Auf die Freundschaft!
Meinhoff, herzlich willkommen!“, begrüßte ich ihn und er schüttelte meine Hand. Kräftiger Händedruck.
„Frau Robinson, danke für Ihre Zeit.“
Seine Stimme war samtweich. Beim Radio hätte er eine steile Karriere gehabt. Ich zeigte auf den Stuhl vor meinem Schreibtisch, und er nahm Platz.
„Sie wollen also die Neueröffnung einer Bar in unsere Hände übergeben?“, fragte ich freundlich. Mein Notizheft wartete bereits auf Input.
„Ja, genau. Das Mojitos , wie es einmal heißen soll. Im Moment heißt es noch La Casa. “
„Ach so, die Schwulenbar?“
Ronny Meinhoff nickte. Ich schaute noch einmal auf die Kundenkarte, die ich angelegt hatte. Ronny Meinhoff. Schwulenbar. Da klingelte etwas in meinem Kopf.
„Ich glaube, wir haben eine gemeinsame Bekannte“, sagte ich.
Ich: Du wirst es nicht glauben!
Ich schrieb Hannah eine SMS, nachdem Ronny Meinhoff mein Büro verlassen hatte.
Ich: Weißt du, für wen ich die Neueröffnung organisieren soll? Für Ronny Meinhoff!
Das Handy zeigte mir nur eine halbe Minute später die Antwort an.
Hannah: Ronny? Der Schwule, mit dem ich was hatte?
Ich: Genau der!
Hannah: Das ist ja mal wieder typisch! Die Welt ist ein Dorf. Grüß ihn von mir, wenn du ihn das nächste Mal siehst. Er ist echt ein Netter. Und ich glaube immernoch nicht, dass er schwul ist.
Ich: Vielleicht ist er ja metro? Egal. Ich grüße ihn das nächste Mal. Bis morgen dann!
***
Ken gab schneller auf, als ich gedacht hatte. Er schickte immer weniger SMS, bald stellte er seine Versuche gänzlich ein. Es war mir egal. Wie hatte ich nur glauben können, er könnte sich ändern und ein treuer Ehemann werden?
„Ich würde heute Abend gerne mit den Mädels ins Baldinis gehen“, informierte ich Mike. „Wäre das für dich in Ordnung? Hast du was vor?“
„Melli kommt her, also kein Problem. Aber treibt es nicht zu bunt, ne?“, grinste Mike.
„Das sollte ich dir ja wohl sagen!“
Ich strich über seinen Rücken und grinste zurück.
„Wenigstens bin ich nicht schwul, oder wie war das?“
„Hör bloß auf! Ich verstehe einfach nicht, was für ein Problem er damit hat.“
„Dad ist manchmal eben ein bisschen komisch.“
***
Das Baldinis war bis auf den letzten Platz gefüllt. Trotzdem wurden wir von den uns bekannten Kellnern wie alte Freunde willkommen geheißen und bekamen unseren Stammplatz, den Hannah in weiser Voraussicht reserviert hatte. Es fühlte sich großartig an, wieder andere Menschen zu sehen, die Musik im Hintergrund zu hören und das Gefühl zu haben, am Leben teilzunehmen.
„Ich kann immer noch nicht fassen, dass er uns alle belogen hat!“, sagte Maria wütend. „Wirklich, man sollte ihm die Eier abschneiden.“
Dass diese Aussage ausgerechnet von Maria kam, sagte schon alles. Sie war tief enttäuscht.
„Diesem Mann gehört mal ordentlich die Meinung gegeigt“, stimmte Karin zu.
„Nicht nur die Meinung geigen, man müsste ihm mal das Gefühl geben, ganz alleine da zu stehen. Er sollte…er sollte seinen Job verlieren und in der Gosse wohnen!“, rief Hannah. „Wir sollten uns rächen!“
„Rache?“, wiederholte ich. „Ich weiß nicht. Macht man das nicht nur im Kindergarten?“
„Claudi, der Mann läuft draußen herum und spielt mit den Frauenherzen, wie es ihm gerade in den Sinn kommt! Willst du ihm keinen Denkzettel verpassen?“ Hannahs Augen leuchteten.
„Stell dir doch nur mal vor, was du der Frauenwelt für einen Dienst erweist, wenn Ken merkt, was er dir angetan hat. Der wird nie wieder eine Frau betrügen.“
Die anderen stimmten Hannah zu.
„Wir wollen ja nicht seine Existenz zerstören“, erklärte Karin („Nicht?“ warf Hannah ein und setzte ein trauriges Gesicht auf), „aber er soll merken, dass er so nicht mit Frauen umgehen kann.“
Wir steckten die Köpfe zusammen und beratschlagten den ganzen Abend über, wie wir Ken das geben konnten, was er verdiente.
„Wir sollten ihm ein Verbrechen anhängen“, sagte Hannah.
„Wir könnten ihn vor ein Auto schubsen“, schlug Maria vor.
„Wir wollen doch auf der legalen Seite bleiben, Mädels“, erinnerte ich dann. Wir überlegten weiter. Karin meldete sich zu Wort.
„Wir müssen ihn dort treffen, wo es ihm weh tut, ohne ernsthaften Schaden anzurichten.“
„Also an seiner Männlichkeit“, stellte ich fest und plötzlich kam mir eine Idee. Ich wusste, womit man Ken am meisten ärgern konnte. Ich skizzierte ein Szenario, das mir soeben durch den Kopf
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