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Auf dünnem Eis: Die Psychologie des Bösen (German Edition)

Auf dünnem Eis: Die Psychologie des Bösen (German Edition)

Titel: Auf dünnem Eis: Die Psychologie des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Benecke
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Dabei ist es ihnen auch egal, ob die Menschen, denen gegenüber sie wortbrüchig werden, ihre Eltern, Geschwister, Kinder, Partner, Freunde oder Arbeitgeber sind.
    Geld, das sie sich leihen, zahlen sie nie oder nur sehr verzögert zurück. Wenn sie einer Arbeit nachgehen, erledigen sie ihre Aufgaben zwischendurch zu langsam oder fehlerhaft. Das liegt nicht daran, dass sie es nicht besser können, sondern dass sie gerade keine Lust auf ihre Aufgabe haben. Manche verhalten sich verantwortungslos im Straßenverkehr, fahren regelmäßig viel zu schnell, alkoholisiert oder unter Drogen Auto. Dass sie dadurch schwere Unfälle verursachen können, ist ihnen egal.
    Am Arbeitsplatz fallen Psychopathen auch dadurch auf, dass sie sich häufig krankschreiben lassen oder ständig zu spät kommen. Einer meiner mittelgradig psychopathischen Interviewpartner erzählte, dass er über die Jahre bei jeder seiner Arbeitsstellen dafür bekannt war, häufig zu spät zu kommen. Selbst die Drohung, er würde deshalb seinen Ausbildungsplatz verlieren, beeindruckte ihn nicht.
    Bei einer Gelegenheit sprach ihn ein leitender Mitarbeiter darauf an, dass er mit seinem ständigen Zuspätkommen – teils um Stunden – andere Mitarbeiter belaste: »Du solltest nach allem, was du dir unverschämterweise seit Jahren herausnimmst, endlich mal zu Kreuze kriechen.« Mein Interviewpartner erwiderte ruhig und lächelnd: »Zu Kreuze kriechen ist nicht so mein Ding.« Er räumte natürlich nicht den geringsten Fehler ein, blieb völlig gelassen und zeigte deutlich, dass ihm die Kritik des leitenden Mitarbeiters vollkommen egal war.
    Wie sehr der leitende Mitarbeiter auch schimpfte, mein Interviewpartner lächelte nur und ging überhaupt nicht auf ihn ein. Schließlich wendete sich dieser Mitarbeiter wütend ab, da sein Ärger vollkommen wirkungslos blieb. Längst haben alle in seinem Betrieb aufgegeben, ihn auf seine Unzuverlässigkeit anzusprechen.
    Mich wunderte, wie er es geschafft hat, diese Arbeitsstelle – in der auch er eine leitende Position hat – seit über einem Jahrzehnt zu behalten. Er erwiderte, über die Jahre habe er immer mehr Anschaffungen aus eigener Tasche gemacht, die dem kleinen Betrieb nützen. Würde er gefeuert werden, so würde er alles, was er angeschafft hatte, mitnehmen. Dann hätte der kleine Betrieb ein Problem, all die ihm gehörenden Arbeitsmaterialien schnell zu ersetzen. Damit hat er es geschafft, sich praktisch unkündbar zu machen. Dazu kommt sein freundschaftliches Verhältnis zum Chef – zusammengenommen eine clevere Strategie, mit der er für sich ideale Arbeitsbedingungen geschaffen hat. Er berichtete grinsend, dass, weil er sich herausnimmt, was er will, ihn alle »Der König« nennen.

Scheinbar geborene Verbrecher –
Wie der Psychopath von klein auf alle Regeln bricht
Ursprünge der Psychopathie:
Die Sünden der Väter
– Die Wurzeln des Übels
    Im »Alten Testament« steht der Spruch: »Gott sucht die Sünden der Väter an den Kindern heim bis zur dritten und vierten Generation« (4. Buch Mose, Kapitel 14, Vers 18). Obwohl ich nicht religiös bin, denke ich, dass dieser Bibelvers auf einer Beobachtung basiert, die bis heute auch in psychologischen Untersuchungen gemacht wird: Deutlich psychisch auffällige Eltern haben sehr oft psychisch auffällige Kinder, die wiederum zu Eltern psychisch auffälliger Kinder werden und immer so weiter.
    Psychopathen werden zwar nicht »böse« geboren, doch sie entwickeln schon als kleine Kinder psychopathische Eigenschaften. Die Familien, aus denen sie stammen, sind immer auf irgendeine Art »kaputt«. Ihre Eltern führen wenn überhaupt zerrüttete Ehen, oft verlässt mindestens ein Elternteil früh die Familie, und viele von ihnen ziehen öfter um. Die Eltern psychopathischer Menschen haben selbst psychische Probleme, sie kümmern sich kaum oder nicht angemessen um ihre Kinder.
    Weil ihre eigenen psychischen Probleme sie oft schwer belasten, vernachlässigen solche Eltern ihre Kinder, sie verhalten sich ihnen gegenüber gewalttätig, manchmal bis zum sexuellen Missbrauch. Viele Menschen aus solchen Familien haben als Erwachsene selbst psychische Probleme, doch nur sehr wenige von ihnen werden Psychopathen. Zur »kaputten« Kindheit muss eine bestimmte Kombination von Erbanlagen kommen, damit ein Mensch zum Psychopathen wird.
14. Was ist nur mit diesem Kind los?
– Der Satansbraten
    Weil stark ausgeprägte Psychopathen immer aus kaputten Familien kommen, fallen sie

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