Auf der Suche nach Tony McKay
werde.’
Britta schüttelt den Kopf. ‘Kein Wunder, dass ihr mit dieser Art von Konversation Probleme habt, einen festen Freund zu finden,’ sagt sie und arrangiert ihre langen blonden Haare.
Während Rosa und ich etwas zurückhaltend mit dem Make-up sind, trägt Britta dick blauen Lidschatten auf. Ich betrachte sie von der Seite.
‘Weißt du, so geschminkt hast du fast etwas Ost-Europäisches.’
Rosa grinst. ‘Nice one, Maggie.’
Britta guckt uns irritiert an, sagt ‘Och ihr, nee echt,’ und reduziert das Blau auf ihren Lidern auf westliches Niveau.
Als nächster ist Piotrek dran, doch der erscheint schon nach nur fünf Minuten wieder in einem etwas altmodischen blauen Zweireiher, Heiko dagegen braucht umso länger, um sich fertig zu machen. Die größte Metamorphose durchläuft jedoch Staszek. Geduscht und gekämmt im schicken grauen Anzug könnte er mit seinen 1,90 in jeder Illustrierten Werbung für Männermode machen. Britta steht neben mir und hält die Luft an, Rosa ist weniger subtil und pfeift wie ein Bauarbeiter auf zwei Fingern bei seinem Anblick. Staszek guckt verlegen Britta an.
‘Ist mein Anzug für Ausgehen, aber ich sonst nie gehen aus,’ sagt er zur Erklärung.
Piotrek erscheint mit einer Kleiderbürste an seiner Seite und bebürstet Staszek wie einen Sohn, der auf dem Weg zum Abiball ist.
Wir sitzen in der U-Bahn und die Stimmung ist gut. Rosa kann nicht aufhören, ihr Spiegelbild im Fenster zu betrachten. Neben ihr auf dem Sitz steht eine große blau-weiß-rote Plastik-Reisetasche mit den beschrifteten Kaffeebohnentüten darin.
Nach dem Erfolg in Westerdeichstrich, haben wir beschlossen, dass ich Rosa zu ihrem Termin mit dem Küchenchef, der zufälligerweise auch Deutscher ist, begleiten werde.
‘Du,’ sage ich zu ihr, ‘wenn wir zum Dorchester kommen, da sollten wir aber die bunte Plastiktasche irgendwo draußen lassen. Die sieht nicht gerade nach Plantage in Afrika aus.’
‘Hier,’ sagt Britta und reicht Rosa ihre Dolce und Gabbana-Tasche, ‘tu’ einige von den Tüten da rein, wenn ihr ins Hotel geht. Damit fallt ihr weniger auf, als mit der anderen.’
Ich tausche mit ihr die Handtasche. ‘Hübsch,’ sage ich.
‘Jahrestagsgeschenk von Du-weißt-schon-wem,’ antwortet Britta, ‘hat der für mich eigenhändig ausgesucht...und ich durfte sie dann bezahlen.’
‘Na ja, hoffen wir mal, dass du irgendwann adäquaten Ersatz findest,’ sagt Rosa und lächelt Staszek an. Der hat den Inhalt unseres Gesprächs nicht wirklich verstanden, aber lächelt freundlich zurück.
‘Du,’ sage ich zu Britta, ‘so verkehrt ist der gar nicht. Könnte schlimmer sein.’ [16]
Britta guckt Staszek von der Seite an. Der erwidert ihren Blick in freudiger Erwartung.
‘Könntest Recht haben, Maggie. Schade nur, dass wir morgen schon fahren.’
‘Ja, ist sehr schade,’ mischt Staszek sich nun in unser Gespräch ein. Britta seufzt und legt ihre Hand auf seine.
Während der Rest unserer Gruppe samt der rot-weiß-blauen Reisetasche Posten in einem indischen Restaurant in der Nähe von Hyde Park Corner bezieht, gehen Rosa und ich mit Brittas Designer-Handtasche voller Kaffee die Park Lane zum Dorchester hoch.
Wenn jemand wie wir vom flachen Land kommt, dann sind Institutionen des verfeinerten kulinarischen Genusses notwendigerweise jenseits seines Erfahrungshorizontes. Wie also sich in einem Fünf-Sterne Hotel verhalten, ohne dumm aufzufallen?
Zuerst einmal Bauch rein, Brust raus, Kopf hoch, denn Körperhaltung sendet Signale aus. Vorbei am Wagenmeister betreten wir die Empfangshalle und gehen selbstbewusst auf die Rezeption zu.
‘We have got an appointment with Mr Martin Pohlmann,’ sagt Rosa zu dem uniformierten Rezeptionisten, ‘Miss Rosa von Waldenegg and my secretary, Miss Stöcklgruber.’
‘One moment, please,’ sagt der und greift zum Telefon.
‘Stöcklgruber, wirklich? Warum muss ich einen bayrischen Namen haben?’ beschwere ich mich bei Rosa.
‘In diesen Kreisen kommt das bestimmt besser an.’
‘Weißt du gar nicht, außerdem hören sich bayrische Namen immer irgendwie halblegal an.’
Ein uniformierter Hotelbediensteter taucht auf und sagt mit eleganter Geste, ‘This way, please.’
Wir folgen. Der Mensch führt uns aus der Empfangshalle hinaus, einen langen Gang mit dickem Teppich hinunter, dann biegen wir nach rechts ab. Rechter Hand befindet sich ein fabelhafter Speisesaal dekoriert mit verschiedenen Karomustern. Wahnsinn. In der
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