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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yt Genthe
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an.
    Wir sitzen einem der profiliertesten Köche der westlichen Welt gegenüber, dem gleich eine Tasse Kaffee aus den miesen Kaffeebohnen aus Rumänien kredenzt wird.
    Mir wird zunehmend mulmig, aber Rosa hat ihr Pokerface aufgesetzt und grinst den Kerl frech an.
    ‘Wo geht’s denn als nächstes hin mit deinen Bohnen?’ fragt er.
    ‘Hotel Adlon in Berlin,’ lügt Rosa ohne mit der Wimper zu zucken.
    ‘Ja, da arbeitet der Manfred, guter Freund von mir. Wenn deine Bohnen was taugen, dann schreib ich dir eine Empfehlung.’
    Es klopft an der Tür und Hagen tritt ein, um dem Herr Pohlmann auf einem Silbertablett einen Kaffee in einer fragil aussehenden kleinen Porzellan-Tasse zu servieren. Der riecht einmal an der schwarzen Brühe und nimmt einen kleinen Schluck. Ich halte den Atem an und schließe die Augen. Wenn der hier in diesem Zimmer einen Wutausbruch bekommt gibt es Tote.
    Er nimmt noch einen Schluck.
    ‘Hier Hagen, probier du das mal und sag’ mir was du denkst.’
    Hagen trinkt gehorsam einen Schluck. Er guckt seinen Chef nervös an.
    ‘Äh, frisches Aroma,’ sagt er mit fisteliger Stimme, ‘und rauchige Kopfnote?’
    ‘Würdest du das unseren Gästen vorsetzen?’
    Hagen wirkt verunsichert, fürchtet wohl, dass dies eine Fangfrage ist. Er tritt von einem Fuß auf den anderen und tut sich schwer mit der Entscheidung.
    ‘Also, das kommt nun darauf an, natürlich, ich meine, kommt darauf an, wer jetzt der Gast ist, nicht wahr, kommt also auf den Gast an, und ob der...ja, ob der eher Kaffeetrinker oder Teetrinker ist...’
    Sein Chef rollt mit den Augen und schüttelt den Kopf. Der hat das hier offensichtlich auch nicht leicht.
    ‘Lass man gut sein, Hagen, und sieh’ mal zu, dass die den Sellerie ordentlich putzen.’
    Mit diesen Worten ist der arme Hagen entlassen.
    ‘Na gut, Mädels, reden wir mal Tacheles. Wie viel wollt ihr für die Bohnen haben?’
    ‘So als Angebot dachten wir £20 pro 500g,’ sagt Rosa.
    Den alkoholkranken Norwegern den Cognac aus Polen zu verkaufen war eine Sache, aber dies hier ist ein ganz anderes Kaliber. Ich kann nicht glauben, dass der ernsthaft mit dem Gedanken spielt, unseren Kaffee zu kaufen.
    ‘Und wie viel kannst du mir besorgen?’
    ‘Zehn Kilo, mehr habe ich zur Zeit nicht,’ antwortet Rosa.
    Der Dicke reicht ihr seine Hand zum Einschlagen rüber.
    ‘Abgemacht, zehn Kilo a £40 das Kilo,’ sagt er und quetscht Rosas Hand.
    ‘Wir haben ein Kilo dabei, den Rest habe ich noch im Hotel, das könnte ich im Laufe des Abends vorbeibringen.’
    Herr Pohlmann öffnet eine Schublade und zieht ein paar Geldscheine heraus. Er zählt vierzig Pfund ab, reicht sie Rosa und sagt, ‘Den Rest hinterlasse ich an der Rezeption für dich. Und die restlichen Bohnen bringst du zum Lieferanteneingang und sagst denen da, dass das für mich ist.’
    Damit zündet er sich wieder eine dicke Zigarre an und drückt auf einen Knopf seiner Fernbedienung. Caruso singt weiter aus dem Rigoletto, er legt seine riesigen Füße auf den Schreibtisch und schließt die Augen.
    ‘Ja, äh, ok,’ sagt Rosa und guckt mich an, ich zucke mit den Achseln, ‘also wir gehen dann mal.’
    Mit geschlossenen Augen winkt er uns zum Abschied zu.
    Wieder auf der Straße juchzen wir und führen einen kleinen Freudentanz auf.
    ‘Ich kann nicht glauben, dass das Zeug wirklich genießbar ist,’ sage ich zu Rosa.
    ‘Wir müssen mal Piotrek fragen, wo er die tatsächlich herhat. Wer weiß, vielleicht sind die doch irgendeine Art von Gourmet-Bohne.
    ‘Ich kann nicht abwarten, das den anderen zu erzählen,’ sage ich und wir fangen an zu rennen.
     
    In dem kleinen indischen Restaurant ist nicht viel los. In einer Ecke sitzen Piotrek und Heiko in ein Gespräch vertieft, daneben Britta und Staszek, Händchen haltend, während er ihr ein paar Photos zeigt. Alle blicken auf, als wir zum Tisch kommen.
    ‘Und?’ fragt Heiko.
    Rosa reicht Piotrek die vierzig Pfund rüber. ‘Und das ist nur der Anfang,’ sagt sie, ‘den Rest will der Küchenchef auch kaufen, den können wir heute Abend noch vorbeibringen.’
    Piotrek drückt Rosa und mir einen dicken Kuss auf beide Wangen. Zu Heiko gewandt sagt er, ‘Du hast tüchtige Freundin, viel Glück gehabt.’
    ‘Ja, äh, danke,’ sagt Heiko.
    Piotrek steckt zwanzig Pfund ein und gibt den anderen Zwanziger an Rosa zurück.
    ‘Teilen wir, ist eure Anteil,’ sagt er.  
    Rosa steckt das Geld ein und nickt Piotrek zu, ‘Danke, das können wir wahrscheinlich noch gut

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