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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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Gastronomie in H. sind Netzgardinen nach wie vor der letzte Schrei. Rosa und ich müssen uns zusammenreißen nicht stehenzubleiben, uns mit dem Ellenbogen anzustoßen und ‘Oh, guck mal,’ zu rufen.
    Am Speisesaal vorbei geht’s wahrscheinlich Richtung Küche, doch macht der Uniformierte jetzt vor einer schweren Holztür halt und klopft einmal. Eine Arie aus dem Rigoletto dringt auf den Flur. Keine Antwort. Er klopft noch einmal, etwas lauter, woraufhin jemand aus dem Inneren mit einer Bassstimme ‘What?’ grölt.
    ‘Your appointment is here, Mr Pohlmann, a Miss Rosa von Waldenegg with her secretary.’
    Die Musik geht aus und hinter der Holztür ertönt ein Grunzen. Der Hoteldiener bekreuzigt sich einmal schnell, guckt uns mitleidig an und öffnet die Tür.
    An einem gewaltigen Schreibtisch sitzt ein noch viel gewaltigerer Mann in typischem Koch-Outfit. Unter der hohen weißen Mütze quellen rötliche Locken hervor. Er hat sich in seinem riesigen Schreibtischstuhl zurückgelehnt, seine Füße, die in weißen Crocs circa Größe fünzig stecken, auf dem Schreibtisch abgelegt und raucht eine dicke Zigarre. Er starrt uns an. Keiner wagt einzutreten. Plötzlich lehnt der Dicke sich vor und knurrt laut in Richtung des Hoteldieners, woraufhin dieser einmal aufquiekt und wegrennt. Rosa und ich machen langsam einen Schritt rückwärts.
    ‘Na Deerns,’ sagt der Dicke nun zu uns, nimmt die Füße vom Schreibtisch und streicht die Asche von seiner Zigarre, ‘kommt mal rein hier und sagt mir, wie ich euch helfen kann.’
    Ist das sicher da reinzugehen? Im Moment wirkt der Mensch ganz normal, aber was ist, wenn der wieder anfängt zu knurren? Ich gucke Rosa an. Die zuckt mit den Schultern und macht einen vorsichtigen Schritt in das Zimmer hinein.
    ‘Nu mal nicht so zögerlich, ich tu euch schon nix,’ sagt der Koch und lacht tief.
    Wir treten ein. Er deutet auf zwei Stühle und wir setzen uns.
    ‘Ja, also, ich würde Ihnen, das heißt dem Dorchester, gern einige Kaffeebohnen verkaufen,’ sagt Rosa.
    Der Koch grunzt. Wir warten, ob sonst noch etwas von ihm kommt.
    ‘Wo hast du die Bohnen denn her?’ fragt er schließlich.
    ‘Die kommen von der Plantage meiner Eltern in Kenia,’ sagt Rosa.
    Der Dicke guckt Rosa an. ‘Dafür, dass du aus Afrika kommst, siehst du aber ganz schön blass aus.’
    Rosa kreuzt ihre Beine in die andere Richtung und guckt über dem Koch an die Wand.
    ‘Naja,’ sagt sie, ‘wir haben natürlich Personal, ich steh da ja nicht selber auf dem Feld und ernte. Also, wir sind da schon meistens drinnen und nicht so sehr in der Sonne.’
    Der Koch grunzt wieder. ‘Aus Kenia kommst du?’
    ‘Ja,’ sagt Rosa einsilbig.
    ‘Komisch, du hörst dich genau so an wie’n Mädchen mit dem ich zur Schule gegangen bin. Und ich komm aus Husum.’
    Himmel, hätte der nicht aus München kommen können?
    ‘Muss wohl daran liegen, dass meine Eltern aus Büsum kommen,’ sagt Rosa schnell.
    ‘Ach nee,’ sagt der Dicke, ‘aus Büsum? Hab noch nie was von den von Waldeneggs aus Büsum gehört.’
    ‘Ja also, meine Familie, die ist ja schon vor drei Generationen nach Kenia ausgewandert ist, um Kaffee anzubauen,’ sagt Rosa nun.
    ‘Vom Kohlanbau zum Kaffeeanbau,’ sagt der Koch langsam, ‘ja, ich kann sehen, wo da die Verbindung ist, fängt beides mit ‘K’ an,’ und grinst.
    Rosa grinst zurück und hebt eine Augenbraue. ‘Also um zum Thema zurück zu kommen,’ sagt sie dann, öffnet Brittas Tasche und holt eine Tüte Kaffeebohnen heraus, die sie an Herrn Pohlmann weiterreicht. Der sitzt grinsend da und schüttelt leicht den Kopf.
    ‘Na, dann lass mal sehen.’
    Er zieht eine Lesebrille aus seiner Brusttasche und betrachtet die Tüte. Dann guckt er Rosa über den Rand der Brille hinweg an, macht die Tüte auf und schnüffelt einmal hinein. Seine Augen weiten sich etwas und er schnüffelt noch einmal. Dann drückt er auf einen Knopf an seinem Telefon, knurrt etwas hinein, was wohl nur für langjährige Mitarbeiter verständlich ist, und lehnt sich zurück. Schon klopft es an der Tür und ein dünner Mann, ebenfalls in Kochuniform tritt ein.
    ‘Sie wünschen, Herr Pohlmann?’
    ‘Hagen, mach uns doch mal ‘ne schöne Tasse Kaffee,’ und mit diesen Worten drückt er Hagen die Tüte mit den Kaffeebohnen in die Hand.
    ‘Sehr wohl, Herr Pohlmann.’
    Hagen dreht sich um und geht wieder. Herr Pohlmann lehnt sich zurück in seinem Sessel, faltet die Hände über seiner enormen Wampe und grinst uns

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