Auf die Freundschaft!
Hannah.
„Regelmäßig? Wie kommst du denn jetzt da drauf?“, warf ich ein.
„Na hör mal, du glaubst doch wohl nicht, dass er das zum ersten Mal macht.“
„Doch, genau das hatte ich bis eben geglaubt.“
Ich dachte nach. War Ken in den letzten Wochen häufig länger unterwegs gewesen? Eigentlich nicht. Ja, er hatte ab und zu Überstunden gemacht auf der Arbeit. Er hatte sich mit Manfred und Christian zum Pokern verabredet. Er hatte innerhalb der letzten zwei Wochen zu zwei Konferenzen fahren und dort auch übernachten müssen.
„Warum verfolgen wir ihn das nächste Mal nicht und machen Beweisfotos?“ Hannahs Vorschlag klang so absurd, dass ich zustimmte.
Das nächste Mal, wenn Ken sich verdächtig benehmen sollte, würden wir ihn beschatten. Wir riefen Karin und Maria an und weihten sie in den Plan ein.
Kapitel 11
Ken war bester Laune, als er am Samstag nach Hause kam. Es fiel mir schwer, so zu tun, als sei nichts gewesen. Ich war kurz angebunden und wollte einfach nur alleine sein.
„Was ist denn los?“, fragte Ken und gab mir einen Kuss. Widerlich! Vor einer Stunde hatte er mit den gleichen Lippen noch eine andere Frau geküsst, wenn unsere Theorie stimmte.
„Ich habe meine Tage“, log ich und wandte mich ab.
Ich fand ihn abstoßend und wollte mir nicht vorstellen, was er heute und gestern getrieben hatte (im wahrsten Sinne des Wortes!). Ken gab mir einen Klaps auf den Hintern, dann ging er und packte seine Sachen weg. Wie viel bekam man eigentlich für Mord und galt ich in meinem Zustand als zurechnungsfähig? Vielleicht sollte ich Hannah mal fragen.
Ich rief mich zur Ordnung und erinnerte mich selbst daran, dass ich mit meinen Freundinnen einen Plan ausgeheckt hatte, der alles ans Tageslicht bringen sollte. Ken durfte nicht misstrauisch werden.
Mike und Melli klebten aneinander, sobald sie sich sahen. Nachdem Ken wieder nach Hause gekommen war, begann ich, das Mittagessen vorzubereiten. Mike schloss die Wohnungstür auf und kam mit Melli im Schlepptau in die Küche.
„Gibt’s schon Mittag?“, fragte er.
„Sehe ich vielleicht aus wie McDondald’s, wo man alle Nase lang hingehen kann und Essen bekommt?“, schnauzte ich und im selben Moment tat es mir leid. Solange ich keine Beweise für meine Vermutung hatte, wollte ich Mike nicht mit unseren Eheproblemen belasten.
„Tut mir leid, ich bin nicht gut drauf. Essen gibt es in einer halben Stunde“, sagte ich und begann, Zucchini zu schneiden.
„Komm, wir helfen dir“, bot Melli an, löste sich von Mike und putzte Champions. Ich dankte ihr.
Nach dem Essen verschwanden Mike und Melli in Mikes neuem Zimmer. Ich räumte den Tisch ab, völlig in meine Gedanken versunken. Ken hatte sich zum Arbeiten zurückgezogen.
Ich hielt es nicht länger aus und rief Karin an.
„Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich fühle“, eröffnete ich das Gespräch, aber Karin sprach mir gut zu.
„Soll ich dich ablenken? Gestern Abend waren Maria und ich ja nur kurz da. Wie wäre es, wenn wir vorbeikommen und Hannah auch einladen? Ich habe neue Ultraschallbilder, die ich euch zeigen will. Ist Ken denn da?“
„Ja, er arbeitet. Es wäre schön, wenn ihr kommt. Aber wir müssen irgendetwas machen, damit meine Gedanken endlich nicht mehr um diese Sache kreisen.“
Maria brachte ihren Pudel Benny mit, der freudig an meinem Bein hochsprang. Karin transportierte einen Kuchen auf der einen und hatte Finn an der anderen Hand.
„Es gibt noch ein bisschen was zu tun“, erklärte ich. „Diese beiden Bilder wollte ich noch aufhängen und ein Regal muss zusammengebaut werden. Danach gibt es dann Kuchen.“
Hilfsbereit machten meine Freundinnen sich an die Arbeit. Karin hängte die beiden Bilder auf, während Maria, Hannah und ich uns mit der Aufbauanleitung des IKEA-Regals vertraut machten.
„Ich glaube, ich brauche jetzt schon Kuchen“, meinte Maria, als sie diverse Schrauben sortierte, die Finn durcheinander brachte.
„Ich frage mal Mike und Melli, ob sie den Tisch decken“, schlug ich vor und stand auf. Ich ging den Flur entlang bis zu Mikes Zimmer, klopfte einmal kurz und trat ein.
Ich hätte lieber auf ein Zeichen warten sollen.
Mein Sohn lag auf seiner Freundin, die ein Bein angewinkelt hatte. Erschrocken stellte ich fest, dass sie beide nichts an hatten.
„O Gott!“, rief ich und knallte die Tür wieder zu. Hinter der Tür hörte ich aufgeregtes Gerede. Jemand lief umher. Vermutlich suchten sie ihre Klamotten
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