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Auf die Plaetze, fertig - tot

Auf die Plaetze, fertig - tot

Titel: Auf die Plaetze, fertig - tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dana Kilborne
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"Daran habe ich auch schon gedacht. Deshalb hab ich meinen Dad gefragt, ob er mir seinen Wagen für ein paar Stunden ausleiht."
    Im Gegensatz zum Rest des Teams war Coach Carson nämlich mit seinem Privatwagen nach Washington D.C. gereist. Der alte Mustang, den er heiß und innig liebte, war immer mit von der Partie.
    Ungläubig starrte Carlie ihn an. "Jetzt sag bloß, dein Dad leiht dir seinen Mustang! Ist die Karre nicht so was wie sein Baby?"
    Ryan nickte, nicht ohne Stolz. "Tja, er weiß nun mal, dass er mir vertrauen kann." Er ließ den glänzenden Autoschlüssel zwischen zwei Fingern in der Luft baumeln und meinte grinsend: "Und jetzt los, Ladies – bevor er es sich nachher doch noch anders überlegt."

    "Leute, bin ich froh, euch zu sehen!" Naomi lag in einem turmhohen Berg aus Kissen, Oberbetten und Decken auf ihrem weiß bezogenen Krankhausbett. Völlig genervt verdrehte sie die Augen. "Es ist so schrecklich hier, das glaubt ihr gar nicht! Der Arzt hat voll einen an der Klatsche, und die Schwestern führen sich auf wie die Feldwebel!" Sie schnaufte empört. "Stellt euch vor, ich wollte bloß mal kurz runter in die Cafeteria humpeln, um mir einen Snack zu besorgen. Von den offiziellen Mahlzeiten, die die hier ausgeben, kann doch kein Mensch satt werden! Na ja, jedenfalls haben die deshalb einen Aufstand gemacht, als wollte ich auf eigene Faust das Krankenhaus verlassen!"
    "Na, dir geht's ja ganz offensichtlich schon wieder viel besser", stellte Carlie grinsend fest.
    Naomi runzelte missbilligend die Stirn. " Mir geht’s schon die ganze Zeit blendend – es ist mein Fuß , der Ärger macht!"
    "Tut’s denn noch doll weh?", fragte Aspen mitleidig.
    Naomi schüttelte den Kopf. "Eigentlich nicht, aber das liegt wahrscheinlich hauptsächlich an den Schmerzmitteln, mit denen die mich hier vollgepumpt haben."
    "Was sagt denn der Arzt? Sie kriegen das doch sicher wieder hin, oder?"
    "Klaro, obwohl er meint, dass es ein ganzes Weilchen dauern kann." Sie zog ihre Bettdecke hoch und präsentierte ihren Knöchel, der von allerlei Schrauben und Stangen in Position gehalten wurde.
    Aspen, Carlie und Ryan verzogen bei dem Anblick schmerzerfüllt das Gesicht, doch Naomi zuckte bloß mit den Schultern. "Jetzt stellt euch mal nicht so an. Ist eigentlich halb so wild. Und dem Quacksalber hier trau ich sowieso nicht über den Weg."
    "Wann holen dich deine Eltern denn ab?", erkundigte sich Ryan. "Ich meine, du fährst doch sicher nicht mit uns im Bus, oder?"
    Naomi schüttelte den Kopf. "Ne, meine Erzeuger haben mir versprochen, gleich morgen früh auf der Matte zu stehen. Dann lasse ich mich in New York erst mal von einem wirklichen Profi durchchecken. Und dann sehen wir weiter." Sie zwinkerte ihren Besuchern zu. "Also macht euch mal bloß keine Sorgen um mich. Ich bin ein zäher Knochen, das wisst ihr doch."
    Aber ganz so leicht, wie sie es ihnen vormachen wollte, nahm Naomi die ganze Sache dann doch nicht. Aspen entging nicht das feuchte Glitzern in den Augen der Freundin. Naomi wusste genau, dass ihre Chancen, jemals wieder ins Team zurückzukehren, nach ein paar Monaten ohne Training gleich null waren. Und das, nachdem sie sich erst vor kurzem durchgerungen hatte, doch im Team zu bleiben.
    "Hey, so ist das Leben nun mal", sagte Naomi, als habe sie Aspens Gedanken erraten. "Vielleicht ist es einfach mein Schicksal …"

    Ich bin zufrieden mit mir. Sehr zufrieden sogar.
    Ja, ich habe wirklich ganze Arbeit geleistet. Naomi hat ihre gerechte Strafe bekommen, und das Team auf ganzer Linie gesiegt. Und wem hat das Team diesen Triumph zu verdanken? Mir selbstverständlich. Ja, ohne mich hätte das Team niemals auf dem Siegertreppchen gestanden. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Doch davon weiß natürlich niemand.
    Und es darf auch niemals jemand davon erfahren.
    Ich weiß auch so, dass ich das Richtige tue. Ich weiß es ganz genau. Doch ebenso sicher weiß ich, dass die anderen mich nicht verstehen würden.
    Die Menschen sind so schwach. Sie begreifen einfach nicht, dass man auch Opfer bringen muss, wenn man seinem großen Ziel ein Stück näher kommen will.
    Opfer wie Naomi.
    Ich habe kein Mitleid mit ihr. Nein, ich bedauere sie nicht einmal. Sie ist eine Versagerin. Und Versager haben kein Recht auf Mitgefühl.
    Naomi hat es sich selbst zuzuschreiben, dass sie mit einem gebrochenen Knöchel im Krankenhaus liegt. Für meinen Geschmack ist sie sogar noch viel zu glimpflich davongekommen!
    Mein Gewissen belastet es

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