Auf die Freundschaft!
bist verheiratet?“, entrüstete sich die Frau entsetzt und fixierte Ken. Dieser hob abwehrend die Hände.
„Ich kann alles erklären!“
„Na, da bin ich aber gespannt“, höhnte ich.
Der Pizzabote gluckste. Ich versuchte, ihn mit meinem Blick zu töten. Er verstummte und zog sich zurück.
„Wie lange geht das schon so, Ken?“, fragte ich ihn, aber er sagte nichts.
„Drei Wochen“, sagte die Frau.
„Vor drei Wochen sind wir erst zusammengezogen, Ken! Bist du von allen guten Geistern verlassen?“
„Ich glaube es nicht“, murmelte die Frau und verschwand im Haus. Ken versuchte sich an einer Entschuldigung.
„Honey, bitte, es tut mir leid! Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich liebe dich über alles, das musst du mir glauben!“
Er verfiel nun ins Englische, wo er das ausdrücken konnte, was er wirklich sagen wollte, und bekundete mir seine unendliche Liebe.
„Du bedeutest mir alles, Honey, wirklich, bitte lass uns in Ruhe darüber reden. Es sieht jetzt alles so komisch aus, aber ich kann es erklären. Bitte, Claudia, Honey, ich liebe dich so sehr!“
„Warum bist du überhaupt nach Deutschland gekommen?“, fauchte ich.
„Ich bin nur deinetwegen hergekommen! Ich wollte dich zurück haben! Und ich wollte Mike wiedersehen. Ihr habt mir so sehr gefehlt!“
Ich stand total neben mir und konnte nicht fassen, was sich da vor meinen Augen abspielte. Wie konnte ich nur so blind gewesen sein? Ich hatte tatsächlich geglaubt, dass er mir dieses Mal treu sein würde! Plötzlich kam ich mir schrecklich dumm und naiv vor. Er war in den ganzen Ehejahren nicht treu gewesen, warum hatte ich gedacht, dass sich das geändert hätte? Es kam mir vor, als hätte ich in den letzten Monaten in einem rosaroten Nebel gelebt und dieser Nebel war durch den Wind der Wahrheit weggepustet worden. Nun sah ich das ganze Elend: Meine Ehe war die ganze Zeit kaputt gewesen. Eine Welt brach für mich zusammen. Unsere Familie existierte gar nicht mehr!
Nicht heulen, nicht heulen, nicht heulen , sagte ich mir immer wieder und suchte weiter nach der Wut, die in aufgebrannt war. Traurig sein konnte ich auch wenn ich alleine war. Vor Ken wollte ich mir diese Blöße nun nicht geben.
„Wer ist das überhaupt?“, fragte ich wütend und Ken stammelte herum.
„Was wichtig ist, ist doch die Tatsache, dass ich das so nicht gewollt habe! Ich will nur dich, das musst du mir glauben!“
Ich ging einen weiteren Schritt auf ihn zu und blickte ihm hart und unnachgiebig in seine Augen, die mich früher zum Schmelzen brachten.
„Warum soll ich dir glauben, dass du mich liebst, wenn du lieber das Gras auf anderen Wiesen frisst?“, spie ich und wiederholte seine Worte, die er im Zusammenhang mit seiner Assistentin benutzt hatte.
Die Brünette tauchte wieder auf. Sie hatte Kens Hemd gegen einen ihrer Pullover getauscht und sich eine graue Jogginghose angezogen. Sie presste Ken ein Bündel Stoff in die Hände.
„Lass dich hier nie wieder blicken, du Arschloch!“, zischte sie und knallte die Tür zu. Abschätzig beobachtete ich, wie Ken hektisch versuchte, aus dem Bündel Stoff eine Hose herauszufischen und anzuziehen.
„Ich frage dich noch einmal, Ken: Wer ist das?“
„Okay, ich sage es dir. Sie heißt Emily und das Unternehmen, in dem sie arbeitet, ist bei uns versichert.“
„Wie kannst du nur das Glück deiner Familie mutwillig zerstören? Weißt du was? Ich fahre jetzt nach Hause.“
Ich fühlte mich wie in einem Déjà-Vu.
„Morgen hole ich mir den Schlüssel von unserer alten Wohnung zurück und wir ziehen dort wieder ein. Ich hoffe, dass der Vermieter noch keinen Nachmieter gefunden hat. Ich rate dir, uns ein paar Tage Zeit zu lassen, damit wir ausziehen können. Danach tauchst du nie wieder bei uns auf. Hast du das verstanden? Es ist endgültig aus zwischen uns.“
In seinem Gesicht stand das blanke Entsetzen und ich konnte den Schmerz förmlich fühlen, der sich durch sein Gesicht zog. So sah jemand aus, dem das Herz gebrochen wurde. Ich sah sicherlich genau so aus. Wahrscheinlich wurde ihm jetzt erst klar, was er angerichtet hatte.
„Ob das du das verstanden hast, habe ich gefragt.“
„Schatz, überlege es dir doch bitte noch einmal, ich liebe…“
„Gut“, schnitt ich ihm das Wort ab.
Ich drehte mich um und würdigte ihn keines Blickes mehr. Maria saß jetzt hinten im Wagen neben Karin, Hannah startete den Motor und ich stieg ein. Wir fuhren gerade auf die Autobahn, als ich in Tränen
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