Auf die Freundschaft!
nicht, dass du Ken kennst. Nur für den Fall, dass du ihm auch das Herz brichst. Das wäre nicht gut für Kens Arbeitsplatz. Stell dir nur mal vor, er würde seinen Frust an ihm auslassen, weil du mit ihm befreundet bist! Du kriegst das doch gerade bei mir mit! So etwas geht schneller als du denkst.“
„Unsinn, die Firma ist riesig und er weiß das bestimmt nicht. Aber wenn dir so viel daran liegt, werde ich keinerlei Verbindungen zwischen uns offenlegen. Es geht ja auch nur um ein bisschen Spaß. Er ist verheiratet.“
Seltsamerweise beruhigte mich das. Hoffentlich würde er sich nicht in sie verlieben. Wie kam Hannah nur immer an so hochkarätige Männer? Es musste der Job sein, anders konnte ich es mir nicht erklären.
„Apropos Ken“ Hannah zeigte mit ihrem Finger auf mich und ich hatte das Gefühl, im Verhörsaal zu sitzen. Ich würde alles gestehen, wenn Hannah mich weiter so ansah. Ich hob die Hände in abwehrender Haltung und rief: „Ich bin unschuldig, egal, was die Anklage sagt!“
Doch Hannah ließ sich nicht abbringen.
„Seit fünf Wochen ist er nun hier und kriecht dir jeden Tag hinterher. Er schenkt dir Blumen, lädt dich zum Essen ein und holt dir die Sterne vom Himmel. Wenn du ihn nicht willst, sag einfach Bescheid, dann nehme ich ihn nämlich. Wie lange willst du ihn noch schmoren lassen?“
Ich dachte, ich hätte mich verhört. Aber Hannah schien es ernst zu meinen und die anderen machten auch nicht den Eindruck, als habe Hannah etwas Abwegiges gesagt.
„Ich bin immer noch sauer, dass er mich betrogen hat.“
„Seitensprünge passieren in 95 Prozent aller Beziehungen, somit dürfte es gar keine Ehen oder Beziehungen mehr geben. Da muss man drüber stehen, so etwas passiert mal, aber deswegen heißt das doch nicht, dass er dich nicht mehr liebt. Männer sind eben so.“
Ich stimmte mit Hannah keineswegs überein. „Männer sind so? Ich denke nicht, dass beispielsweise Manfred oder Christian so sind.“
„Das sind eben Ausnahmen.“ Hannah blieb bei ihrer Meinung und Maria meldete sich vorsichtig.
„Wir hatten auch mal so ein Problem.“
Maria hätte genau so erzählen können, sie habe vorhin ein Alien getroffen, das ihr das Ende der Welt prophezeit hätte und dass wir alle nur noch wenige Stunden zu leben hätten.
„Doch, es ist wahr. Bei uns ist nicht immer alles eitel Sonnenschein.“
Gebannt starrten wir sie an.
„Und das erzählst du uns erst jetzt?“, empörte sich Hannah. Maria machte eine abwinkende Geste.
„Nun aber mal Butter bei die Fische, wie man so sagt“, forderte Karin und Maria erzählte.
„Als Christian und ich etwa zwei Jahre zusammen waren, musste er im Rahmen seines Studiums ein paar Wochen nach Schweden. Ich hatte kein Geld, ihn dort zu besuchen und wir sahen uns drei lange Monate nicht. Eines Abends ist er mit seinen Kommilitonen dort feiern gegangen und eine Schwedin hat ihn abgefüllt und verführt. Irgendwie ist es dann dazu gekommen, dass er mit ihr nach Hause gegangen ist.“
„Das glaube ich ja nicht!“ Ich war schockiert. „Also das hätte ich Christian wirklich nicht zugetraut.“
„Also ich auch nicht“, pflichtete Karin mir bei, „dabei ist er so ein netter Kerl.“
„Es ist in Ordnung, Mädels.“ Maria fuhr fort. „Es tat ihm leid, er beichtete es mir sofort und ich verzieh es ihm. Ende der Geschichte. Wir haben trotzdem geheiratet und unsere Ehe ist toll. Ich habe ihm diesen Fehltritt verziehen.“
„Da tun sich ja Abgründe auf bei euch!“, lachte Hannah. „Andererseits bestätigt das meine These: 95 Prozent, Claudia. Wichtig ist doch, dass er es nicht noch einmal tut.“
„Ihr meint also, ich sollte ihm noch eine Chance geben?“
Karin stellte eine entscheidende Frage: „Liebst du ihn?“
Ich hörte in mich hinein und versuchte nun, mich ganz auf mein Bauchgefühl zu konzentrieren. Ich versuchte, meinen Kopf, meinen Verstand, meine Vernunft auszuschalten und nur zu ergründen, was mein Herz sagte. Und es sprach deutlich.
„Ja, das tu ich.“
Ich war fast von mir selbst überrascht.
„Es ist ganz anders als bei Lutz. Ich fühle mich wieder wie zwanzig, habe Schmetterlinge im Bauch und bekomme nasse Hände, wenn er mich versehentlich berührt.“
Karin nickte so, als habe ich eine Frage bei einem Test richtig beantwortet.
„Kannst du damit leben, dass er dich in der Vergangenheit betrogen hat? Ich meine damit nicht, dass du es ihm verzeihen sollst. Aber es dürfte in der Zukunft nicht mehr zwischen euch
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