auf der verbotenen Insel
»Seht ihr! Und ich hatte doch schon das Gefühl gehabt, gestern, daß sich in der Hütte etwas bewegte! Man sah es ganz deutlich! Anne! Komm einmal her! Wir haben eine aufregende Neuigkeit!«
Anne kam den Strand entlanggelaufen. In der Hand hielt sie ein paar wunderhübsche rosafarbene Muscheln, die nach Meerwasser und Algen rochen.
»Was für eine aufregende Geschichte?« fragte sie atemlos.
Die Kinder erzählten ihr von Julius' Entdeckung. Sprachlos hörte Anne zu.»Wie schrecklich«, murmelte sie.
»Jemand ist eingeschlossen! Wer kann wohl so etwas Böses tun?«
Julius stand entschlossen auf. »Das müssen wir sofort herausbekommen. Womöglich müssen wir die Polizei benachrichtigen.«
Richard schüttelte den Kopf. »Das ist doch viel zu früh, Julius! Wir wissen doch gar nicht, wie alt diese Nachricht ist! Kann doch sein, daß sie schon vor Monaten geschrieben worden ist und jetzt gar nichts mehr bedeutet!«
»Aber Georg hat einen Schatten in der Hütte gesehen, der sich bewegte!« rief Anne aufgeregt.
»Genau. Es kann also sein, daß doch jemand da ist. Wenn tatsächlich in der Hütte jemand gefangen gehalten wird, dann sind Verbrecher am Werk. Und das bedeutet, daß wir vorsichtig sein müssen.«
»Auf keinen Fall dürfen sie uns entdecken!« flüsterte Anne aufgeregt. »Sonst nehmen sie uns auch noch gefangen.«
»Vielleicht haben sie uns ja schon längst gesehen«, sagte Georg plötzlich. »Heute morgen, als wir am hellichten Tag so ahnungslos versucht haben, über den Zaun zu klettern.«
»Alle mal herhören!« rief Julius energisch. »Wir müssen jetzt einen Plan entwerfen. Ich bin dafür, daß wir vor heute nacht gar nichts unternehmen. Am besten gehen wir erst los, wenn auf der Hühnerfarm alles schläft.«
»Aber dann ist es dunkel«, jammerte Anne. »Dann kann so viel passieren!«
»Quatsch!« schnitt Georg ihr das Wort ab. »Wir nehmen selbstverständlich Tim mit. Der paßt schon auf uns auf.«
Anne nickte dankbar. Sie kniete neben Tim und streichelte ihn. »Gelt, Tim, du wirst uns heute nacht schön bewachen?«
»Wuff«, machte Tim und leckte Annes Hand.
Nachmittags kamen sie sonnengebräunt und hungrig vom Strand zurück. Sie hatten von Ellie Black zwar einen riesigen Picknick – Korb mitbekommen – aber der war schon mittags vollkommen leer gewesen. Auch Tim strebte den direkten Weg in die Küche an. Hechelnd, mit durstig heraushängender Zunge, sah er bettelnd zu Ellie Black auf, die gerade einen großen Topf mit Johannisbeeren auf den Ofen gestellt hatte, um Saft davon zu machen. Es roch so süß, daß sofort die Wespen in hellen Schwaden hereingeschwirrt kamen und den Kochtopf umkreisten.
Ellie Black schlug zwar immer mit dem Kochlöffel nach den Wespen, aber anscheinend machten sie ihr nicht viel aus. »Die sind immer hier, wenn ich Obst einkoche«, sagte sie ungerührt. »Aber sie sind ganz friedlich.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, meinte Anne ungläubig. »Ich werde zum Beispiel immer von Wespen gestochen. Meine Mutter sagt, ich habe so süßes Blut.«
»Ja, genauso süß wie Himbeersaft«, lachte Richard.
»Deshalb mögen wir dich ja auch alle so gerne.«
»Ach du«, erwiderte Anne patzig. »Du willst mich ja immer nur ärgern. Ich wünsche dir, daß dich einmal eine Wespe so in die Hand sticht wie mich letztes mal, als wir bei Tante Fanny waren. Das hat ganz schön weh getan.«
»Hört auf zu streiten!« rief Ellie Black. »Geht lieber nach draußen und seht, ob euch der Kuchen schmeckt, den ich unter dem Apfelbaum für euch hingestellt habe.«
»Ist der Tee schon fertig?« fragte Anne. In diesen Dingen war sie wirklich praktisch. Denn sonst hätte ja bestimmt sie den Tee kochen müssen, da die Jungen nie für solche Arbeiten herangezogen wurden. Und Georg, die immer so gerne ein richtiger Junge sein wollte, drückte sich auch möglichst vor jeder Hausarbeit.
»Tee ist auch fertig. Ich habe die Kanne rechts auf das Bord in der Speisekammer gestellt. Ich dachte, ihr mögt ihn bei dieser Hitze sicher lieber kalt. Vielleicht holst du die Kanne gleich und. nimmst sie mit raus, Anne, dann kann ich hier bei meinem Saft weitermachen.«
Anne nickte eifrig. Sie holte die Kanne und folgte den anderen Kindern zu dem Gartentisch, der unter dem Apfelbaum gedeckt war. Georg besorgte inzwischen für Tim frisches Wasser aus dem Brunnen.
Es gab Schokoladenkuchen. Er war noch lockerer und feiner als der, den die Mutter zu Hause machte. Anne legte den Jungen je ein
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