Auf der Suche nach Zach (German Edition)
sein Traum, dass diese Beziehung vielleicht wirklich halten könnte und David ihn genug liebte, um die Narben, die Panikattacken, die Albträume und das launische Verhalten zu übersehen: alles basierte auf dem Glauben, dass David schon das Schlimmste über ihn wusste.
Er schluckte schwer, um sein Herz, das viel zu schnell schlug, zu beruhigen. Es war zu spät. Er konnte nicht zulassen, dass die Dinge sich änderten. David gehörte ihm und er gehörte David. Es würde ihn umbringen, wenn David ihn an diesem Punkt in ihrer Beziehung ablehnte. Er hatte sich ihm geöffnet, seine Narben, seine Neurosen, sein irres Verhalten offenbart und sich vor David verwundbar gemacht. Die Vorstellung, dass David weggehen könnte, ihn einfach allein lassen könnte, brannte wie ein kaltes Feuer in seiner Brust oder ein pochender Schmerz in seinem Kopf, und hinterließ eine frostige Taubheit in seinen Händen. Er holte tief Atem. David zu verlieren, war keine Option.
David darf es nie erfahren. Die Stimme in Zachs Kopf war seine eigene, aber sie klang schonungslos und kalt. Sie raste durch Zachs Gedanken wie ein bitterer Winterwind und ließ eine überwältigende Klarheit zurück. Die Anspannung wich aus seinem Körper, das Gefühl kehrte in seine Hände zurück und sein Kopf hörte auf, weh zu tun. Es war eine Entscheidung, die er ganz unbewusst getroffen hatte, spontan. David durfte es nie erfahren. Komme was wolle, er durfte es David nicht wissen lassen. Er musste David vor der Wahrheit beschützen. David und diese zerbrechliche neue Beziehung, die sie gerade aufbauten.
Er würde nicht lügen, nicht wirklich. Er würde nur Davids Annahme über Estebans Tod nicht korrigieren. Er musste sicherstellen, dass seine Eltern und Annie ihm nichts erzählten, aber wenn sie es in den letzten zwei Jahren nicht getan hatten, dann würden sie es wahrscheinlich jetzt auch nicht mehr tun. Annie war all die Jahre in engem Kontakt mit David gewesen und hatte nichts gesagt. Nein, er würde es mit seiner Familie absprechen, aber er war ziemlich sicher, dass sie es David ohnehin nicht erzählen würden. Er holte tief Luft und atmete sie langsam wieder aus. Nein. Das Thema würde nie aufkommen und er würde nie lügen müssen, denn David würde es nie erfahren.
Er ging wieder leise zurück nach oben. David war eingeschlafen. Zach ging zu Davids Kommode und grub eine verhältnismäßig dezent- karierte Baumwollhose aus der grellen Sammlung, zog seine Jeans aus und die Hose an. Dann kroch er ins Bett neben David, ganz vorsichtig, um ihn nicht zu wecken. David öffneten nicht die Augen, aber sobald Zach zur Ruhe kam, kuschelte er sich in Zachs Arme und schmiegte sich an Zachs Brust. Zach schob seinen Arm unter Davids Hals und legte sich zurück in die Kissen. Davids Kopf ruhte auf seiner Schulter, das Gewicht und die Wärme fühlten sich natürlich an, so gemütlich, so beruhigend , dass er fast augenblicklich einschlief.
Kapitel 21
„ B ALANCE und Symmetrie sind nicht das Gleiche“, sagte David und lief vor seiner Klasse für Einführung ins Zeichnen auf und ab. „Symmetrie ist balanciert, ja, aber es ist eine statische Form. Das Auge bleibt bei der Symmetrie stehen und wandert nicht weiter, es investiert nicht in das Werk. Eine gute Komposition bedarf Bewegung, um den Betrachter anzuziehen. Die Bewegung des Auges über das Kunstwerk, bringt den Betrachter dazu, in die Botschaft zu investieren, die der Künstler versucht zu vermitteln. Und Balance kreiert die Illusion von Bewegung innerhalb der Komposition.“
„Wie kann man Balance und Bewegung zur gleichen Zeit haben?“ fragte einer der Studenten verwirrt.
„Tänzer schaffen es“, sagte David. „Und Kampfsportler... .“ Er schwang herum und demonstrierte einen Fußtritt zur Seite, aber hielt dann die Bewegung auf halbem Weg an, sein Fuß in der Luft, sein Körper im Gegengewicht dazu. „Kampfsportler, Tänzer und Athleten müssen immer Balance haben, ansonsten geht die Kraft hinter der Bewegung verloren“, fuhr er fort, während er die Position mühelos weiter hielt. „In der Kunst wollt ihr erreichen, dass der Betrachter das Werk wie einen eingefrorenen Moment empfindet, so als ob jeden Augenblick die Handlung weitergehen könnte. Um das zu erreichen, muss ein Werk so komponiert sein, dass es den Betrachter in das Bild hineinzieht und die Augen bewegt hält. Er soll Details bemerken, die Kunst förmlich atmen sehen. Der Betrachter soll glauben, dass die Bewegung jede Sekunde
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