auf der verbotenen Insel
nickten nachdenklich.
»Und vielleicht«, flüsterte Georg aufgeregt, »hat das etwas mit dem Hilferuf in der Hütte zu tun? Was glaubt ihr?«
Julius schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen«, meinte er. »Das wäre doch viel zu auffällig. Wenn man einen Gefangenen hat, macht man das doch heimlich.«
»Wer hat einen Gefangenen?«
Die Kinder zuckten zusammen und wirbelten herum. In der Tür stand Ellie Black mit einer frisch gefüllten Petroleumlampe. Sie stellte die Lampe auf den Tisch und setzte sich zu Anne auf den Bettrand.
»Was war mit dem Gefangenen?« fragte sie wieder.
»Habt ihr Kinder etwa Geheimnisse?«
Die Kinder winkten hastig ab. Sie versuchten schnell, von etwas anderem zu reden. Auf keinen Fall durfte Ellie Black Verdacht schöpfen!
Ellie Black legte die flache Hand auf Annes Stirn. »Du hast Fieber, Kindchen«, sagte sie besorgt. »Das will mir gar nicht gefallen. Und deine Lippen sind auch ganz trocken. Vielleicht sollte ich doch besser Dr. Petri rufen?«
»Nein! Das ist bestimmt nicht nötig, Frau Black!« sagte Anne entschieden. »Ich fühle mich gar nicht so schlecht. Morgen, wenn das Gift heraus ist, wird es mir sicherlich auch schon besser gehen.«
»Ich werde mich um sie kümmern«, erbot Georg sich.
»Ich werde ihr immer ein frisches Glas Limonade ans Bett stellen.«
»Da fällt mir ein«, sagte Ellie Black, »einer von euch sollte gleich noch eine Flasche Limonade aus der Speisekammer holen, bevor es dunkel wird. Wir haben nämlich kein Licht draußen im Hof, und ihr werdet heute nacht nicht eure Hand vor Augen sehen können.«
Georg riß die Augen auf. »Und wieso nicht? Ist der Strom kaputt?«
Ellie Black lachte. »Das hat nichts mit dem Strom zu tun, mein Herzchen, sondern mit der Natur. Wir haben heute nacht Neumond. Und da ist es wirklich stockdunkel hier draußen.« Sie erhob sich und klopfte Annes Bettdecke glatt. »Also dann«, sagte sie zuversichtlich, »ich drücke die Daumen, daß du morgen wieder gesund bist, Anne!«
Julius begleitete Ellie Black noch, um die Limonade zu holen.
Etwas betroffen sahen die drei sich an.
»Neumond!« stöhnte Richard, »ausgerechnet heute nacht!«
»Wieso denn«, sagte Georg trotzig. »Das ist vielleicht sogar ganz günstig. Dann können die anderen uns jedenfalls nicht sehen.«
»Und wir die anderen auch nicht!« gab Richard zurück, »du bist vielleicht gescheit, Georg!
»Auf jeden Fall ist es gut, daß Ellie Black von dem Neumond erzählt hat. Dann wissen wir wenigstens, daß wir die Taschenlampen mitnehmen müssen. Habt ihr eure Taschenlampe überhaupt in den Koffer getan?.
Betretenes Schweigen. Georg schlug sich gegen die Stirn.
»Wie konnte ich das bloß vergessen! Das Allerwichtigste!«
»Und ich habe meine im Internat gelassen!« stöhnte Richard. »Weil der Koffer schon so voll war! Und ich dachte …«
»Aber ich habe eine Taschenlampe mit«, erscholl Annes kleines Stimmchen aus dem Bett. »Sie liegt oben auf dem Stapel mit meinen Pullis, Georg, links im Fach.«
Georg sprang auf und holte die Taschenlampe, die sie mit einem Griff gefunden hatte. »Wenn wir dich nicht hätten, Anne!« rief sie begeistert. »Was sollten wir bloß ohne dich machen!«
Julius kam mit der Limonade zurück. Er goß etwas in ein Glas und stellte es Anne auf den Tisch. »Wie geht es dir?«
Anne lächelte dünn. »Gut«, antwortete sie.
»Glaubst du wirklich, daß wir dich hier allein lassen können? Ihr hättet eben doch lieber das Zimmer im Haupthaus nehmen sollen, dann könntest du dich ganz sicher fühlen.«
Anne schüttelte den Kopf. »Es wird schon gehen«, sagte sie. »ich kann ja die Tür zuschließen und die Läden vor den Fenstern festhaken.«
Georg überlegte. »Schließlich«, sagte sie, »könnten wir ja auch Tim zu Annes Schutz hierlassen. Wenn Tim hier ist, braucht Anne keine Angst zu haben. Tim paßt immer auf. Der tut nachts kein Auge zu.«
»Das sagst du immer«, lachte Richard. »Und dabei schnarcht nachts niemand so laut wie dein guter Tim!«
»Wuff«, sagte Tim. Er nagte unter dem Tisch an einem Wollfaden, der aus dem Teppich hervorsah. Das beschäftigte ihn zwar außerordentlich, aber es hinderte ihn doch nicht daran, die Unterhaltung seiner Freunde zu verfolgen.
»Wenn Tim hierbleibt«, sagte Anne strahlend, »dann habe ich überhaupt keine Angst.« Ihre Stirn verdunkelte sich. »Aber ihr braucht doch viel eher seinen Schutz! Schließlich begebt ihr euch doch richtig in Gefahr!«
Georg
Weitere Kostenlose Bücher