Auf die feine Art
zusammen nach Hause gehen.«
Nachdem er sich umgezogen hatte, war Kimmo nun deutlich ruhiger. Zum Glück verschwand Pertsa, um den Latexanzug irgendwo abzuliefern. Er trug ihn mit spitzen Fingern und ausgestrecktem Arm, wie die Kleidung eines Aussätzigen. Ich fragte mich, wie sie Armis Fingerabdrücke von dem Anzug abgenommen hatten. Etwa direkt von Kimmos Körper?
»Antti lässt dich grüßen und sein Bedauern ausrichten. Wollen wir weitermachen? Kannst du noch?«
Kimmo nickte zaghaft.
»Worüber habt ihr nun also heute Morgen gesprochen?«
»Über Sex … Ich zieh gern Gummisachen an, aber Armi mag das nicht … Wir haben schon vor langer Zeit ausgemacht, dass ich tun kann, was ich will, solange ich sie nicht mit reinzieh. Diesmal wollte ich mit ihr schlafen, und da ist sie wütend geworden, weil ich mein Wort gebrochen hab. Wir haben darüber geredet, wie das werden soll, wenn wir verheiratet sind, aber wir sind zu keiner Lösung gekommen. Dann hatten wir beide das Gefühl, es wäre besser, wenn ich nach Hause ginge. Das muss so um Viertel nach zwölf gewesen sein.«
Ich sah kurz zu dem Aufsichtsbeamten hin, der interessiert zuhörte. Schweigepflicht hin und her, garantiert würde bald halb Espoo über die faszinierenden sexuellen Neigungen von Kimmo Hänninen unterrichtet sein. Der arme Kerl hatte sich wirklich in die Tinte geritten. Was er bisher erzählt hatte, ließ seine Lage immer aussichtsloser erscheinen. Hoffentlich konnte ich bald unter vier Augen mit ihm sprechen, denn ich würde ihn zu weiteren Enthüllungen über sein Sexualleben zwingen müssen.
»Richtig gestritten habt ihr euch also nicht?«
»Nein. Wir hatten schon so oft darüber geredet, es gab eigentlich nichts mehr zu streiten.«
»Und dann bist du nach Hause gegangen?«
»Ja. Meine Mutter wollte mit den Zwillingen in die Stadt, und als ich allein war, hab ich …«
»Da hast du den Latexanzug wieder angezogen und einschlägige Zeitschriften gelesen?« Jetzt wurde ich auch rot.
»Ja … Und ich hab nichts gehört. Kann sein, dass die Polizisten geklingelt haben, aber Mutter hatte wohl die Tür offen gelassen, und auf einmal stand ein Haufen Männer in meinem Zimmer, und ich …«
»Und die haben dich vom Fleck weg festgenommen?«
»So ungefähr. Zuerst haben sie mir nicht mal gesagt, weshalb. Sie haben nur meine Zeitungen durchgeblättert und in meinen Schränken gewühlt. Dann hat einer gesagt, Armi ist tot. Und dann haben sie mich mitgenommen. Ich kann das immer noch nicht begreifen … Hier haben sie mich dann gefragt, ob ich einen Rechtsanwalt will, und da hab ich an dich gedacht.«
»Na, die Herrschaften haben ja glänzende Arbeit geleistet. Hör zu, Kimmo, meiner Meinung nach kann von schlüssigen Beweisen überhaupt keine Rede sein. Dem Gesetz nach können sie dich nicht länger als zwei Tage festhalten. Ich weiß, dass das ein einziger Albtraum für dich sein muss, Armis Tod und dazu noch der Verdacht gegen dich. Aber es dauert nicht mehr lange, dann kommst du hier raus.«
Ich wusste selbst, wie hohl meine Abschiedsfloskeln klangen. Nichts konnte je wieder so sein wie früher. Armi war tot, im Herbst würde es keine Hochzeit geben, Kimmos Intimleben würde bald in aller Öffentlichkeit breitgetreten werden. Und ich konnte nicht mal verhindern, dass er wieder in die Arrestzelle gesperrt wurde.
Pertsa hatte das Präsidium noch nicht verlassen, offenbar hatte er vor, die Vernehmung fortzusetzen. Ich bemühte mich, ein etwas freundlicheres Gesicht aufzusetzen, als ich mich vor ihm in Positur stellte.
»Ich hab jetzt Hänninens Version der Ereignisse gehört und bin auf deine gespannt. Warum seid ihr da so einfach reingestürmt?«
»Mit welchem Recht stellst du solche Fragen?«
»Pertsa! Wir können uns gegenseitig das Leben verdammt schwer machen. Du kannst dich querstellen, und ich kann eine Beschwerde nach der anderen einreichen. Aber wir haben doch wohl alle beide ein Interesse daran, den wahren Schuldigen zu fassen, und zwar bald.«
»Du meinst also, Hänninen ist unschuldig?«
»Sag mir lieber, warum du ihn für den Täter hältst.«
»Erstens war er der Letzte, der die Mäenpää lebend gesehen hat. Die Nachbarn werden gerade befragt, vielleicht hat von denen jemand beobachtet, wie Hänninen das Haus verlassen hat, oder das Mädchen danach lebend gesehen. Aber selbst das heißt noch nichts, Hänninen kann genauso gut nochmal zurückgekehrt sein. Aber falls einer der Nachbarn jemand anderen gesehen hat, der da
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