Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf die Freundschaft!

Auf die Freundschaft!

Titel: Auf die Freundschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annika Bühnemann
Vom Netzwerk:
Arbeiten bin ich noch gegangen, weil ich mich nicht getraut habe, zu fehlen. Aber ich habe nichts mehr unternommen, sondern ertrank in Selbstmitleid. Ich fragte mich, warum Tilo meinen Erfolg nicht ertragen konnte. Warum er sich nicht für mich freute. Erst viel später musste ich feststellen, dass er wohl ein ernsthaftes Problem mit seiner Selbstwahrnehmung hatte. Das Schlimmste war diese Hilflosigkeit. Ich wollte meinen Job nicht aufgeben, nur damit er sich mehr wert fühlte. Ich wollte, dass wir uns zusammen ein Leben aufbauten, aber er konnte es nicht. Er ist lieber zu Mandy-Sandy gegangen, die zu ihm aufblicken konnte. Bei ihr war er der King. Neben mir kam er sich mickrig vor.“
    Sie seufzte und stellte die Tasse auf einem Umzugskarton ab. Den Couchtisch hatte ich leider vor drei Wochen verschenkt.
    „Weißt du, ich habe für mich die Entscheidung getroffen, nie wieder einen Mann so nahe an mich heran zu lassen. Aber diese Entscheidung musst du nicht treffen, Claudi. Auch wenn es nur wenige Exemplare davon gibt, ich denke, einige Männer sind tatsächlich treu und du wirst sicher in ein paar Monaten oder Jahren eine wunderbare, erfüllende Beziehung mit einem anderen Mann führen.“
    Ich wusste, dass Hannah nur versuchte, mich aufzuheitern, aber ich konnte mir nicht vorstellen, mein Leben jemals wieder mit einem Mann zu verbringen.
    „Ich glaube, ich bleibe auch lieber allein.“
    „Die Zukunft wird es zeigen.“
    Wir unterhielten uns nun oberflächlich, aber ich war dennoch vom Gespräch abgelenkt. Immer und immer wieder spielte sich die Szene in Cloppenburg vor meinem inneren Auge ab. Kens schockiertes Gesicht, als er mich kommen sah, seine Erklärungsversuche, seine irritierte Gespielin, mein Abgang. Ich hätte mich gut fühlen sollen, weil ich nicht weinend vor ihm zusammengebrochen war, aber ich fühlte mich elend. Ein weiteres Mal war ich auf Ken hereingefallen, dabei hatten wir in den letzten Wochen eine so schöne Zeit erlebt. Ich wickelte mich in eine Vliesdecke ein, dann machte Hannah es sich ebenfalls gemütlich. Einige Packungen Taschentücher lagen auf dem Umzugskarton. Da ich nach einer Weile keine Tränen mehr hatte, schaltete ich den Fernseher ein. Etwas Ablenkung würde mir gut tun, also durchsuchte ich alle Kanäle nach einem ablenkungsfähigen Programm und blieb schließlich beim „Kochduell“ hängen. Was konnte mich besser vom Schmerz ablenken als mir einen Sauerbraten im Ofen anzusehen?
     
    Ich roch Pizza und schlug die Augen auf. Hannah kam mit frischer Pizza und zwei Gläsern Wein ins Wohnzimmer. Ich musste eingeschlafen sein.
    „Ich habe für heute Abend sieben Filme ausgeliehen“, erklärte sie und öffnete die Flasche Wein.
    „Heute Abend? Wie spät ist es?“
    „Halb sechs. Mike war vorhin da und ich soll dir sagen, dass er zu Melli gefahren ist. Ich muss gleich nach Hause und ein bisschen arbeiten, aber Maria kommt gleich vorbei, um dich abzulenken. Also, welchen Film willst du? Wir haben Der mit dem Wolf tanzt , falls du dich lange ablenken willst, Titanic , falls du einen Klassiker willst , The Dark Knight , falls es etwas mehr Action sein soll, Oben, falls es etwas Disney sein darf, Pretty Woman, falls…“
    „Schon gut, wir nehmen den Disneyfilm“, sagte ich.

Kapitel 12
     
    Als ich am nächsten Tag den Briefkasten leerte, fiel mir ein unbeschrifteter Umschlag in die Hände. Ich öffnete ihn.
     
    Honey,
    du bist die Liebe meines Lebens und was passiert ist, tut mir unendlich leid. Ich würde es gerne wieder gutmachen, aber ich kann auch verstehen, wenn du mich nie wiedersehen willst.
    Ich flehe dich an: bitte überleg es dir noch einmal! Ich liebe dich über alles und du bist alles, was es für mich gibt! Bitte, Honey, wirf nicht weg, was wir…
     
    Ich zerriss den Brief ohne weiter zu lesen und warf ihn in die Papiertonne. Ken? Nie gehört.
     
    Nach drei Tagen Auszeit ging ich Donnerstag wieder zur Arbeit. Durch die zehn täglichen Anrufe meiner Freundinnen und meiner Verantwortung Mike gegenüber ging es mir schon besser. Ich sah nicht mehr verheult aus, sondern erschöpft – ein Fortschritt. Gleich erwartete ich einen Neukunden, Ronny Meinhoff. Der Name kam mir bekannt vor, aber ich konnte mich nicht erinnern, warum.
    Es klopfte.
    „Herein!“, flötete ich in meiner besten Willkommens-Stimme.
    Ein Mann Mitte Dreißig trat ein. Er war mir auf Anhieb sympathisch mit seiner braun gebrannten Haut, den gegelten Haaren und diesen leuchtenden Augen.
    „Herr

Weitere Kostenlose Bücher