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Auf die feine Art

Auf die feine Art

Titel: Auf die feine Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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männlichen Verwandtschaft vorbereitet.
    »Ui, Saku wird wach. Na, schmeckt dir die Quiche?« Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, dass Eeva mit dem Kind in ihrem Bauch sprach. »Nicht so feste treten, Schätzlein! Guck mal, Maria, wie er rumturnt.«
    Tatsächlich, in ihrem Trommelbauch bewegte sich etwas, er änderte seine Form und wurde ab und zu sogar größer.
    »Du kannst ihn ruhig anfassen«, lachte Eeva, nahm meine Hand und drückte sie auf ihren Bauch. »Das ist Sakus Po … Da ist sein Knie, das will partout nach draußen.«
    »Komische Vorstellung, dass da drinnen wirklich jemand lebt. Macht dir das keine Angst?«
    »Warum denn? Das ist doch die natürlichste Sache der Welt.«
    Eeva lächelte, als besäße sie ein geheimes Wissen, von dem ich keine Ahnung hatte. So war es ja auch. Woher sollte ich wissen, wie es war, schwanger zu sein?
    »Und ihr nennt es Saku? Wünscht ihr euch einen Jungen?«, fragte ich und sah Jarmo an.
    »Ganz egal, Hauptsache, es ist gesund«, erwiderte Jarmo. Die übliche Floskel. Ich hatte keine Lust, mich zu streiten, aber ich wusste, dass meine Eltern jedenfalls auf einen Enkelsohn hofften.
    »Ich geh mit Jarmo und Petri auf ein Bier ins Balloons, dann könnt ihr ungestört klönen«, meinte Antti. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Das passte mir gar nicht ins Konzept. Außerdem hätte ich selbst ein Bier vertragen können.
    »Aber bleibt nicht so lange, ich will früh schlafen gehen«, bestimmte Eeva, probierte den Salat und verzog das Gesicht. »Da ist ja Weinessig in der Salatsoße. Na, dann krieg ich heute Nacht wieder Sodbrennen.«
    »Tut mir Leid, das wusste ich nicht …« Ich bemühte mich, höflich zu bleiben, obwohl ich innerlich schäumte. Bei griechischem Salat verwendet man nun mal Weinessig, wer den nicht vertragen kann, muss eben darauf verzichten. Es war ja wohl zu viel verlangt, dass ich mich mit Schwangerenkost auskannte!
    Die Männer zogen ab. Ich kochte noch eine Kanne Tee und führte meine Schwestern ins Wohnzimmer. Einstein beschnüffelte die beiden vorsichtig, erst Eeva, dann Helena, die plötzlich aufkreischte. »Er hat mich gebissen«, schrie sie und scheuchte den erschrockenen Kater weg.
    »Bestimmt nicht. Der beißt keinen, er hat höchstens sein Zahnfleisch an dir gerieben. Wahrscheinlich hast du einen besonders interessanten Geruch an dir. Du bist nicht zufällig in ein Hundehäufchen getreten?«
    Ich war total sauer. Meine Schwestern hatten sich wirklich die ungünstigste Zeit ausgesucht. Überhaupt war es eine Zumutung, so kurzfristig einen Besuch anzukündigen, ohne zu fragen, ob es mir überhaupt passt. Ich wünschte mir eine eigene Wohnung, wo niemand etwas von mir wollte, wo ich das Telefon abstellen und mir die Decke über den Kopf ziehen konnte, weit weg von der schnöden Welt …
    »Mit Antti scheint es dir ja ziemlich ernst zu sein«, fing Eeva an.
    »Wieso hast du eigentlich gesagt, Antti wäre keine Schönheit, der sieht doch ganz gut aus«, wollte Helena ihrerseits von Eeva wissen.
    »Er ist eben nicht mein Typ, zu groß und dünn. Aber Maria hat ja immer schon eine Schwäche für kantige Typen gehabt.«
    »Ist doch gut, dann machen wir uns keine Konkurrenz«, bemerkte ich spitz. Vor Jahren hatten sich meine Schwestern in den gleichen Jungen verliebt und einen blutigen Kampf um ihn geführt. Zum Glück hatte eine Dritte sich den Knaben geschnappt, und meine Schwestern hatten im Hass auf ihren ehemaligen Schwarm wieder zueinander gefunden.
    Ich fühlte mich ausgeschlossen. Eeva und Helena verbrachten viel Zeit miteinander, sie wohnten in derselben Stadt, kannten dieselben Leute, besuchten regelmäßig unsere Eltern. Aber weshalb verabscheuten sie mich, warum mussten sie hier auftauchen und mich ärgern?
    »Wie ist denn deine neue Stelle?«, erkundigte sich Eeva. »So wie in ›L. A. Law‹? Wirst du gut bezahlt?«
    »Also, ich lauf nicht den ganzen Tag im Kostüm rum und verteidige Promis. Die meiste Zeit sitz ich in der Kanzlei und bearbeite irgendwelche Papiere. Das Gehalt ist ganz in Ordnung, mir reicht es jedenfalls.« Dass ich mehr verdiente als eine frisch gebackene Lehrerin, behielt ich für mich.
    »Du kommst also auch allmählich zur Ruhe. Feste Anstellung, feste Beziehung … jetzt solltest du aber bald mit dem Kinderkriegen anfangen, du wirst ja nächstes Jahr schon dreißig. Außerdem kriegst du endlich Falten, ich hab’s gesehen«, lachte Eeva.
    Ich schnitt eine Grimasse. Man hielt mich oft für die Jüngste,

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