Auf die Freundschaft!
ein wunderbares Foto davon, wie Kens Wagen das Ortsschild von Cloppenburg passierte. Als wir die Autobahn verließen, wurde es schwieriger, ihm unauffällig zu folgen. Verkleidet hatten wir uns nicht. Wir hofften darauf, dass Ken zu sehr in Gedanken vertieft war, um seine Verfolgerinnen zu bemerken.
Er bog in ein Wohngebiet ein und wurde langsamer. Wir blieben hinter ihm. Ein Mal starrte er in den Rückspiegel. Mir stockte der Atem. Hatte er uns erkannt? Hannah bog daraufhin auf eine Auffahrt und tat so, als wohne sie dort. Ken fuhr weiter. Mir lief es kalt über den Rücken und ich strömte einen Schwall Adrenalin aus. Vielleicht war es auch Angstschweiß. Scheinbar hatte das Ablenkungsmanöver aber gut geklappt. Ken fuhr das Auto noch ein paar Meter weiter und schaltete den Motor aus. Er stieg aus und ging zu einer Wohnungstür. Maria stieg ebenfalls aus, ließ die Tür zum Auto offen und schlich um Hannahs Mercedes herum. Sie hatte einen guten Blick auf die Haustür und knipste mindestens fünfzig Bilder:
Ken, wie er an der Haustür klingelt. Ein Bild, auf dem ihm eine Brünette die Tür öffnet. Ihr überraschter Blick, Kens Erklärungsgesten und ratloses Schulterzucken der Brünetten. Ken, wie er nachdenklich das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagert und schließlich ein Bild, wie die Brünette ihn lächelnd zu sich hereinzieht und die Tür schließt.
Maria schlich zu unserem Auto zurück und wir betrachteten die Bilder. Ich war gleichzeitig traurig, enttäuscht, wütend und aufgewühlt. Mein Hormonhaushalt würde Wochen brauchen, um sich wieder einzupendeln!
Es war nicht von der Hand zu weisen: Ken ging fremd.
„Und jetzt? Sollen wir wieder fahren?“, fragte Karin.
Ich überlegte angestrengt. Wir konnten entweder warten, bis Ken wieder herauskam und noch ein paar Abschiedsbilder schießen. Allerdings erhöhte das die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden. Die zweite Möglichkeit war, dass wir jetzt fuhren, aber damit verpassten wir die Chance auf weitere gute Bilder.
„Lasst uns warten, bis er wieder losfährt. Ich will noch bessere Beweisfotos.“
„Armer Mike“, seufzte Maria. „Da kommt sein Vater aus den USA her und bemüht sich, die Familie wieder aufzurichten und was passiert? Er macht alles wieder kaputt.“
Ja, armer Mike. Er tat mir sehr leid. Sein Vater bedeutete ihm so viel und ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie sehr er leiden würde, wenn er die Wahrheit erfuhr.
Während wir warteten, überlegten wir uns zahlreiche Situationen, wie wir Ken mit unseren Erkenntnissen konfrontieren konnten und welche Entschuldigungen er uns auftischen würde.
„Ich könnte auch einfach klingeln“, schlug ich vor, aber Hannah und Maria waren dagegen.
„Wir haben noch nicht den ultimativen Beweis“, meinte Hannah.
„Und die Fotos?“
„Wir haben kein Foto, auf dem sie sich küssen oder eng umschlungen sind“, sagte Karin. „Lass uns noch warten und wenigstens ein Kussfoto machen.“
Ich gab mich geschlagen. Wenn ich ihn konfrontieren wollte, dann würde ich ihn schon in flagranti erwischen müssen.
Gott musste eine Frau sein, denn sie erhörte mich an diesem Abend.
Nach etwa einer dreiviertel Stunde Warten hielt ein Pizzataxi vor der observierten Wohnung. Ken schien wohl noch etwas länger bleiben zu wollen. Maria stieg wieder aus und machte Fotos, wie der Pizzamann an der Tür klingelte und die Tür geöffnet wurde.
Es verschlug mir zuerst die Sprache, dann schaltete mein Gehirn völlig aus.
Ken öffnete die Tür – nur bekleidet mit seinen Shorts! Es war zwar Mai, aber so warm war es nun wirklich nicht! Hinter ihm erschien die Brünette und trug eindeutig nur ein knappes Höschen und Kens Hemd.
Jetzt reichte es!
Während Maria sich noch die Finger wund knipste, stieß ich die Autotür auf und hievte mich aus dem Wagen. Wutentbrannt rannte ich zu Ken und der Brünetten. Der Pizzabote sah sich die Szene irritiert an.
„Du Schwein!“, schrie ich so laut ich konnte. Glücklicherweise war Ken so erschrocken, dass ihm nicht einfiel, die Tür schnell zu schließen. Ich machte noch zwei Schritte und war bei ihm.
„Was machst du denn hier?“, stotterte Ken nervös und fixierte mich mit großen Augen.
„Wer ist diese Verrückte?“, fragte die Brünette.
„Ich bin seine Frau!“, schrie ich wutentbrannt. Tatsächlich war sie jünger als ich vermutet hatte. Höchstens dreißig. Allerhöchstens. Was wollten die Männer nur immer von diesen jungen Gören?
„Du
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