Auf die feine Art
die schwarzen Haare, die ihr ins Gesicht fielen. Was hatte ihr an diesem Lied so gefallen?
»Was darf’s sein?« Make tauchte aus dem Lagerraum auf, beladen mit Fußballschuhen. »Schuhe mit stabilen Stollen wären jetzt billig zu haben.«
»Ich hab mich noch nicht zur Frauenliga angemeldet. Vielleicht später mal.« Make erstarrte, er schien den Schlager zu erkennen.
»War das nicht eins von Sannas Lieblingsstücken?«, fragte ich. Als Make nickte, fuhr ich fort: »Dieses eine Mal noch, dann erwähne ich Sanna nie mehr, wenn du es nicht selber willst: Was hat Sanna genommen? Hasch, was Stärkeres, Medikamente? Woher hatte sie das Zeug?«
Make strich sich die Haare aus der Stirn. Seine Backenmuskeln arbeiteten, die Finger spielten nervös an den Stollen der Fußballschuhe.
»Drogen hat sie keine mehr genommen, als wir uns kennen gelernt haben. Alkohol ja, und irgendwelche Beruhigungsmittel, Oxepam wahrscheinlich. Ich weiß nicht, wie sie da rankam. Wahrscheinlich kriegt man die überall. Brauchst bloß zum Arzt zu gehen, und der verschreibt sie dir.«
»Gibt’s die auch im Fitnesscenter? Da wird doch mit allem Möglichen gehandelt.«
»Mir hat noch keiner was angeboten.«
»Kann es sein, dass Sanna von Armi versorgt wurde?«
Make sah mich an, als wäre ich nicht bei Trost. »Von Armi? Die war doch kein Dealertyp!«
»Ich halte inzwischen alles für möglich«, erklärte ich theatralisch und ging. Vielleicht bestand gar keine Verbindung zwischen Armis und Sannas Ermordung, und Mallus Unfall hatte mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun. War die Phantasie wieder einmal mit mir durchgegangen?
Als ich in die Kanzlei kam, saß Eki im Konferenzzimmer und aß Biskuitrolle mit Schokoladenfüllung. Ich trat mir in Gedanken in den Hintern. Wie hatte ich diesen Mann für einen zweifachen Mörder halten können?
»Gerade hat jemand von der Polizei angerufen. Der Fall Hänninen kommt heute nochmal zur Verhandlung. Es gibt neue Zeugenaussagen, wonach der junge Hänninen sich zur Tatzeit höchstwahrscheinlich nicht mehr bei der Mäenpää aufgehalten hat«, erklärte Eki ungerührt, als hätte er nie etwas anderes behauptet.
»Dann hat sich Teemu Laaksonen also schon mit Kommissar Ström in Verbindung gesetzt. Wann beginnt die Verhandlung?«
»Um drei. Ich werde selbst hingehen, als Freund der Familie und Chef der Kanzlei. Bring mich gleich mal auf den neuesten Stand.«
Ich starrte ihn sprachlos an. Verdammt nochmal, ich hatte die ganze Arbeit getan, aber der Kerl wollte die Lorbeeren allein einheimsen. Wieder trat ich mir in den Hintern, um nicht aus der Haut zu fahren. Dann gab ich Eki die allernotwendigsten Informationen. Mehr würde selbst die Polizei nicht aus mir herausholen, jedenfalls nicht bevor ich das, was ich wusste, zu einem schlüssigen Bild zusammengefügt hatte.
Trotzdem, eine ärgerliche Sache. Ich hatte mir schon ausgemalt, wie ich Kimmos Entlassung erkämpfen und Hand in Hand mit ihm das Polizeipräsidium verlassen würde. Wie hatte ich nur so blöd sein können! Dabei hatte Eki nicht mal an Kimmos Unschuld geglaubt. Vielleicht sollte ich die Daten seiner Reise nach Kenia doch überprüfen …
Zum Glück zwang mich der Anruf eines Klienten, meinen Ärger herunterzuschlucken. Es ging um eine Erbteilung mit Verdacht auf Unterschlagung. Ich überlegte, ob meine Schwestern und ich eines Tages auch so erbittert um den Nachlass unserer Eltern streiten würden. Dabei kam mir der Gedanke, Mallu anzurufen.
»Hallo, Mallu, hier ist Maria Kallio!«
Mallu antwortete mit schleppender Stimme.
»Hat Armi dir jemals Beruhigungsmittel gegeben, ich meine, ohne Rezept, Praxispackungen oder dergleichen?«
»Medikamente? Einmal vielleicht … Ich hab immer vom Arzt welche bekommen, auf Rezept und in kleinen Mengen. Warum willst du das wissen?«
»Ich dachte nur …«
»Und warum hast du mir Teemu auf den Hals gehetzt? Was hast du dem eingeredet? Ich will ihn nie mehr wieder sehen! Der stand plötzlich als tröstender Held vor der Tür. Soll er doch zur Hölle fahren!«
»Hat Teemu dir gesagt, dass Kimmo dank seiner Aussage heute freigelassen wird? Teemu war gegen halb eins bei Armi und kann bezeugen, dass Kimmo schon gegangen war. Er, Teemu, meine ich, hatte dich gesucht, weil er dich vor seiner Reise nochmal sehen wollte …«
»Ich hab jetzt keine Zeit, mit dir zu quasseln! In einer halben Stunde muss ich in Hellströms Praxis sein und mir irgendwelche Laborergebnisse abholen, die wieder mal
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