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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ihrer leicht gefurchten Stirn drückte sich Verwunderung aus. Sie sagte in scharfem Ton:
    »Ich kann es nicht verstehen. Ich kann es einfach nicht verstehen!«
    Hardcastle fragte den Fingerabdruckexperten: »Sie haben die Uhren untersucht?«
    »Alle, Sir. Keine Abdrücke auf der vergoldeten Uhr, wie zu erwarten. Die Oberfläche nimmt nichts an. Das gilt auch für die Porzellanuhr. Aber auch auf dem Reisewecker und auf der silbernen Uhr sind keine, und das ist auffällig. Wenn es mit rechten Dingen zuginge, müssten sich darauf Abdrücke finden lassen. Übrigens sind sie alle nicht aufgezogen, und alle stehen auf dreizehn Minuten nach vier.«
    »Was ist mit dem übrigen Zimmer?«
    »Es gibt drei oder vier verschiedene Abdrücke, alle von Frauen, soweit ich feststellen kann. Der Tascheninhalt liegt übrigens da drüben.«
    Er deutete mit dem Kopf auf einen kleinen Haufen von Gegenständen auf dem Tisch. Hardcastle sah eine Geldbörse, die sieben Pfund und ein paar kleine Münzen enthielt, ein seidenes Taschentuch ohne Monogramm, eine kleine Schachtel Abführpillen und eine gedruckte Karte:
     
    Mr R. H. Curry
    Metropolis and Provincial Insurance Co Ltd.
    7 Danvers Street
    London W. 2
     
    Hardcastle ging zu dem Sofa, auf dem Miss Pebmarsh saß.
    »Haben Sie zufällig den Besuch eines Versicherungsvertreters erwartet?«
    »Versicherung? Nein, bestimmt nicht.«
    »Von der Metropolis and Provincial Insurance?«
    Miss Pebmarsh schüttelte den Kopf.
    »Ich habe nie davon gehört. Ich bin gegen Feuer und Einbruch bei der Jove Insurance Company versichert. Eine Lebensversicherung habe ich nicht – ich habe keine Familie oder nahe Verwandte.«
    »Ich verstehe. Sagt Ihnen der Name Curry etwas? Mr R. H. Curry?«
    Er beobachtete sie genau, aber auf ihrem Gesicht zeigte sich keinerlei Reaktion.
    »Curry«, sie wiederholte den Namen und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Ist das der Name des Töten?«
    »Es könnte sein«, sagte Hardcastle.
    Miss Pebmarsh zögerte einen Augenblick. Dann meinte sie: »Soll ich – soll ich ihn – anfassen?«
    Er verstand sofort.
    »Würden Sie das tun, Miss Pebmarsh? Natürlich nur, wenn wir Ihnen damit nicht zu viel zumuten.«
    »Natürlich ist es nicht angenehm, aber ich bin bereit, es zu tun, wenn Sie meinen, dass es Ihnen helfen könnte.«
    »Danke«, sagte Hardcastle, führte sie um das Sofa herum, bedeutete ihr niederzuknien und brachte dann ihre Hand behutsam an das Gesicht des Toten. Sie war völlig ruhig, zeigte keinerlei Bewegung. Ihre Finger tasteten über das Haar, die Ohren, verweilten einen Augenblick hinter dem linken Ohr, strichen über die Nase, den Mund und das Kinn. Dann schüttelte sie den Kopf und stand auf.
    »Ich habe jetzt eine genaue Vorstellung von ihm, und ich bin mir völlig sicher, dass es niemand ist, den ich gekannt oder auch nur gesehen habe«, sagte sie.
    Der Fingerabdruckexperte hatte seine Sachen zusammengepackt und war aus dem Zimmer gegangen. Er steckte noch einmal den Kopf durch die Tür.
    »Sie wollen ihn abholen«, dabei deutete er auf die Leiche.
    »Gut«, sagte Inspektor Hardcastle. »Kommen Sie doch bitte, Miss Pebmarsh, und setzen Sie sich hier hin.«
    Er brachte sie zu einem Stuhl. Zwei Männer entfernten den aus dem Leben geschiedenen Mr Curry schnell und sachkundig. Hardcastle ging bis zur Pforte mit und kam dann ins Wohnzimmer zurück. Er setzte sich neben Miss Pebmarsh.
    »Das ist eine ungewöhnliche Geschichte, Miss Pebmarsh. Ich möchte noch einmal mit Ihnen die wesentlichen Punkte durchgehen und sehen, ob ich alles richtig verstanden habe. Verbessern Sie mich, wenn es nicht stimmt. Sie erwarteten heute keinen Besuch, Sie haben nicht wegen einer Versicherung angefragt, und Sie haben von niemandem einen Brief bekommen, worin der Vertreter einer Versicherungsgesellschaft für heute seinen Besuch ankündigte. Stimmt das?«
    »Voll und ganz.«
    »Sie benötigten keine Stenotypistin, und Sie riefen das Cavendish-Büro nicht an wegen einer Schreibkraft, die um drei Uhr hier sein sollte.«
    »Auch das stimmt.«
    »Als Sie das Haus gegen halb zwei verließen, waren in diesem Raum nur zwei Uhren: die Kuckucksuhr und die Standuhr. Sonst keine.«
    Miss Pebmarsh wollte es bestätigen, berichtigte sich dann aber.
    »Wenn ich ganz korrekt sein will, könnte ich das nicht beschwören. Da ich nicht sehen kann, würde ich das Fehlen oder in diesem Fall das Vorhandensein von etwas, das gewöhnlich nicht im Zimmer ist, nicht bemerken. Damit will ich sagen, dass ich

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