Auf der Suche nach Tony McKay
gebrauchen,’ und mit einem Seufzer, ‘wir haben noch einen ganz schön weiten Weg vor uns, promises to keep and miles to go before we sleep und all das.’
‘Ach nee,’ sagt Britta und grinst, ‘an den USA kein gutes Haar lassen, aber dann Frost zitieren.’
‘Du, auf Frost lass’ ich nichts kommen, egal ob der Amerikaner war oder nicht. Und das ist eigentlich das Paradoxe, nicht, die haben so saumäßig gute Schriftsteller hervorgebracht, aber genützt hat das denen auch irgendwie nichts.’
Piotrek guckt Rosa freundlich an. Ich glaube, er hat sich daran gewöhnt, dass sie von Zeit zu Zeit komische Sachen sagt, die für ihn keinen Sinn machen und fragt gar nicht mehr nach.
‘Habt ihr Hunger?’ fragt Britta nun, ‘sollen wir bestellen?’
Allgemeine Zustimmung. Rosa und ich setzen uns neben Britta und Staszek, die wie zwei frisch Verliebte aus dem Buch aussehen. Brittas Hand liegt auf seiner und die beiden haben ihre Finger ineinander verschlungen, er hat seinen Arm um ihre Schultern gelegt und streichelt ihren Hals. Wie schön, dass sich Dinge auch mal zum Positiven entwickeln.
Piotrek winkt dem Kellner und wir bestellen einmal die Speisekarte rauf und runter.
‘Guck mal,’ sagt Britta und reicht die Photos an uns weiter, ‘das ist der Botanische Garten in Warschau, wo Staszek gearbeitet hat.’ Sie lächelt Staszek stolz an.
‘Und das,’ sagt Staszek und zeigt uns ein anderes Photo, ‘ist mein Hund. Aber jetzt lebt bei mein Mutter.’ Auf dem Photo ist Staszek mit einem schwarzen Labrador zu sehen.
‘War mein beste Freund in Polen,’ sagt Staszek und seufzt, ‘als ich geh nach England hat nicht gegessen für ein Woche, so traurig.’
‘Ohhh,’ machen Britta, Rosa und ich.
Heiko lehnt sich auch interessiert rüber und betrachtet das Photo, Haustierbesitzer haben wohl so eine Affinität zueinander.
‘Hund ist beste Freund von Mensch, immer loyal zu sein Besitzer,’ sagt Staszek.
Heiko zieht sein Paulchen-Photo aus der Tasche und betrachtet es lange. Schließlich steckt er es mit einem leicht verbitterten Ausdruck auf seinem Gesicht wieder ein.
Die Getränke kommen. Piotrek und Staszek probieren das indische Bier aus, wir anderen halten uns an Rotwein. Nach kurzer Zeit ist die Stimmung lustig: Piotrek erzählt Geschichten aus der Heimat und Rosa aus ihrer Zeit in einem besetzten Haus in Berlin. Geographisch betrachtet war das alles ja relativ nah beieinander.
Als das Essen kommt, schlagen wir mit Hunger zu, obwohl es ein bisschen was von Galgenmahlzeit hat. Schade, gerade jetzt, wo wir uns an London gewöhnt haben und Dinge auch mal funktionieren, da müssen wir weiter. Aber wie üblich in solchen Situationen tröstet man sich immer mit dem Gedanken, dass man ja irgendwann einmal zurückkommen kann.
Das Essen zieht sich hin, wir bestellen mehr Wein, mehr Bier und Piotrek inspiziert die Getränkekarte auf der Suche nach Wodka. Dort gibt es nur finnischen, und er macht ein angewidertes Gesicht.
‘Muss sein von Polen oder Russland, sonst taugt nix,’ sagt er bestimmt und klappt die Karte zu.
‘Wir können ja woanders noch was trinken gehen,’ sage ich.
‘Ich hab’ eine Idee,’ sagt Britta, ‘ihr müsst sowieso zurück ins Dorchester, um den Kaffee dort vorbeizubringen – warum gehen wir dann nicht alle da rein und trinken schick ein paar Cocktails?’ Sie lächelt Staszek an. Der würde in seiner augenblicklichen Verfassung zu allem ‘Ja’ sagen, was sie vorschlägt.
Normalerweise hätte dieser Vorschlag wohl nur einen “typisch Britta“-Kommentar von Rosa nach sich gezogen, die dann im Gegenzug eine miese Kneipe irgendwo im East End vorgeschlagen hätte. Aber da wir alle bei bester Laune sind und Rosa und ich ja nun schon Erfahrung im Umgang mit der High Society haben, also auf zum Dorchester! Zuerst den Kaffee zum Lieferanteneingang bringen, dann Geld von der Rezeption holen und hinterher in die Bar.
Heiko und Piotrek bezahlen die Rechnung und wir treten auf die Straße. Für Februar ist es ein sehr milder Abend. Rosa und ich haken Heiko rechts und links unter, Piotrek grinst und schüttelt den Kopf, als er uns so sieht. Das Kuriose ist für ihn wahrscheinlich nicht, dass ein Typ zwei Frauen abbekommen hat, sondern dass so jemandem wie Heiko dieses gelungen ist. Denn ‘Frauenheld’ ist nicht gerade das, was einem bei seinem Anblick einfällt. Britta und Staszek gehen Arm in Arm und sie hat ihren Kopf an seine Schulter gelehnt. Piotrek wirkt ein wenig wie
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