Auf der Suche nach Zach (German Edition)
fortgeführt werden könnte.“ Er brachte den Tritt zu Ende und kehrte wieder zurück in seine Anfangsposition. „Die Elemente der Komposition so zu balancieren, dass das Auge sich weiter bewegt, wird unsere nächste Herausforderung sein. Ihr habt schon etwas Erfahrung mit Formen und Schattierung, jetzt werden wir diese in einer Komposition verbinden, die sowohl Balance als auch Bewegung beinhaltet. Bis zum nächsten Mal will ich, dass ihr euch so viele verschiedene Malereien in so vielen verschiedenen Stilen anseht, wie ihr könnt. Versucht zu erkennen, wie der Künstler Bewegung und Balance benutzt. Gute Malereien wohlgemerkt, nicht die Kühlschrankkunst eures kleinen Bruders!“ Er lächelte bei dem folgenden Gelächter. „Obwohl, wer weiß? Vielleicht ist er ein angehender Picasso. Wie auch immer, am Donnerstag werdet ihr ein audio-visuelles Spektakel erleben, worauf ihr euch doch bestimmt freut, nicht wahr? Ich seh euch dann Donnerstag.“ Er zeigte auf seine Augen mit zwei zu einem V-geformten Fingern, dann zeigte er auf sie zurück. „Sucht nach Balance. Sucht nach Bewegung. Sucht. Und nun geht.“
Ein paar der Studenten kamen nach der Stunde zu ihm, um Fragen zu stellen, einige von ihnen Mädchen, von denen er vermutete, dass sie nur mit ihm flirten wollten. Er lächelte höflich, aber wies sie so schnell und so zuvorkommend ab wie er konnte.
Zu seiner Überraschung, war die letzte Person, die hinten im Kunstraum darauf wartete mit ihm zu reden, keiner seiner Studenten. Er brauchte einen Augenblick bis er sich den Namen zu dem Gesicht erinnerte. „Brian, nicht wahr?“ sagte er abweisend. „Was bringt dich in mein bescheidenes Klassenzimmer? Willst du Kunst studieren?“
„Nein danke“, sagte Brian und lächelte. Er hielt ihm seine Hand hin. „Offizielle Vorstellung: Brian McCarthy. David Evans, richtig?“
David schüttelte zögernd seine Hand. „Richtig. Also, was kann ich für dich tun, Brian McCarthy? Für das Naheliegende ist es hier ein komplett unangemessener Schauplatz, also hoffe ich doch, dass es nichts damit zu tun hat, warum du dich an Orten wie Fat Charlies rumtreibst. Denn sollte das der Fall sein, dann werde ich dir solch einen Tritt versetzen, dass du bis zum Ausgang fliegst.“
Brian hielt beschwichtigend seine Hand hoch, die David gerade losgelassen hatte. „Nichts unangebrachtes, wirklich. Außerdem weiß ich, dass du in einer Beziehung bist, und obwohl ich euch beide attraktiv finde, habe ich kein Problem damit. Eine Weile hat es mich gestört. Du scheinst ein solch ruhiger, zurückhaltender Typ zu sein und ich konnte nicht einsehen, warum ausgerechnet du gut für ihn sein könntest. Er hat so eine dicke Eismauer um sich gebaut, ich konnte nicht verstehen warum so jemand wie du da durchbrechen konnte. Nachdem ich euch das eine Mal bei Terrys gesehen habe, hat es mich überrascht rauszufinden, dass ihr beide jetzt zusammen seid. Aber heute ist mir klar geworden, dass ich falsch lag.“
„Was hat deine Meinung geändert?“ fragte David, wider Willen neugierig.
„Du. Eben gerade.“ Brian lehnte sich zurück an die Wand, verschränkte seine Arme und betrachtete ihn nachdenklich. „Die Leidenschaft, die du für deine Arbeit zeigst. Die meisten Leute – und ich bin einer davon – denken Leidenschaft sei heiß, feurig, impulsiv. Aber dir zuzuhören, hat mir gezeigt, dass Leidenschaft auch eine tiefe, warme, beständige Flamme sein kann. Die Sorte von Feuer, die einen Mann nachts warm hält – oder eine Eismauer zum Schmelzen bringt, bei der ein grellerer Funke einfach nur erfrieren würde. Du besitzt diese Sorte von Leidenschaft. Ich war ein Dummkopf, dich so falsch einzuschätzen.“
„Ich nehme an, dass du etwas von mir willst?“ erwiderte David misstrauisch.
„Also, ich bin nicht der geduldige Typ, nicht wirklich. Du schon. Und er braucht das. Er will dich – er hat einmal deinen Namen gerufen, als er mich gebumst hat. Da wurde mir mir einiges klar.“ Brian legte den Kopf zur Seite. „Kennst du die wirkliche Bedeutung von dem Wort 'Leidenschaft'?“
„Leiden“, sagte David.
Brian nickte anerkennend. „Leiden. Und natürlich 'Mitleid' – für jemandem leiden. Du leidest für ihn, nicht wahr? Ich könnte das nicht, aber das ist, was er braucht. Jemanden, der mit ihm leidet, bis er fähig ist, sich mit dem zu befassen, das er noch verarbeiten muss.“
„Woher willst du wissen, dass er überhaupt etwas verarbeiten muss?“
Brian zuckte mit den Schultern.
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