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Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen

Titel: Auf duennem Eis - die Psychologie des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Benecke
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missbraucht wurde und woran sie starb. Nur eine Kieferverletzung legt nahe, dass sie an dieser Stelle einen heftigen Schlag abbekommen hat. Ein Schuh ist alles, was die Polizeibeamten noch von ihrer Kleidung finden. In der Umgebung entdecken sie auch die Tatwaffe, das Tranchiermesser, und Robins Strandhandtuch, mit dem das blutige Messer abgewischt worden ist.
Eine lange Flucht geht zu Ende
    Rodney begreift, dass er wahrscheinlich keine Möglichkeit mehr hat, zu entkommen. Die Frage ist nicht mehr, ob die Polizei ihn erwischen kann, sondern nur, wann. Zwei Tage, nachdem Robins Leiche offiziell identifiziert worden ist, erklärt er seiner Freundin Elizabeth Moore, dass er kurzfristig verreisen will. Er muss nach Dallas, wo er plant, ein Fotogeschäft zu eröffnen, sagt er ihr. Dass Rodney in der letzten Zeit seine Frisur deutlich verändert hat, ist Elisabeth zwar aufgefallen, doch sie dachte sich nichts dabei.
    In Wahrheit reist Rodney unbemerkt nach Seattle, wo er einen Schrank in einer Lagereinrichtung mietet. Dort bringt er Dinge unter, die einerseits sehr gefährliche Beweismittel gegen ihn sind, die ihm andererseits aber auch zu viel bedeuten, als dass er sie im Interesse seiner eigenen Sicherheit vernichten könnte: riesige Stapel von ihm selbst aufgenommener und entwickelter Fotos sowie unter anderem Ohrringe von zweien seiner Opfer. Auf den Fotos sind hauptsächlich Mädchen und Frauen im Alter zwischen acht und Mitte dreißig zu sehen. Doch auffallend viele Bilder zeigen auch nackte Jungen.
    Am 12. Juli ist Rodney wieder in Los Angeles und besucht Elizabeth. Er erzählt ihr von dem angeblichen Aufenthalt in Dallas. Währenddessen versucht die Polizei von Huntington Beach alles, um ihn möglichst bald festnehmen zu können. Am 23. Juli teilt Rodney Elizabeth mit, dass er am nächsten Tag kurzfristig nochmals nach Dallas muss. Zu der Reise kommt es aber nicht mehr.
    Am Tag, als Rodney eigentlich fliehen will, verhaften Polizeibeamte ihn bei seiner Mutter, wo er weiterhin wohnt. Sie durchsuchen das Haus und nehmen alle Dinge, die sie als mögliches Beweismaterial einstufen, mit. Die Quittung für den Lagerschrank in Seattle findet ein Polizeibeamter in einem Buch, das Rodney in seinem Nachttisch aufbewahrt. Der Beamte notiert sich die Informationen darauf, ohne die Quittung mitzunehmen.
    In Rodneys Wagen, der genau dem Automodell entspricht, das Dana Crappa später beschreiben wird, finden die Polizeibeamten einen Aktenkoffer. Darin sind Fotozubehör und zwei Schlüssel. Was die Beamten an diesem Tag mitnehmen, reicht aus, um Rodney in Untersuchungshaft zu behalten. Seine Kaution wird diesmal auf 250000 Dollar festgesetzt.
    Rodney ruft seine jüngere Schwester an, Maria Christine De La Cerda, von allen Krissy genannt. Polizeibeamte hören das Telefonat mit; sie gewinnen den Eindruck, Rodney versuche Krissy möglichst unauffällig dazu zu bewegen, ihn zu entlasten. Daraufhin werden Krissy und Rodneys Mutter befragt. Beide versuchen, Rodney ein sicheres Alibi zu verschaffen. Doch sie behaupten, in Zeiträumen mit ihm zusammen gewesen zu sein, in denen er von vielen anderen Menschen nachweislich ganz woanders gesehen wurde. Damit wird schnell klar, dass ihre Aussagen wertlos sind.
Hinter den Masken des Rodney Alcala
    Schon am Tag nach Rodneys Verhaftung fliegen zwei Polizeibeamte aus Los Angeles nach Seattle. Sie haben einen Durchsuchungsbefehl für den Lagerschrank dabei. Mit den Schlüsseln aus seinem Auto öffnen sie die beiden Vorhängeschlösser. Im Schrank finden sie Schmuck und Kartons mit mehr als 1700 Fotos und Negativen. Auf einem Karton steht: »Ode an New York von John Berger«.
    Dieser Schrank bewahrt das Wertvollste auf, das Rodney besitzt: Trophäen. Sie sind seine einzige Möglichkeit, Menschen auf eine gewisse Art nahezukommen und sie in seinem Leben zu behalten. Das Innere des Schranks entspricht dem, was in Rodneys Innerem zu finden ist: eine riesige Sammlung bunter, ungewöhnlicher Augenblicke und intensiver Erlebnisse, die wie ungeordnete Puzzlestücke durcheinanderliegen. Egal, wie lange man den chaotischen Haufen betrachtet, es ist kein schlüssiges, vernünftiges Gesamtbild darin zu erkennen.
    Rodney beobachtet die anderen Menschen durch seine Kamera. Er spielt ihnen vor, einer von ihnen zu sein, ist es aber nicht. Da ist immer eine Grenzlinie zwischen ihm und den anderen, die er nie überschreiten kann. In seiner Welt ist er – das Monster mit den vielen Gesichtern – allein und wird es

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