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Auf die Freundschaft!

Auf die Freundschaft!

Titel: Auf die Freundschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annika Bühnemann
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stehen.“
    Ich musste über diese Frage ernsthaft nachdenken. Seinen anderen Seitensprung vor ein paar Jahren hatte ich ihm vergeben, das spürte ich in mir. Aber ich war noch immer enttäuscht und verletzt über den letzten. Warum hatte es nicht bei einem Mal bleiben können?
    „Ich habe Angst, dass er mich erneut betrügt.“
    „Traust du ihm das denn zu?“ Es war Marias Frage.
    „Ich bin mir nicht sicher. Momentan denke ich nicht, dass er das aufs Spiel setzen würde. Aber was ist in ein paar Jahren?“
    „In ein paar Jahren ist die Welt schon untergegangen“, sagte Hannah trocken. „Ernsthaft, Claudia. Wenn du ihn nicht willst, nehme ich ihn eben.“
    Ich gab ihr einen Klaps auf ihre Hände.
    „Deine Gier ist unersättlich.“
    „Man kann nie genug haben.“
    Ich lachte und nun war es Karin, die Hannah einen Klaps gab. Wir gossen uns Wein nach und besprachen weiter die Situation zwischen Ken und mir. Auf der Plus-Seite standen einige überzeugende Argumente: Er war extra aus den USA zu mir hergeflogen. Er hatte bereits mehrere Wochen ausgehalten. Man konnte davon ausgehen, dass er es ernst meinte, jedenfalls glaubte ich ihm seine Anstrengungen. Wir passten ideal zusammen und waren Seelenverwandte. Außerdem hatten wir uns früher „in guten wie in schlechten Tagen“ geschworen und mir lag sehr viel daran, diesen Schwur einzuhalten. Wenn er nicht fremdgegangen wäre, wären wir noch zusammen und würden eine tolle Ehe führen. Auf der Minus-Seite stand daher nur ein Punkt: Ist nicht treu.
     
    Was in den letzten Monaten, in denen er alleine in Amerika gelebt hatte, passiert war, wusste ich zwar nicht. Aber so schockiert wie er gewirkt hatte, als ich ihm von Lutz erzählte, glaubte ich, dass er keine andere hatte. Ich kannte ihn gut genug, um ihn einschätzen zu können. Er hätte eine Affäre oder Freundin definitiv vor mir erwähnt, als ich ihm von Lutz berichtet hatte, um seinen Stolz zu wahren.
    Hatte ich überreagiert?
    Vielleicht sollte ich ihm tatsächlich eine Chance geben.
    „Ich möchte ihm gerne vertrauen, aber es fällt mir schwer“, war mein Fazit.
    „Vertrauen ist wie ein Pflanze, du musst ihr Zeit zum Wachsen geben“, zitierte Karin.
    „Wo hast du denn den Klospruch ausgegraben?“ Hannah lachte, während Karin ihr einen bitterbösen Blick zuwarf. Hannah machte zur Sicherheit drei Schritte rückwärts und schob ein schnelles „Das war nicht so gemeint, ich hab dich doch lieb“ hinterher, das Karin wieder besänftigte. Mit Schwangeren war nicht zu scherzen.
    Drei Gläser Wein (und einen halben Liter Wasser für Karin) später standen drei Dinge fest.
    Erstens: ich war total betrunken.
    Zweitens: mir war schlecht.
    Drittens: Ich würde Ken eine allerletzte Chance geben. Wenn er die vergeigte, war es endgültig aus.
    Maria, Karin und Hannah bestätigten mir, dass Ken eine dritte Chance verdiente. Außerdem wünschte ich mir sehr, mich mit Ken wieder zusammenzuraufen, wenn ich ehrlich zu mir selbst war. Schließlich liebte ich ihn noch immer und er liebte mich. Er würde doch nicht so dumm sein, unsere Ehe ein weiteres Mal zu riskieren!
    Nun überlegten wir, wie ich ihm die Neuigkeit eröffnen könnte. Es sollte nicht zu kitschig und aufgesetzt sein, aber es war für mich ein wichtiger Schritt, den ich nicht einfach bei einem Kaffee erörtern wollte. Wir heckten die verrücktesten Szenarien aus, aber je später es wurde, desto abstruser wurden die Ideen. Schließlich ließen wir es sein und ich beschloss, ihn zu mir einzuladen, ihn zu bekochen und dann mit ihm über uns zu sprechen. Mike würde nächste Woche auf Klassenfahrt sein, so konnte ich ganz ungestört mit Ken über alles sprechen.
     
    Aber meine Konzentration wurde kurzfristig umgelenkt: Ich wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen. So machte ich mich schon wenige Tage später auf den Weg zu der bekannten Eventagentur Effective Events in einer Jugendstil-Villa. Als ich die Treppen zum ersten Stock erklommen hatte, trat ich in den Eingangsbereich. Eine moderne Theke stand in dem großzügigen Raum. In einer Ecke gab es ein Sofa und Bücherregale mit unzähligen Büchern. Ich fühlte mich gleich wohl. Das Büro wirkte sehr persönlich und nicht so fremd wie die Büros, die ich von Kens Arbeit kannte. Als ich am Empfangstresen stand, trottete ein Hund um den Tresen und schnüffelte interessiert an meinem Schuh. Maria hätte mir sicherlich sofort die Rasse nennen können. Für mich war es einfach ein großer, brauner

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