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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mensch mit Gefühlen, und die Probleme betreffen Menschen – ich kam aus menschlicher Neugierde hierher.«

30
     
    C olin Lambs Bericht
    Wieder einmal war ich in Wilbraham Crescent und ging in westlicher Richtung. Vor Nr. 19 hielt ich an. Alles war friedlich diesmal. Ich ging zur Vordertür und läutete. Miss Millicent Pebmarsh öffnete.
    »Colin Lamb«, sagte ich kurz. »Darf ich Sie wohl einen Augenblick sprechen?«
    »Gewiss.« Sie führte mich ins Wohnzimmer. »Sie scheinen sich sehr viel in dieser Gegend aufzuhalten, Mr Lamb. Ich hörte aber, dass Sie nichts mit der hiesigen Polizei zu tun haben…«
    »Das stimmt. Sie haben wohl bei unserem ersten Zusammentreffen schon genau gewusst, wer ich bin.«
    »Ich weiß nicht recht, was Sie damit sagen wollen.«
    »Ich bin sehr töricht gewesen, Miss Pebmarsh. Ich kam in diesen Ort, um Sie zu suchen. Ich fand Sie am ersten Tag und wusste nicht, dass ich Sie gefunden hatte!«
    »Vielleicht hat der Mord Sie zu sehr abgelenkt.«
    »Genau. Außerdem habe ich dummerweise ein Stückchen Papier verkehrt herum gehalten.«
    »Und was bedeutet das alles?«
    »Nur, dass das Spiel aus ist, Miss Pebmarsh. Ich habe die Zentrale gefunden, wo die Pläne ausgearbeitet wurden. Die notwendigen Protokolle und Memoranden legten Sie nach dem Mikro-Punktsystem in Blindenschrift nieder. Die Informationen, die Larkin in Portlebury beschaffte, wurden an Sie weitergegeben. Hier übernahm sie Ramsay und brachte sie zu ihrem Bestimmungsort. Wenn erforderlich, kam er nachts durch den Garten zu Ihnen. Einmal ließ er in Ihrem Garten eine tschechische Münze fallen – «
    »Das war fahrlässig von ihm.«
    »Früher oder später passiert uns allen das einmal. Ihre Tarnung ist sehr gut. Sie sind blind, Sie arbeiten an einem Institut für behinderte Kinder, Sie haben Hefte von Kindern in Blindenschrift im Haus – Sie sind eine Frau von ungewöhnlicher Intelligenz, eine starke Persönlichkeit. Ich weiß nicht, was Sie dazu treibt…«
    »Überzeugung, wenn Sie so wollen… Aber warum sagen Sie mir das alles? Das erscheint mir ungewöhnlich.«
    Ich sah auf meine Uhr.
    »Sie haben zwei Stunden Zeit, Miss Pebmarsh. In zwei Stunden werden Angehörige der Sonderabteilung hier sein und Ihren Fall übernehmen – «
    »Ich verstehe Sie nicht. Weshalb kommen Sie vorher und geben mir eine Art Warnung – «
    »Es ist eine Warnung. Ich werde hierbleiben, bis meine Leute kommen, um dafür zu sorgen, dass nichts dieses Haus verlässt – mit einer Ausnahme. Diese Ausnahme sind Sie selbst. Sie haben zwei Stunden Zeit, wenn Sie es vorziehen wegzugehen.«
    »Aber weshalb, weshalb?«
    Langsam sagte ich: »Weil es möglich ist, das Sie in Kürze meine Schwiegermutter werden… Ich kann mich aber auch irren.«
    Es war still. Millicent Pebmarsh stand auf und ging ans Fenster. Ich ließ sie nicht aus den Augen, ich machte mir keine Illusionen über sie und traute ihr nicht eine Sekunde. Ihre Blindheit würde sie nicht daran hindern, mir eine automatische Waffe ins Rückgrat zu rammen, wenn sie die Chance dazu hätte.
    »Ich werde Ihnen nicht sagen, ob Sie sich irren oder nicht. Weshalb glauben Sie, dass es so ist, wie Sie sagen?«
    »Die Augen.«
    »Im Charakter sind wir uns aber nicht ähnlich.«
    »Nein.«
    Fast trotzig sagte sie: »Ich habe alles für sie getan, was ich konnte… Dass sie es war, wusste ich an jenem Tag erst, als ich ihren Namen hörte… man hat mich immer auf dem laufenden gehalten über sie – immer.«
    »Sie waren nie so hart, wie Sie es gern gewesen wären.«
    »Reden Sie keinen Unsinn!«
    Ich sah wieder auf die Uhr: »Die Zeit vergeht.«
    Sie kam vom Fenster zurück zum Schreibtisch.
    »Ich habe ein Foto von ihr hier – als Kind…«
    Ich stand hinter ihr, als sie die Schublade aufzog. Es war keine automatische Pistole, es war ein kleines, scharfes Messer…
    Meine Hand schloss sich über ihrer und nahm es ihr weg.
    »Ich mag sentimental sein, aber ich bin kein Narr«, sagte ich. Sie tastete nach einem Stuhl und setzte sich, ohne die geringste Bewegung zu zeigen.
    »Ich mache von Ihrem Angebot keinen Gebrauch. Ich werde auf sie warten. Es gibt immer Möglichkeiten – sogar im Gefängnis – ja, auch Möglichkeiten, andere zu überzeugen.«
    Als Feinde, aber voller Verständnis für die Haltung des anderen, saßen wir uns gegenüber.
    »Ich habe meinen Abschied genommen«, sagte ich ihr. »Ich werde wieder als Meeresbiologe arbeiten – in Australien.«
    »Sie tun gut daran, glaube ich. Sie

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