Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf die Ohren

Auf die Ohren

Titel: Auf die Ohren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
Vom Netzwerk:
oberpeinlich.«
    »Was? Blödsinn!«, erwidert Christopher. »Bis auf das eine Ding bei Dein Leben ein Plan war doch alles okay. Und selbst das fanden die Leute eher witzig als scheiße.«
    »Also ich fand’s superwitzig«, sagt Linus hinter seinem Schreibtisch. »Das kam total sympathisch rüber und hat alles noch mehr aufgelockert.«
    Wir sitzen im Büro der Landungsbrücken auf einer abgewetzten Couchgarnitur. Linus hat uns erlaubt, dass wir uns für eine Weile hierher zurückziehen, um den Gig sacken zu lassen.
    »Aber ich hab mich doch ständig verhauen«, sage ich. »Teilweise kam’s mir echt vor, als würde ich zum ersten Mal Schlagzeug spielen, absolute Katastrophe.«
    »Quatsch, da bist du einfach nur zu selbstkritisch«, sagt Christopher. »Das hat niemand außer dir gemerkt.«
    »Der Sony-Typ schon«, sage ich kleinlaut.
    »Ach, vergiss den Sony-Typ«, sagt Clarissa. »Wenn es ihm nicht gefallen hat, dann hat es ihm eben nicht gefallen. Das lag aber mit Sicherheit nicht an dir oder an irgendeiner anderen Einzelperson.«
    »An dir lag es jedenfalls ganz bestimmt nicht«, sage ich und küsse sie. »Du warst sensationell, vor allem ganz am Schluss.«
    »Oh ja«, seufzt Lisa verträumt und kuschelt sich an Christopher. »Das war sooooo schön. Wieso schreibst du so ein Lied eigentlich nicht mal für mich?«
    »Hab ich doch«, sagt Christopher. »Das Lied habe ich für dich geschrieben. Nur den Text hätte ich nie so gut hingekriegt. Und wenn ich es gesungen hätte, wären alle schreiend rausgerannt.«
    »Ich ganz bestimmt nicht«, sagt Lisa und drückt ihm einen Kuss auf die Wange. »Aber das ist ja jetzt Dannys Lied. Du musst mir also ein neues schreiben. Mit Text und von dir gesungen, sonst zählt es nicht. Und es muss noch schöner werden als das von Danny.«
    »Keine Chance, schöner geht nicht«, sage ich und wende mich an Mark. »Dir übrigens auch noch vielen Dank dafür.«
    »Nichts zu danken, war mir eine Ehre«, sagt er. »Hat echt Spaß gemacht mit euch. Wenn ihr wollt, kann ich euch gern immer abmischen. Die neuen Songs kenne ich ja jetzt auch, gefallen mir übrigens verdammt …«
    Ein Klopfen an der Tür unterbricht ihn.
    »Herein!«, ruft Linus.
    Die Tür geht langsam auf und ein Kopf mit einer breitrandigen schwarzen Brille schiebt sich zaghaft herein.
    »Stör ich?«
    Ach du Scheiße! Das ist der Sony-Typ! Er ist noch da! Oder wieder da? Scheißegal, er ist da!
    Wir starren ihn alle sprachlos an.
    »Ich kann auch später noch mal wiederkommen, wenn’s gerade nicht passt«, sagt er.
    »Äh … nein … nein!«, findet Christopher zuerst die Sprache wieder. »Komm ruhig … Kommen Sie ruhig rein.«
    »Ihr könnt mich gern duzen«, sagt er. »Ich bin Tom.«
    Tom gibt uns allen die Hand und wir stellen uns vor.
    »Du bist also die Nichte von meinem alten Kumpel Victor«, sagt er zu Clarissa. »Er hat mir schon viel von dir erzählt. Dass du so eine tolle Stimme hast, hat er mir allerdings verschwiegen. Er hat nur gesagt, dass du in einer kleinen Band spielst, dass eure Proberaumaufnahmen ganz nett sind und dass ich mir das ja mal angucken könnte, wenn ich nichts Besseres zu tun habe.«
    »Aha, so ist das«, sagt Clarissa grinsend. »Bei mir hat sich das alles viel enthusiastischer angehört. Da muss ich wohl noch mal ein ernstes Wörtchen mit Onkel Victor reden.«
    Beide lachen, danach entsteht eine dieser kleinen peinlichen Pausen, in denen niemand so richtig weiß, was er sagen soll.
    »War’s denn sehr schlimm?«, frage ich schließlich zaghaft.
    »Was? Euer Konzert?«, fragt Tom zurück. »Wieso? Wie kommst du denn darauf, dass es schlimm war?«
    »Na ja«, antworte ich. »Sie sind … Du bist schon ziemlich früh abgehauen. Das kann ja wohl kein gutes Zeichen sein.«
    »Abgehauen?«, wundert er sich. »Ach so, nein, ich bin doch nicht abgehauen. Ich war nur für zwei oder drei Songs draußen telefonieren, hat mich selbst geärgert. Eins kann ich euch sagen: Wenn euer Boss euch jemals anbietet, Bryan Holland auf Tour zu betreuen, dann rennt, so schnell ihr könnt. Der Typ nervt jetzt schon wie die Hölle und die Tour fängt erst in zwei Monaten an.«
    »Bryan Holland?«, keucht Steffen fassungslos. »Der Offspring -Sänger?«
    »Genau der«, sagt Tom. »Selten einen anstrengenderen Rockmusiker erlebt. Und das will was heißen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was man da so alles … Oh fuck, nicht schon wieder!«
    Er greift in die Seitentasche seiner Lederjacke, zieht ein

Weitere Kostenlose Bücher