimmerten.
    »Aber ich will nicht vom eigentlichen Thema abkommen«, sagte Wells. »Ich versuche gerade, mir deine Biografien ins Gedächtnis zu rufen. Wenn ich mich recht entsinne, bist du 1859 von einer erfolglosen Expedition zur Suche der Quelle des Nils zurückgekehrt, nicht wahr? Du hast dich mehr oder weniger aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, um an Büchern zu arbeiten, unter anderem an deiner Übersetzung von 1001 Nacht , die, wie ich hinzufügen möchte, eine brillante Leistung war.«
    »Das Buch von 1001 Nacht« , berichtigte ihn Burton. »Aber reden wir nicht weiter darüber. Ich habe das Unterfangen noch nicht abgeschlossen. Glaube ich zumindest.« Er half seinem Gefährten über einen umgestürzten Baum, auf dem weiße Ameisen wimmelten. »Aber es ist merkwürdig«, fuhr er fort, »was du über meine Suche nach der Quelle des Nils gesagt hast. Kaum hast du es erwähnt, ist es mir eingefallen. Allerdings habe ich das seltsame Gefühl, dass ich einen zweiten Versuch unternommen habe.«
    »Das glaube ich nicht. Jedenfalls gibt es keine Aufzeichnungen darüber. Die Quelle des Nils wurde von jemand anderem entdeckt, und zwar von   …«
    Burton ließ ihn jäh verstummen. »Nein! Sag es nicht! Ich will es nicht wissen. Falls ich wirklich aus dem Jahr 1863 stamme und dorthin zurückkehre, werde ich diesen Teil der Geschichte vielleicht noch umschreiben.«
    »Du meinst, du könntest in deine eigene Zeit zurückgelangen? Wie?«
    Burton zuckte mit den Schultern.
    »Aber ist es denn nicht offensichtlich, dass es nicht so kommen wird?«, warf Wells ein. »Sonst würden wir diese Unterhaltung gar nicht führen, denn du würdest bestimmt irgendetwas unternehmen, um zu verhindern, dass dieser Krieg je stattfindet.«
    »Tja, Bertie, da haben wir das Paradoxon«, gab Burton zurück. »Wenn ich zurückkehre und erreiche, was ich deiner Geschichte zufolge nie erreicht habe, wirst du immer noch hier sein und wissen, dass ich es nie geschafft habe. Allerdings werde ich dann in einer Zeit existieren, wo ich es sehr wohl geschafft habe. Und in meiner Zukunft wird es einen Herbert George Wells geben, der das weiß.«
    »Halt! Warte! Ich muss das erst einmal verarbeiten.«
    »So geht es mir auch. Es ist eine Herausforderung für die grauen Zellen, vor allem, wenn sie löchrig wie ein Schweizer Käse sind, so wie bei mir. Neuerdings höre ich mich zwar sprechen, habe aber kaum eine Ahnung, wovon ich eigentlich rede.«
    Burton zog ein Taschentuch hervor und wischte sich Schweiß vom Nacken. »Aber irgendetwas sagt mir, dass eine völlig neue Abfolge von Ereignissen entsteht, wenn man in die Vergangenheit zurückkehrt und sie verändert, und das wiederum führt zu einer immer größeren Abweichung vom ursprünglichen Verlauf der Geschichte.«
    Wells stieß einen Pfiff aus. »Und doch muss es das Original noch geben, denn von dort aus ist man zurückgereist.«
    »Genau.«
    »Also hat man das Dasein durch seine Tat zweigeteilt.«
    »Anscheinend.«
    »Wie ein Gott   … wie ein Argonaut der Zeit«, murmelte Wells.
    »Wie bitte?«
    »Nichts. Ich habe nur laut nachgedacht.«
    Sie gesellten sich zu einer kleinen Gruppe von Offizieren, die sich auf der Kuppe der Erhöhung eingefunden hatte. Wells zeigte auf einen der Männer und flüsterte: »Das ist General Aitken. Er hat das Kommando über diese Operation.«
    Burton zupfte an seiner Khakiuniformjacke, die er als viel zu schwer und zu warm für das Klima betrachtete. Er fühlte sich ganz und gar nicht wohl darin. Er rieb sich die Augen, in die sein Schweiß rann. Als sich seine Sicht klärte und er die Landschaft sah, die sich unter ihm ausbreitete, waren alle Unbilden schlagartig vergessen.
    Durch die Zerrlinse von Afrikas sengender Hitze schien Daressalam zu wabern und zu zittern wie ein Trugbild. Es war eine kleine weiße Stadt am Ufer eines natürlichen Hafens. Prunkvolle Kolonialgebäude ragten in der Ortsmitte empor und scharten sich um den Hafen, in dem ein leichter Kreuzer der Deutschen vor Anker lag. Das westliche Stadtgebiet wurde von einer hohen Metallkonstruktion beherrscht. Der Rest der Stadt bestand aus eingeschossigen Behausungen entlang baumgesäumter Trampelpfade und kleinen

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