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Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Titel: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcel Proust
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dieses Romanteils betrifft, so liegen die darin erwähnten oder angedeutetenEreignisse etwa in den Jahren zwischen den beiden Weltausstellungen von 1889 und 1900. Mit den Aufzählungen renommierter Restaurants, Confiserien, Modehäuser, Blumengeschäfte usw. kann der erste Romanteil als eine Chronik der Belle Époque gelesen werden. Madame Swanns Salon mit den Chrysanthemen und Schneeballblüten, ihr Wintergarten, ihre Ausfahrten und Spaziergänge, ihre blumigen Roben, ihr blütenförmiger, schattenspendender Sonnenschirm erklären nun nachträglich die Nostalgie, mit der sich der Erzähler am Schluß des ersten Bandes an Madame Swann im Bois erinnert.

    Im zweiten Teil des Romans setzt die Erzählung neu ein. Sie überspringt zwei Jahre im Leben Marcels und führt ihn in neue geographische Gegenden und neue soziale Welten. Der im Titel »Namen und Orte« thematisierte Gegensatz zwischen der Magie der Namen und der Gewöhnlichkeit der Orte, zwischen imaginierter und realer Wirklichkeit – man erinnert sich an die Begegnungen mit der Herzogin von Guermantes, mit der Berma oder mit Bergotte – wird nun am Beispiel des lange erträumten Balbec und besonders seiner Kirche dargelegt. Anstelle der Kirche im persischen Stil auf ihrer sturmumwogten Klippe trifft Marcel auf ein graues Bauwerk, das im Lärm der Straßenbahn und im Gestank einer danebenliegenden Kneipe unterzugehen droht. Erst die späteren Ausführungen Elstirs über die Kirche von Balbec werden Marcel – ähnlich wie jene Bergottes über das Spiel der Berma – seine Enttäuschung vergessen lassen und ihm zeigen, worin die Schönheit und die Eigenart dieses Kunstwerks bestehen.
    Die einzelnen Szenen, Episoden und Handlungssequenzen folgen dem Rhythmus einer Badesaison und zeigen die zusammengewürfelte Gesellschaft eines Kurortes. In Balbec kreuzen einander Adlige und Bürgerliche, Faubourg Saint-Germain und Provinzadel, jüdische Bankiers aus der Hauptstadt und Magistratspersonen aus den nahen Städten der Normandie, ferner Sportler, Künstler und Intellektuelle. Neben den kürzeren Charakterporträts von Gästen und Angestellten des Hotels stehen die Begegnungen mit drei Angehörigen der Familie der Guermantes (die Marquise von Villeparisis, Robert deSaint-Loup und der Baron von Charlus) und die Schilderung des jüdischen Milieus im Umkreis der Blochs, die zu größeren Handlungseinheiten ausgebaut sind. Die Spazierfahrten im Wagen von Madame de Villeparisis mit dem Besuch der von Efeu überwucherten Kirche von Carqueville, der Begegnung mit dem Fischermädchen und Marcels Erregung angesichts der drei Bäume von Hudimesnil bilden in ihrer kunstvollen Fügung eine dem Diner mit Norpois vergleichbare Handlungssequenz. Auch bei den Ansichten Madame de Villeparisis’ über Literatur fühlt man sich an Norpois erinnert. In die Zukunft hingegen weist die Figur des Barons von Charlus, der mit seinem Gebaren Marcel Rätsel über Rätsel aufgibt. Dem Leser allerdings dürfte es schwerfallen, die Ahnungslosigkeit des Romanhelden zu teilen.
    Mit dem Auftauchen der jungen Mädchen auf der Strandpromenade von Balbec erreicht die Handlung endlich den vom Bandtitel angekündigten Punkt. Liest man die Recherche als die Geschichte von Marcels Leben und vergleicht man die Spiele mit Gilberte in den Anlagen der Champs-Élysées oder im Hause Swann mit den Ausflügen und Spielen, zu denen Marcel die jungen Mädchen in Balbec begleitet, so wird man die ersteren noch der Welt der Kindheit, die letzteren jener der Adoleszenz zuordnen. Im Übergang von einem Romanteil zum anderen bleibt jedoch ein Grundthema der Recherche erhalten. Am Beispiel der jungen Mädchen zeigt Proust ein weiteres Mal, in welchem Maße unsere Kenntnis anderer Menschen auf subjektiven Vorstellungen beruht, wie sehr das Bild, das man sich von einer Person, einem Ort oder einer Sache macht, der Phantasie entspringt. Die Konfrontation mit der Wirklichkeit kann wohl ein anfängliches Phantasiebild zerstören (Madame de Guermantes, Bergotte, die Kirche von Balbec), sie garantiert jedoch keineswegs objektive Erkenntnis. Im Falle der jungen Mädchen ist es überhaupt erst die Begegnung auf der Strandpromenade, die Phantasie und Erkenntnisdrang in Bewegung versetzt. Nachdem Marcel sich anfänglich vorgestellt hat, es wären leichtfertige Mädchen aus dem einfachen Volk, erfährt er später, daß sie aus gutbürgerlichen Kreisen stammen, und nimmt nun an, ihr Lebenswandel sei untadelig.Dennoch geht das Spiel von

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