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Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)

Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition)

Titel: Auf der Suche nach den ältesten Sternen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Frebel
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sämtliche Betriebsanleitungen und Instruktionen aus irgendwelchen mir bis dahin unbekannten Schubladen und Ordnern auszugraben, um mir zu helfen. Währenddessen versuchte ich den direkten Weg über die Tastatur. Aber alles blieb ohne Erfolg, und um kurz vor 22 Uhr griff ich zaghaft zum Telefonhörer.
    Als »offizieller« Beobachter des 2,3 m-Teleskops sah ich es als meine Aufgabe an, das Problem zu melden und nach einer schnellstmöglichen Lösung zu suchen. Nach längeren Anweisungen durch den müden Spezialisten gelang es uns tatsächlich, den Computer wieder neu und ordentlich zu starten. Nach der Eingabe sämtlicher Passwörter und spezieller VAX-Kommandos, von denen ich noch nie vorher etwas gehört hatte, schnurrte und surrte der brave Teleskopcomputer bald wieder, als ob nie etwas passiert wäre. Die Ferndiagnose hatte also geklappt, und wir konnten danach ohne Probleme weiter beobachten. Allerdings hat es die ganze Nacht lang gedauert, bis wir uns von diesem ordentlichen Schrecken wieder erholten, und wir hofften, dass so etwas nie wieder passieren würde. In der Tat, ich habe auch später nie etwas darüber gehört, dass der Teleskopcomputer jemals von einem Beobachter komplett neu gestartet worden ist.

8.7. Feuerprobe
    In Australien ist es üblich, das Unterholz, bestehend aus hochgewachsenem Gras, Gebüsch und kleinen Sträuchern, zu Beginn des Sommers kontrolliert abzubrennen. Dieses Vorgehen verhindert, dass im Falle eines Buschfeuers zu viel brennbares Material existiert, was das Feuer unterstützt und schnell anwachsen lässt.
    Es ist somit ganz normal, dass man in Australien immer wieder verkohlte, schwarze Baumstämme z.B. beim Spazierengehen oder Wandern findet, die an vergangene Buschfeuer erinnern. Im Gegensatz zu europäischen Bäumen sind die australischen Eukalyptusbäume (»eucalypts« oder »gum trees«) von Feuer aber weniger beeinträchtigt. Bei diesen teilweise gigantischen, besonders im Sommer intensiv nach ätherischen Ölen riechenden Bäumen sitzt die Lebenskraft nicht in den äußeren Schichten, sondern im Inneren des Stammes. Brennt der Baum von außen ab, schält er sich einfach einige Zeit später und wächst dann wieder weiter. Aus diesem Grund sind die meisten Eukalyptusbäume auch immer von einem Haufen loser Borke umgeben. Aufgrund der besonderen Überlebenstechnik hat diese Baumart über Jahrtausende hinweg Wildfeuer überlebt, die besonders im Landesinneren immer wieder wüteten.
    Das kontrollierte Abbrennen wird auch regelmäßig am Siding Spring-Observatorium unternommen, denn es liegt ja auf einem kleinen Berg inmitten eines riesigen Nationalparks, dem Warrumbungle-Nationalpark. Im Fall eines Wildfeuers würde man dort oben leicht komplett eingeschlossen werden, was einer Katastrophe gleichkäme, mal von den wertvollen Teleskopen abgesehen. Um solche Probleme von Anfang an zu vermeiden, gibt es deswegen eine eigene Observatoriumsfeuerwehr, und viele der Leute, die dort arbeiten, haben eine Hilfsfeuerwehrausbildung, um im Notfall mitzuhelfen, Leute zu evakuieren und die Teleskope vor den Flammen zu bewahren.
    Um sich auf den trockenen Sommer vorzubereiten, wurde ein solches Abbrennen auch im Nationalpark unterhalb des Observatoriums erledigt. Dies geschah zur gleichen Zeit, als ich im Dezember 2003 dort meine längste Beobachtungskampagne von 12 Nächten absolvierte. Riechen konnte man das Feuer schon den ganzen Tag lang, und bei Sonnenuntergang waren die kleinen Flammen weiter unten am Hang kaum sichtbar. Es blieb aber unklar, in welche Richtung das Feuer während der Nacht wandern würde. Wahrscheinlich durch etwas auffrischenden Wind geriet eines der kleinen Feuer gegen Abend dann außer Kontrolle. Es kroch langsam den Berg hoch, bis ich es in der Ferne deutlich von meinem Teleskop aus sehen konnte.
    Über die nächsten Stunden hinweg beobachtete ich nun nicht nur die Sterne, sondern auch das Feuer. Mit nervöser Gespanntheit wartete ich einige Stunden lang, ob etwas passieren würde. Gegen Mitternacht war das Feuer dann doch schon relativ nahe herangekommen. Um zu verhindern, dass den Teleskopen über den Sommer hinweg etwas passieren könnte, waren zur Sicherheit schon vorher breite Feuerschneisen um alle Teleskope des Observatoriums herum geschlagen worden. Zum Glück zog das Feuer schräg an der Feuerschneise vorbei. Dies bedeutete, dass wenigstens mein Teleskop am Rande des Observatoriums nicht in Gefahr war. Trotzdem machte mich die Situation nervös. Denn das

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