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Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach dem Auge von Naga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Hodder
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in großem Stil.«
    Sie setzten den Rundgang fort und staunten über die Opulenz, die sie umgab, denn jede Befestigung, jede Muffe, jedes Teil des Dekors waren aus edelsten Materialien handgefertigt. Schließlich gelangten sie zur Kombüse, wo sie auf Isabella Mayson stießen, die Lebensmittel auspackte und die Speisekammern bevorratete.
    »Du lieber Himmel, Miss Mayson!«, rief Quaint. »Sie kommen ja schnell voran! Als ich zuletzt hineingeschaut habe, war dieser Raum noch voller ungeöffneter Kisten.«
    »Ordnung muss sein, Doktor Quaint«, gab die junge Frau zurück. »Wir haben in Yorkshire eine Menge Vorräte an Bord genommen, und wenn wir nach London kommen, werden sie um weiteren Proviant ergänzt. Wenn ich die Küche bis dahin nicht aufgeräumt habe, bedeutet das noch mehr Arbeit und Verzögerungen bei den Mahlzeiten. Und das wollen wir doch nicht, oder?«
    »Bestimmt nicht«, pflichtete Quaint ihr bei.
    Miss Mayson lächelte den Flugbegleiter an. »Um halb zwölf serviere ich ein frühes Mittagessen, Doktor.«
    »Gut!«, warf Swinburne ein. »Ich bin am Verhungern!«
    Quaint führte sie aus der Kombüse, vorbei an Kabinen, die man für verschiedene betriebsdienliche Zwecke herangezogen hatte, und hinein in das erste der riesigen Maschinenraumabteile. Nachdem ihnen Daniel Gooch die beiden gewaltigen Turbinen gezeigt hatte, gingen sie weiter zu den Kabinen der Standardklasse, wo sie Schwester Raghavendra begegneten, die gerade einekleine Operation organisierte. Wie Quaint erklärte, war es unabdingbar, medizinische Einrichtungen an Bord des Schiffes zu haben   – nicht nur um kranke Passagiere zu versorgen, sondern auch weil einige der technischen Pflichten außerordentlich gefährlich waren. So bestand die Aufgabe der Takler darin, die Flugachsen zu warten, was manchmal bedeutete, dass sie hinauskriechen mussten, während die Orpheus sich im Flug befand. Selbstverständlich trugen die Männer Gurtzeug; dennoch konnte ein Absturz schlimme Folgen haben. Es war schon vorgekommen, dass Takler gefallen, gegen die Seite des Schiffes geschwungen und mit knochenbrecherischer Wucht dagegengeprallt waren.
    »Da Sie sich ja nun orientieren können, meine Herren, verabschiede ich mich von Ihnen«, verkündete der Arzt, als sie eine Treppe am Bug des Schiffes erreichten. »Es ist noch viel zu tun, bevor unsere Hauptreise beginnt, was Sie gewiss nachvollziehen können.« Er blickte auf Swinburne hinab. »Ich muss durch den Gesellschaftsraum zurück, Sir. Wenn Sie mich begleiten möchten, organisiere ich diesen Frühstückstrunk für Sie.«
    »Bravo!«, freute sich Swinburne. »Das wäre jetzt genau das Richtige!«
    »Und Sie, Sir?«, wandte sich Quaint an Burton.
    »Zu früh für mich. Ich ziehe mich in mein Quartier zurück und gehe das Expeditionsinventar durch.«
    »Dann sehen wir uns beim Mittagessen, Sir.«
    *
    Die Spitzen von vier kolossalen Kupferstäben ragten aus dem dichten Nebel, der London verhüllte. Gelenkt von Francis Wenham schwebte das Luftschiff Orpheus Seiner Majestät zwischen diesen Stäben in Position und sank langsam auf den zentralen Hof des Elektrizitätswerks Battersea hinunter.
    Es war zwei Uhr nachmittags.
    »Wie sich die Zeiten geändert haben«, meinte Swinburne, alsSir Richard Francis Burton und er ausstiegen, eingehüllt in ihre Übermäntel, Zylinder auf den Köpfen. »Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass wir mal mit Isambard Kingdom Brunel zusammenarbeiten?«
    »Ja, in der Tat, wie die Zeiten sich geändert haben«, wiederholte Burton die Feststellung. »Und genau da liegt das Problem.«
    Herbert Spencer, der Uhrwerkphilosoph, kam aus dem Dunst hervor, um sie zu begrüßen.
    Er war eine Maschine aus poliertem Messing, ungefähr eins fünfundsechzig groß. Sein Kopf war kanisterförmig und wies oben einen bizarren, kuppelartigen Fortsatz auf, der an eine winzige Kirchenorgel erinnerte. Das »Gesicht« darunter bestand aus drei erhabenen, kreisförmigen, lotrecht angeordneten Bereichen. Der obere ähnelte dem Bullauge eines Schiffes, durch das man etliche kleine Rädchen erspähen konnte, der mittlere enthielt ein Gitter, und der untere war bloß ein Loch, aus dem sich drei dünne, zwölf Zentimeter lange Drähte hervorschlängelten.
    Spencers Hals setzte sich aus dünnen Wellen und Kabeln, Drehgelenken und Angeln zusammen. Den Rumpf bildete ein schmaler Zylinder mit ausgeschnittenen Ausnehmungen, die Zahnräder und Federn, zierliche Kurbelwellen, Kreisel, Schwungräder und ein

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