Auf die Freundschaft!
überlebt, wenn er früher so einen Ehrgeiz an den Tag gelegt hätte.
Am Abend trafen wir uns bei Hannah zu einem Spieleabend.
„Es ist nicht auszuhalten auf der Arbeit“, klagte ich. „Die Abmahnung war ja schon die Höhe, aber jetzt hetzt er sogar Ramona gegen mich auf. Ich wollte ihr die Affäre beichten und wisst ihr, was sie gesagt hat? Lutz hat sie schon darauf vorbereitet, dass ich mit solchen Hirngespinsten versuchen würde, ihn in ein schlechtes Licht zu rücken!“
„Ist nicht wahr!“, rief Maria. „Das hätte ich echt nie von Lutz gedacht.“
„Ganz klar Mobbing“, stellte Hannah nüchtern fest.
„Kündige doch einfach“, schlug Christian vor, der ebenfalls anwesend war, genau wie Manfred und Ken.
„Kündigen? Was soll ich denn stattdessen machen? Ich hatte Glück, überhaupt eine Stelle zu bekommen.“
„Bewirb dich doch bei uns“, schlug Hannah vor. „Du kannst für mich Kaffee kochen.“ Sie grinste breit und drückte mir die Sanduhr für das „Tabu“ in die Hand.
„Oder bei uns“, warf Maria ein. „Wir suchen ständig neue Mitarbeiter.“
„Oder bei uns“, sagte Christian.
Ken zwinkerte mir zu. Bei seiner Arbeit würde ich mich sicherlich nicht bewerben.
Der Gedanke setzte sich bei mir fest: Ich könnte kündigen, dann wäre ich aus der furchtbaren Situation gerettet und könnte noch mal neu beginnen. Schon wieder. Eigentlich hatte ich ja mit Annahme dieser Stelle neu beginnen wollen, aber ich musste einmal mehr feststellen, dass das Leben häufig anders verlief, als ich es geplant hatte.
„Ich kündige nur, wenn ich etwas anderes gefunden habe“, sagte ich nach kurzem Überlegen.
„Wolltest du nicht früher immer Wedding Planner werden?“, warf Ken ein. Ich lächelte. Während des Studiums hatte ich tatsächlich überlegt, mich bei verschiedenen Eventagenturen zu bewerben. Aber in den Staaten fand ich keine Anstellung in dieser Richtung und hatte lediglich mit Gelegenheitsjobs die Kasse aufgebessert, bis Mike geboren wurde.
„Ich weiß nicht, ob ich mich traue.“
„Papperlapapp.“ Hannah stand auf und holte ihr Netbook aus ihrem Büro. „Wir spielen jetzt erst eine Runde Tabu, du trinkst zwei Gläser Wein und dann schreiben wir deine Bewerbung.“
„Sehr geehrte Damen und Herren“ schrieb ich zwei Stunden später in das leere Dokument auf Hannahs Netbook, während Hannah, Maria und Karin hinter mir saßen und mir diverse Vorschläge unterbreiteten. Manfred, Christian und Ken verzogen sich vor den Fernseher, um sich der Sportschau hinzugeben.
„Hiermit bewerbe ich mich bei Ihnen als Eventmanagerin“, sagte ich laut, während ich schrieb.
„Wie langweilig“, fand Hannah und Maria stimmte ihr zu: „Als Eventmanagerin muss man doch kreativ sein, also sei kreativ!“
Ich löschte das bisher Geschriebene und begann noch einmal neu.
„ Sehr geehrte Damen und Herren,
‚willst du meine Frau werden?’ Das ist die Frage, die jedes Frauenherz höher schlagen lässt. Auch mir wurde diese Frage gestellt – das war der Startschuss für eine Zeit voll Planung, Organisation und Problemlösung. Ich habe meine Hochzeit damals selbst organisiert und auf die Beine gestellt und musste feststellen, dass ich genau hierin meine Berufung gefunden habe. Es bereitet mir sehr viel Vergnügen und es ist eine Erfüllung, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und die vielfältigen, nahezu unüberschaubaren Angebote zu durchforsten und Ideen zu entwickeln . Klingt das besser?“
„Viel besser. Weiter!“
Angespornt durch den Elan meiner Freundinnen schrieb ich die Bewerbung zu Ende.
„Ich habe übrigens Neuigkeiten“, sagte Hannah, nachdem wir fertig waren. „Meine Neuigkeit ist ein Vorstandsvorsitzender einer uns gut bekannten Versicherung.“
Ich starrte sie entgeistert an.
„Sag das nochmal!“
„Meine Neuigkeit ist ein…-“
„Ich hab es schon verstanden“, unterbrach ich sie. „Sag bitte nicht, dass er bei Welius arbeitet!“
Hannah sah mich provozierend an. „Und wenn doch?“
„Du hast dir doch wohl nicht eine neue Affäre gesucht und schläfst mit dem Vorstandsvorsitzenden der Firma, in der Ken angestellt ist?“
Ich lugte zum Wohnzimmer, wo Ken saß, aber er hatte nichts gehört.
„Doch, so ist es.“
Das konnte doch nicht wahr sein! Nicht, dass ich etwas gegen Hannahs Affären hatte. Sie sollte so leben, wie sie wollte, aber ich konnte nicht verstehen, wie sie sich auf so etwas einlassen konnte.
„Ich hoffe, er weiß
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