Auf die feine Art
seine perversen Spiele zu weit getrieben, das ist alles!«
»Sexuelle Gewalt? Hat man bei Armi Spuren davon gefunden?«
»Der Kerl hat wahrscheinlich keine Zeit mehr gehabt, hat’s mit der Angst zu tun gekriegt und ist heimgerannt, um sich einen runterzuholen!«
Pertsa stürmte türenknallend nach draußen und ließ uns mit dem Aufsichtsbeamten zurück, der uns misstrauisch anstarrte. Mein Auftritt hatte Kimmos Lage vermutlich nicht gerade verbessert, aber Pertsas Benehmen machte mich einfach rasend. Ein Wichtigtuer war er schon immer gewesen, aber inzwischen war ihm obendrein seine rasante Karriere zu Kopf gestiegen.
»Kimmo! Es tut mir ja so Leid, die Sache mit Armi und all das hier!«
Der Aufsichtsbeamte hinderte mich nicht daran, die Arme um Kimmo zu legen, obwohl das vermutlich regelwidrig war. Und wennschon, es wäre nicht die erste Regel, gegen die ich verstieß. Kimmos Latexhaut fühlte sich überraschend warm und glatt an.
»Kannst du mir erzählen, was passiert ist? Wann hast du Armi zuletzt gesehen?« Ich setzte mich neben ihn und nahm meinen Notizblock aus der Aktentasche.
»Ich hab sie heute Morgen gesehen … Ich war ja über Nacht bei ihr. Ich hatte einen kleinen Hangover und bin schon gegen neun aufgewacht. Armi schlief noch. Da hab ich das hier angezogen und mich in Armis Garten in die Sonne gelegt, und dann muss ich nochmal eingeschlafen sein … Armi ist irgendwann, so gegen halb elf, in den Garten gekommen und hat mich geweckt. Ich hab mich erschreckt, und bei der Gelegenheit muss mir der Anzug gerissen sein … Ich hab ihn ausgezogen, und wir haben Kaffee gekocht. Dann haben wir eine Weile geredet und schließlich bin ich nach Hause gegangen, weil Armi gesagt hat, sie will in Ruhe mit dir reden und muss vorher noch telefonieren …«
»Hat sie dir gesagt, worüber sie mit mir sprechen wollte? Und wen sie anrufen musste?«
»Nein. Sie war ein bisschen … fuchtig.«
»Habt ihr euch gestritten? Worüber?«
»Gestritten nicht direkt. Armi hat sich bloß über den Anzug aufgeregt.« Kimmo errötete. »Weil, wir hatten nämlich abgemacht, dass ich ihn nicht anziehe, wenn sie dabei ist. Und als ich sie dann gebeten hab, mich anzufassen …« Die Worte kamen stockend, Kimmos Nase wurde immer röter, und schließlich flossen die Tränen. Ich holte ein Taschentuch aus meiner Mappe und ließ ihn in Ruhe weinen.
»Wenn ich gewusst hätte, dass ich sie zum letzten Mal sehe …«, schniefte er ins Taschentuch. »Ist sie wirklich tot? Hast du gesehen, dass sie tot ist?«
»Ja, Armi ist tot. Aber als du gegangen bist, hat sie noch gelebt, nicht wahr? Worüber habt ihr denn gesprochen?«
»Wir wollten doch im Herbst heiraten, wenn ich mit meiner Diplomarbeit fertig bin. Ich hab sogar schon eine Stelle in Aussicht. Wir haben darüber gesprochen, wie ich … Ich kann nicht …« Kimmo brach erneut in Tränen aus. Im gleichen Moment flog die Tür auf und Pertsa kam mit einem Bündel Kleider herein.
»Hier, zieh das an, Hänninen! Den abartigen Anzug behalten wir erst mal hier.«
Ich stand auf und verließ das Zimmer, bis Kimmo sich umgezogen hatte. Wir waren zwar schon gemeinsam in der Sauna gewesen, aber ich wollte demonstrieren, wie man einen Verhafteten menschenwürdig behandelt. Natürlich folgte weder Pertsa noch der Aufsichtsbeamte meinem Beispiel.
Auf dem Flur stand Antti, er schaute mich verwirrt an.
»Was machst du denn noch hier?« Das kam unfreundlicher heraus, als ich beabsichtigt hatte, ich merkte es selbst.
»Es wär ganz nett, wenn mir mal jemand sagen könnte, warum ich kreuz und quer durch Espoo gejagt werde, um irgendwelche Kleider zu holen. Außerdem war Annamari inzwischen zurückgekommen und hat sich natürlich fürchterlich erschreckt, als die Polizisten anrückten. Was soll ich ihr denn jetzt sagen, und Risto und Marita? Hat Kimmo Armi umgebracht?«
»Ich glaube nicht. Sag ihnen das. Aber irgendwer aus der Bekanntschaft muss es gewesen sein. Nicht ich und nicht du, aber vielleicht einer von den anderen.«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Reden wir zu Hause darüber. Du kannst hier im Moment nichts ausrichten, die lassen dich sowieso nicht zu Kimmo. Ich richte ihm Grüße von dir aus.« Ich umarmte Antti flüchtig, versuchte, die plötzliche Fremdheit zwischen uns zu verscheuchen.
»Annamari ist bei Marita und Risto. Ich muss da wohl auch hin, dabei wär ich jetzt am liebsten allein.«
»Ich komm bei den Hänninens vorbei, sobald ich hier fertig bin, dann können wir
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