Auf die feine Art
hinging, und falls wir gegen diesen Jemand genauso gute Beweise haben wie gegen Hänninen, können wir uns die Sache nochmal durch den Kopf gehen lassen.«
Ich starrte Pertsa fest in die Augen, obwohl ich dabei zu ihm aufblicken musste. Sein massiger Körper war angespannt, die breiten Schultern leicht hochgezogen, zu den abstehenden Ohren hin. Seine hellbraunen Augen wichen meinem Blick aus, ein dünner Schweißfilm überzog die großporige Haut.
»Zweitens weißt du so gut wie ich, dass bei derartigen Tötungsdelikten der Täter meistens im näheren Umkreis des Opfers zu suchen ist. Und wer hat der Mäenpää wohl am nächsten gestanden? Ihr Freund. Klare Sache, oder?«
»Each man kills the thing he loves«, trällerte ich.
»Was?«
»Nichts.« Ich hatte auch nicht erwartet, dass Pertsa Oscar Wilde kannte oder »Querelle« gesehen hatte. »Aber alles, was du hast, sind nur Indizien.«
»Wart’s nur ab. Der Täter hat offensichtlich Gummihandschuhe getragen, als er die Mäenpää erwürgt hat. Und was hatte Hänninen an, als wir in sein Zimmer kamen? Gummihandschuhe! Die sind jetzt im Labor. An dem Latexanzug sind Mäenpääs Fingerabdrücke, und das abgerissene Stück vom Hosenbein lag unter ihrem Fuß auf dem Rasen. Die Mäenpää hat sich gegen den Würger gewehrt, und sie hatte ziemlich lange Fingernägel. Vielleicht hat sie damit das Stückchen abgerissen.«
»Hat Hänninen eine entsprechende Wunde am Oberschenkel?«
»Irgendein Kratzer ist da bestimmt.«
»Lass ihn von einem Arzt ansehen.«
»Wir brauchen bloß die Laborergebnisse abzuwarten. Wenn das Mädchen mit diesen dicken schwarzen Gummihandschuhen erwürgt worden ist, liegt der Fall völlig klar.«
»Ich glaub allerdings kaum, dass Gummi so ohne weiteres Spuren hinterlässt«, murmelte ich.
»Und dann das ganze Zeug, das wir in Hänninens Zimmer gefunden haben. Latexkleidung, Fesseln, Seile. Handschellen. Eine Peitsche. Und guck dir diese Heftchen an!« Pertsa knallte mir einen Stapel englisch- und deutschsprachige Zeitschriften hin, mit Titeln wie »Skin Two«, »O« und »Bondage«. Sie enthielten aparte Fotos von schönen Frauen in Gummi- oder Lederkleidung, mit und ohne Fesseln, festgebunden oder kniend, bereit, ausgepeitscht zu werden. Es war mir peinlich, sie in Pertsas Beisein anzuschauen, denn viele der Fotos fand ich ziemlich erregend.
»Der Kerl ist eindeutig pervers! Das ist genau wie in den Geschichten von diesem de Sade, da werden auch Frauen erwürgt. Widerlich, solche Typen müsste man gleich erschießen! Wenn du ihn so gesehen hättest wie wir, wärst du auch von seiner Schuld überzeugt.«
»Warum seid ihr da überhaupt so reingestürmt?«
»Denk doch mal nach! Wir wollen den Freund der Toten vernehmen, der eventuell auch ihr Mörder ist. Auf unser Klingeln und Klopfen reagiert keiner, aber die Tür ist offen, und aus der oberen Etage sind Geräusche zu hören. Da hab ich natürlich gedacht, er bereut seine Tat und hängt sich auf.«
»Okay. Und was hat er nun wirklich gemacht?«
»Der steckte von Kopf bis Fuß in Gummi, aus der Kapuze guckten bloß Mund und Nase raus, er hatte Handschellen an und hat in diesen Heftchen gelesen und … sich selbst befriedigt.«
»Na, dann war es ja kein Problem, ihn zu verhaften, wenn er die Handschellen schon anhatte«, bemerkte ich, aber Pertsa schien das gar nicht lustig zu finden.
»Du hast also das Zeug ins Labor geschickt, Armis Leiche wird obduziert und deine Jungs befragen die Nachbarn«, fuhr ich fort. »Habt ihr Armis Eltern informiert?«
»Sag mal, hältst du uns für komplette Idioten? Wir mussten sogar den Arzt rufen, um die Mutter zu beruhigen. Und von den Nachbarn sind einige übers Wochenende verreist, die können wir erst am Montag befragen. Aber keine Sorge, wir tun unsere Arbeit, auch ohne deine Oberaufsicht!«
»Glaub ich ja. Willst du Hänninen nochmal vernehmen? Das geht nämlich nur, wenn ich dabei bin!«
»Ich geh jetzt essen und dann nochmal zum Tatort. Komm um acht, dann machen wir weiter.«
Wir sprachen noch eine Weile über praktische Dinge, den offiziellen Zeitpunkt der Festnahme, die gesetzlichen Richtlinien der Voruntersuchungen und dergleichen. Pertsa blieb hartnäckig dabei, die Beweise reichten aus, um Kimmo festzuhalten. Ich war anderer Meinung. Ich beschloss, meinen Chef anzurufen und zu den Hänninens zu fahren.
Während ich die Birkenallee entlangging, überlegte ich, weshalb ich Kimmo nicht für den Mörder hielt. Sicher nicht, weil ich ihn
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