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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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der Kimmo bewachte, war kurz angebunden. Kimmo sei unter dem Verdacht verhaftet worden, Armi Mäenpää ermordet zu haben. Es lägen ausreichend Beweise vor.
    »Ist Kriminalkommissar Ström anwesend?«
    »Er ist in der Wohnung des Verdächtigen.«
    Ich machte mir nicht die Mühe, hinter Pertsa herzutelefonieren. Das Wichtigste war jetzt, Kimmo zu beruhigen. Als Armis Mörder verhaftet, genügend Beweise … Natürlich lag es nahe, Kimmo zu verdächtigen. Meistens kam der Täter ja tatsächlich aus dem Umkreis des Opfers. Hatten die beiden womöglich in Katerstimmung miteinander gestritten? Allerdings konnte ich mir Kimmo nicht recht als Würger vorstellen.
    Ich klopfte, bevor ich Anttis Arbeitszimmer betrat. Er lag auf dem Sofa, starrte an die Decke und sagte nichts.
    »Entschuldige, dass ich dich störe, aber Kimmo hat angerufen. Er ist verhaftet worden und braucht einen Anwalt. Ich fahr jetzt aufs Präsidium.«
    »Kimmo? Ich komm mit!«
    »Die lassen dich sowieso nicht zu ihm. Bleib lieber hier. Jetzt kannst du auch die Hänninens anrufen, nachdem Kimmo verhaftet ist.«
    »Aber das macht doch überhaupt keinen Sinn. Ausgerechnet Kimmo! Was sind das denn für Vollidioten«, wütete Antti.
    »Kannst du mir schon mal ein Taxi bestellen, ich muss mich noch schnell umziehen.«
    In Rekordzeit war ich mit Anziehen, Kämmen und Schminken fertig. Nach fünf Minuten hektischer Bemühungen sah ich eine energische junge Frau im Spiegel. Das halb verkaterte Mädchen hatte sich im hintersten Winkel meiner Juristenschale verkrochen, und mein schüchterneres Ich verschwand endgültig, als ich meine Augenbrauen dunkelbraun nachzog und aggressiv hochbürstete. Das Taxi stand schon vor dem Haus, und eine Viertelstunde nach Kimmos Anruf war ich auf dem Präsidium.
    Inzwischen war auch Pertsa Ström zurückgekommen. Als ich ihm meine Funktion erklärte, maß er mich wie einen Gegner.
    »Du wirst gleich selbst begreifen, dass Hänninen der Täter ist, wenn du ihn siehst und hörst, was er gemacht hat«, sagte Pertsa Unheil verkündend. »Angeblich hat er die Mäenpää um Viertel nach zwölf verlassen, als sie sich gerade die Nägel lackierte, aber um die Zeit war sie schon tot. Und dieser perverse Wichser geilt sich an seiner Tat auch noch auf!«
    Ich verstand überhaupt nichts mehr. Erst als mich Ström zu Kimmo in das kleine Vernehmungszimmer führte, ging mir allmählich auf, was er mit schlüssigen Beweisen und perversem Wichser gemeint hatte.
    Nach dem strahlenden Sonnenschein konnte ich im Dämmerlicht des Vernehmungsraums zuerst nicht erkennen, was Kimmo anhatte. Er zeichnete sich in der Finsternis ab wie ein glänzender schwarzer Schatten, die goldenen Locken umgaben seinen Kopf wie ein Strahlenkranz.
    Dann wurde mir klar, dass er einen Latexanzug trug, einen Overall in der Art eines Taucheranzugs, aber dünner. Er schien zu frieren, sein Gesicht wirkte bläulich und verschrumpelt.
    »Was hast du denn da an?«, fragte ich ihn. Dann drehte ich mich zu Pertsa um. »Hattet ihr es so verdammt eilig, dass er sich nicht mal ordentlich anziehen konnte?«, fauchte ich ihn an. »Ist noch einer von euch bei Hänninens im Haus? Wenn nicht, schick einen von deinen Jungs hin und lass ihn Kleider für Kimmo holen. Sonst kriegst du eine Beschwerde wegen entwürdigender Behandlung auf den Tisch. Kimmo, ist bei euch jemand zu Hause?«
    »Nein, Mutter ist mit Matti und Mikko in die Stadt gefahren, und Vater ist in Ecuador …«
    »Pertsa, schieb mir mal das Telefon rüber!«
    Beim zweiten Klingeln nahm Antti ab. Ich bat ihn, bei Hänninens Kleider für Kimmo zu holen. Als ich auflegte, starrte Pertsa mich wütend an.
    »Du hast also tatsächlich das Lager gewechselt«, knurrte er und zündete sich eine Zigarette an.
    »Was soll das denn heißen? Soweit ich mich erinnere, haben wir alle beide auf der Polizeischule gelernt, wie man einen Verhafteten korrekt behandelt. Schick einen von deinen Jungs zu Hänninens. Und rauch deinen Glimmstängel draußen!«
    »Bist du zur Obernörglerin aufgestiegen, oder was?« Pertsa drückte seine Zigarette auf dem Fußboden aus, gefährlich nah an meinem linken Fuß. »Als wir Mäenpääs Freund vernehmen wollten, haben wir ihn beim Wichsen erwischt, im Latexanzug, lauter sadistische Pornoheftchen um sich rum. Ich kann dir Beweise genug liefern! Der Anzug ist übersät von Mäenpääs Fingerabdrücken! Und siehst du den Riss am linken Bein? Das fehlende Stück haben wir bei ihr im Garten gefunden. Der Kerl hat

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