Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
und…«
    Hardcastle war verblüfft.
    »Es ist kein Telefon im Hause.«
    »Am Ende der Straße ist eine Zelle«, bedeutete der Inspektor.
    »Ja natürlich. Aber ich kann Ihnen versichern, Inspektor Hardcastle, dass ich keine Stenotypistin brauche und nicht – ich wiederhole nicht – dieses Cavendish-Büro angerufen habe.«
    »Sie haben nicht ausdrücklich Miss Sheila Webb angefordert?«
    »Ich hatte den Namen vorher noch nie gehört.«
    Hardcastle sah sie erstaunt an.
    »Die Haustür war nicht abgeschlossen«, meinte er.
    »Das ist sie während des Tages häufig nicht.«
    »Jeder könnte hereinkommen.«
    »In diesem Fall scheint das jeder getan zu haben«, bemerkte Miss Pebmarsh trocken.
    »Miss Pebmarsh, nach Aussage des Arztes starb der Mann ungefähr zwischen 13.30 und 14.45 Uhr. Wo waren Sie um diese Zeit?«
    Miss Pebmarsh dachte nach.
    »Um halb zwei hatte ich das Haus schon verlassen oder ging gerade fort. Ich hatte ein paar Besorgungen zu machen.«
    »Könnten Sie mir genau sagen, wo Sie waren?«
    »Ich ging zur Post in der Albany Road, gab ein Paket auf, kaufte Briefmarken, dann besorgte ich einiges für den Haushalt und dann kehrte ich ins Haus zurück. Ich kann Ihnen genau sagen, wie spät es war. Meine Kuckucksuhr schlug dreimal, als ich den Gartenweg entlangkam.«
    »Und die anderen Uhren?«
    »Wie bitte?«
    »Ihre anderen Uhren schienen alle über eine Stunde vorzugehen.«
    »Vorzugehen? Sie meinen die Standuhr in der Ecke?«
    »Nicht nur die – all die anderen Uhren im Wohnzimmer.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie mit ›anderen Uhren‹ meinen. Im Wohnzimmer gibt es keine anderen Uhren.«

4
     
    H ardcastle sah sie verblüfft an.
    »Aber, Miss Pebmarsh! Was ist mit der wunderschönen Dresdner Porzellanuhr auf dem Kamin? Und mit der kleinen, vergoldeten französischen Uhr? Dann die silberne Wagenuhr und – o ja, die Uhr mit der Aufschrift ROSEMARY?«
    Jetzt war es an Miss Pebmarsh, verblüfft zu sein.
    »Entweder sind Sie verrückt, oder ich bin es, Inspektor. Ich versichere Ihnen, dass ich keine Dresdner Porzellanuhr habe, keine – was sagten Sie – keine Uhr, auf der ›Rosemary‹ steht, keine französische vergoldete Uhr und – was noch?«
    »Eine silberne Wagenuhr«, sagte Hardcastle automatisch.
    »Auch die nicht. Wenn Sie mir nicht glauben, können Sie die Frau fragen, die bei mir sauber macht. Ihr Name ist Mrs Curtin.«
    Inspektor Hardcastle ließ sich das alles einen Augenblick durch den Kopf gehen. Dann stand er auf.
    »Würden Sie wohl mit mir in das andere Zimmer kommen, Miss Pebmarsh?«
    »Gewiss. Ehrlich gestanden, ich würde die Uhren selber gern sehen.«
    »Sehen?«, fragte Hardcastle schnell zurück.
    »Untersuchen wäre das bessere Wort«, sagte Miss Pebmarsh. »Wenn ich sehen sage, dann meine ich, ich würde die Uhren gern mit meinen eigenen Fingern fühlen.«
    Im Esszimmer sagte der Fingerabdruckexperte zu Hardcastle: »Ich bin hier fertig. Sie können alles anfassen.«
    Hardcastle nickte, nahm den kleinen Reisewecker mit der Aufschrift »Rosemary« und legte ihn in Miss Pebmarshs Hände. Sie tastete ihn sorgsam ab.
    »Es scheint ein gewöhnlicher Reisewecker zu sein«, sagte sie, »in einem Lederbehälter. Mir gehört er nicht, Inspektor, und er war auch nicht in diesem Zimmer, als ich das Haus um halb zwei verließ, dessen bin ich mir ziemlich sicher.«
    Der Inspektor nahm ihn ihr ab und hob die Dresdner Uhr vom Kamin.
    »Seien Sie vorsichtig«, mahnte er, während er sie in ihre Hände legte, »sie ist zerbrechlich.«
    Millicent Pebmarsh tastete die kleine Porzellanuhr behutsam mit den Fingerspitzen ab. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Es muss eine reizende Uhr sein«, sagte sie, »aber mir gehört sie nicht. Wo, sagten Sie, stand sie?«
    »Rechts auf dem Kamin.«
    »Dort sollten zwei Porzellanleuchter stehen«, sagte Miss Pebmarsh.
    »Ja, einer ist dort, aber er ist ganz ans Ende geschoben worden«, erklärte ihr Hardcastle.
    »Sie sagten, dass noch eine Uhr da sei?«
    »Noch zwei.«
    Hardcastle nahm ihr die Porzellanuhr wieder ab und gab ihr die kleine französische Uhr. Sie befühlte sie schnell und gab sie zurück.
    »Nein, auch die gehört mir nicht.«
    Das gleiche sagte sie von der silbernen Uhr.
    »Die einzigen Uhren, die sich gewöhnlich in diesem Zimmer befinden, sind die Standuhr dort in der Ecke am Fenster und eine Kuckucksuhr an der Wand neben der Tür.«
    Hardcastle wusste nicht recht, was er als nächstes sagen sollte. Er betrachtete die Frau prüfend. Auf

Weitere Kostenlose Bücher